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20.09.08 / Steuergelder im Sand / Ein Spaßbad in Brandenburg kostet den Fiskus Millionen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 38-08 vom 20. September 2008

Steuergelder im Sand
Ein Spaßbad in Brandenburg kostet den Fiskus Millionen

Selbst eingefleischte Kritiker beschleicht Mitleid, wenn sie das gigantische Spaßbad „Tropical Islands“ im südbrandenburgischen Brand sehen. Auch vier Jahre nach der von viel Medienrummel begleiteten Eröffnung ist die Mammuthalle gähnend leer. Ursprünglich hätten in dem 107 Meter hohen Bau Zeppeline entstehen sollen – schon bei diesem Projekt verlor die öffentliche Hand Millionen. Die Investoren, die die Halle nach der Cargolifter-Pleite im Jahr 2002 in ein Freizeitparadies verwandelt haben, versuchen nun, die zweite große Pleite an diesem Ort zu verhindern.

Sandy B. aus Leipzig ist mit ihrer Familie „eingezogen im Tropical Island“, wie sie selbst sagt. „Es ist hier so leer, und so eine Reise nach Mallorca könnte ich meinen Kindern sonst nie bieten.“ Schon vier Tage verbringen sie in der Halle. Sie schlafen in kleinen Zelten auf dem Sandboden, gehen den ganzen Tag lang schwimmen, rutschen, spielen, lesen. Die Hartz-IV-Empfängerin mußte am Eingang 25 Euro Eintritt bezahlen (Kinder 19,50 Euro) und bekam dafür beliebig langen Eintritt. Die Mahlzeiten in den Restaurants sind natürlich teuer, aber auch nicht unbezahlbar.

An Kunden wie Sandy B. müssen die Bosse der Badelandschaft gedacht haben. Den Tropical-Islands-Betreibern ist klar geworden, daß der Zuspruch normaler Tagesgäste aus Berlin ihre Halle nicht füllt. Bei der Eröffnung 2004 rechneten sie sich ihr Projekt schön, sprachen vom Andrang des Berliner Millionenpublikums. Doch die Berliner blieben weg.

Deswegen soll jetzt ein Feriendorf entstehen, das Mehrtagestouristen anlockt. Investoren aus Dänemark haben den malaysischen Besitzer der Anlage auf die Idee gebracht. Insgesamt sind stolze 2000 Ferienhäuser neben der Halle, in denen bis zu 14000 Gäste übernachten könnten, geplant. Im ersten Abschnitt entstehen 375 skandinavische Holzhäuser. 670 Millionen Euro wird die Siedlung laut Plan insgesamt einmal kosten.

Einen Teil wird wohl der Steuerzahler übernehmen müssen. Die Betreiber haben angekündigt, alle in Frage kommenden staatlichen Subventionen zu beantragen. Das mache schließlich jedes Unternehmen, heißt es aus Brand. Vor zwei Jahren erst erhielten sie für den Umbau der Anlage 17 Millionen Euro vom Staat.

Von Berechnungen zur Rentabilität ist nichts bekannt. Die Betreiber sind weder auskunftspflichtig noch -willig. Unbestätigten Presseberichten zufolge lag der Verlust im vergangenen Jahr bei zwölf Millionen Euro.            M.S.


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