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13.09.08 / Zauber der Dünen / Die Sandgebilde auf Gran Canaria erinnern an ihre »große Schwester« auf der Kurischen Nehrung

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 37-08 vom 13. September 2008

Zauber der Dünen
Die Sandgebilde auf Gran Canaria erinnern an ihre »große Schwester« auf der Kurischen Nehrung

Es ist unmöglich, von Gran Canaria nicht begeistert zu sein! Und tatsächlich ist das Ferienparadies „Diesseits von Afrika“, aber noch in Europa, etwas Besonderes, wohl auch Einzigartiges.

Da ist vor allem der „ewige Frühling“, besser sagt man „ewiger Sommer“; wohltemperierte Ganzjahressaison. „Wir haben das beste Klima der Welt“, rühmt die Reiseleiterin. Wörtlich nun sogar wissenschaftlich bestätigt durch eine Studie der Universität von Syracuse (USA).

Subtropische Blütenpracht ziert wie ein lieblicher Kontrast zu der schroffen und bizarren, oft sogar öden Gesteinswelt des Nordens und der übrigen Insel überhaupt den so beliebten Süden mit seinen weiten und breiten Badestränden von San Augustin bis Maspalomas und dem gemeinsamen Zentrum Playa del Inglés dazwischen. Majestätische Palmen und exotische Kakteen zieren endlose Promenaden, üppige Anlagen und gepflegte Hotelgärten.

Alles wird aber übertroffen von der faszinierenden Schönheit der Dünen von Maspalomas. Kaum weiter als 200 Kilometer von der Sahara entfernt scheint es so, als ob hier die größte Wüste der Erde ihre liebliche Miniaturausgabe etabliert hätte. Ewig wandernde goldbraune Sandmasse, ständig verändernde Formen, wechselnde Farben – alles zum Greifen nah und leicht überschaubar.

Meinte Wilhelm von Humboldt dieses Bild, als er sagte: „Die Kurische Nehrung muß man ebensogut wie Spanien und Italien gesehen haben, wenn einem nicht ein wunderbares Bild in der Seele fehlen soll?“ Jedenfalls hatten schon ihn die Kanaren begeistert. Allerdings gibt es da Unterschiede in der Größenordnung. Die ostpreußische Düne zwischen Haff und Ostsee ist fast 100 Kilometer lang und mehr als 70 Meter hoch (Europa-Rekord!). Eine majestätische Parabeldüne mit Vordüne zum Meer, ständig ansteigend bis zum Sturzhang ins Haff. Die „kleine Schwester

Maspalomas“ bringt es lediglich auf sechs Kilometer Länge – ganz Gran Canaria mißt nur 60 Kilometer – und zwölf Meter Höhe. Der Sand besteht nicht aus den strandüblichen Quarzgebilden, sondern aus feingemahlenen Muschelschalen und Schneckenhäusern.

Hier wie dort aber schmücken „Kupsten“ (kleine bewachsene Hügel) die „lebende Wüste“. Darauf große Sträucher (Tamarisken) und mittelgroße (Salzhafer), die die vom ständigen Passatwind verwehten Sandkörner festhalten und anhäufeln – auch ein Wunder der Natur.

Dünen sind die Krönung bevorzugter Strandlandschaften. Hier aber ist der Festplatz der Kaiserkrönung. Verständlich, daß sich Tausende Bewunderer zu täglicher Huldigung einfinden. Marschkolonnenartig ergießt sich ein Strom aus den Bettenburgen von Playa del Inglés, pilgert ununterbrochen am Wasser entlang und – versickert schließlich in dem 400 Hektar großen Naturschutzgebiet der Sandberge mit Palmenhain und Lagune. Abends geht’s zurück.

Dazwischen liegt ein Tag der Erholung in allen Variationen, auf luftigen Anhöhen, in stillen Tiefen, besonders an und auf den Kupsten. Auf windgeschützten Liegen unterm Sonnenschirm und im brandenden Atlantik.

Playa del Inglés ist vom „Strand der Engländer“ (weil dort Briten als erste einstmals ein Bad nahmen) zum Traumziel der Deutschen geworden. Vom unbekannten Fischerdorf zum touristischen Zentrum der Insel, ganz Kanariens, ja, sogar Gesamt-Spaniens. Die 60000 Gästebetten in Hotels aller Kategorien und 300 Apartmentanlagen sind nahezu zur Hälfte von Deutschen belegt, besonders im Winter. Unzählige bleiben lange Zeit bis ständig hier. Es gibt deutsche Restaurants (von der „Altstadt Düsseldorf“ bis zum „Hofbräuhaus“), deutsche Supermärkte, Schlachter, Bäcker, Juweliere, Ärzte, Kirchen, eine deutsche Straße und vorherrschend deutsche Laute. Diese explosionsartige Entwick-lung hat das Zeitalter der Flugreisen möglich gemacht. Die vergangenen 50 Jahre haben die Urlaubswelt verändert, ja revolutioniert. Viereinhalb Stunden nur noch sind jetzt die Kanaren von Hamburg entfernt. Und immer wieder hört man: „Nirgendwo gibt es bessere Erholung im warmen Salzwasser, in würziger Seeluft und unter einer ständig und wohltuend scheinenden Sonne.“ Wer mehr will, surft, taucht, segelt, fischt, reitet (auch auf dem Kamel), wandert, golft, sieht sich wie Ikarus paragleitend die sagenhafte Welt von oben an, oder er mummelt durch riesige Einkaufszentren, kehrt in eines der 400 Restaurants ein. Wer immer noch nicht genug hat, sucht den Trubel in Vergnügungsstätten aller Art, darunter 60 Diskotheken.

Ruhiger, baulich gelockerter und stilvoller geht es im Westteil der sonst mit sehr erhöhter Schlagzahl pulsierenden Urlaubs-Metropole zu. Jeder Schritt bringt den Naturfreund seinem Paradies näher, dem Zauber der Dünen. Im rötlichen Licht der versinkenden Sonne erglühen sie noch einmal in plastischer Schönheit. Dann zerfließen die klaren Linien, die Hügel versinken, und die Täler haben keine Tiefe mehr. Schöneres kann es kaum geben, als wenn am nächsten Morgen die schlummernden Sandmassen zu neuem Leben erwachen, wenn der erste Sonnenstrahl die Welt des Reichs der Dünen weckt. Aus einer monotonen Wüstenei erheben sich mächtige Gestalten, scharfe, schwungvolle Linien formen ein bewegtes Meer von Hügeln, die mit jedem Sonnenstrahl wie ein Chamäleon die Farbe wechseln. Bis das Himmelslicht voll angeschaltet ist und die goldbraune Pracht den leuchtenden Sand in allen Formen präsentiert: elegant gerundet, glatt geschliffen, geriffelt, aufgerauht, geglättet, spitz, platt – und immer neue Gestalt suchend. Schon streben erste Badelustige, Wanderer und Surfer dem rauschenden Meer entgegen, während vom Geschauten erfüllte Frühwanderer heimwärts streben.          Helmut Peitsch

Foto : Ausblick: Die Dünen auf Gran Canaria erreichen zwölf Meter Höhe und sind ein beliebtes Touristen-Ziel.


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