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20.09.08 / Den Krieg im Fokus / »Die kleine Figur meines Vater« über Walter Henisch wieder aufgelegt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 38-08 vom 20. September 2008

Den Krieg im Fokus
»Die kleine Figur meines Vater« über Walter Henisch wieder aufgelegt

Und wieder und wieder und wieder. Offenbar gibt es in jeder Generation Leser, die sich für die Lebensgeschichte des österreichischen Kriegsberichterstatters Walter Henisch interessieren. Und so wurde das vor über 30 Jahren von seinem Sohn Peter verfaßte Buch „Die kleine Figur meines Vaters“ nun erneut aufgelegt. Und die Lektüre lohnt sich.

Eigentlich war Peter Henisch von den ganzen Kriegsgeschichten seines Vaters aus dem Zweiten Weltkrieg nie sonderlich angetan, zwar haben ihn dessen Fotos schon immer fasziniert, doch mit den Geschichten drumherum hat er sich nicht beschäftigt. Erst als sein Vater unheilbar an Krebs erkrankt, fängt er an, seinen Vater zu interviewen und dessen Antworten auf Tonband aufzunehmen. Das Ergebnis der Interviews fließt mit in sein Buch ein, doch nur teilweise. Schon während des Schreibens merkt der 30jährige Sohn an, daß er selber nicht ganz genau wisse, wo das alles hinführt. Er verewigt nämlich keineswegs nur das Leben seines berühmten Vaters in seinem Werk, er schreibt auch über das Verhältnis der Familienmitglieder zueinander und über sich selber, denn er erkennt durchaus, daß er sich in die Lebensgeschichte seines Vaters auch so engagiert hineinstürzt und lieber vom grausamen Kriegsgetümmel von einst hört, um nicht allzu bewußt das Dahinsiechen des Vaters in der Gegenwart mitzuerleben. „Die ganze Front entlang schießt die Artillerie. Gleichzeitig heulen Schwärme von Stukas heran. Die Gegend versinkt im Gewitter der Detonationen. Erzählte mein Vater. Erzählte er wieder und wieder. Nach 15 Minuten wird das Feuer verlegt… Du nimmst das, erzählt mein Vater, nur halb und halb wahr. Im ersten Ansturm gibt es kein Stehenbleiben. Kein Innehalten und Sehen. Sturm vorwärts, heißt es. Da gibt es auch kein richtiges Fotografieren.“

Peter Henisch „Die kleine Figur meines Vaters“ ist auch heute noch so lesenswert, weil er, unüblich für seine Generation, nicht den Vater verurteilt oder mit seinen Fragen über die Vergangenheit als Nazi und Verbrecher überführen will. Hier will der Sohn einfach nur wissen, was der Vater damals sah und empfand, er verurteilt seinen Vater nicht, er dokumentiert nur Fakten und Gefühle.          Bel

Peter Henisch: „Die kleine Figur meines Vaters“, dtv, München 2008, brosch., 271 Seiten, 8,90 Euro


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