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27.09.08 / Droht den USA die Pleite? / Die Vereinigten Staaten und ihre Bürger leben seit Jahren über ihre Verhältnisse

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 39-08 vom 27. September 2008

Droht den USA die Pleite?
Die Vereinigten Staaten und ihre Bürger leben seit Jahren über ihre Verhältnisse

Die USA stehen bereits mit zehn Billionen Dollar in der Kreide. Durch die Bankenkrise steigt die Staatsverschuldung nun weiter.

„Money makes the world go round“ sang schon Liza Minelli in den 70er Jahren. Geld bewegt die Welt, doch momentan keineswegs im positiven Sinne. 700 Milliarden Dollar – oder vielleicht doch eine Billion – kostet den amerikanischen Staat das Versagen seiner Finanzelite. Dieses „Notopfer“ ist eine Bankrotterklärung für die Wirtschaft, aber auch für die Regierung des mächtigsten Landes der Welt. Doch bedeutet das jetzt, daß die USA den Bankrott erklären müssen? Immerhin handelt es sich um eine Summe, die zusammen mit dem, was die Wirtschaft und die Privatleute in den USA verloren haben, noch über dem liegt, was der deutsche Staat insgesamt an Schulden hat. Und in Deutschland herrscht schon Sorgenstimmung, weil keiner genau weiß, wie der Staat jemals seine 1,5 Billionen Euro Schulden zurückzahlen soll, zumal er immer weiter neue Kredite aufnimmt. Wie geht es dann erst den 305 Millionen US-Bürgern, deren Land bereits mehr als zehn Billionen Dollar Schulden hat? Das sind pro Kopf 37000 US-Dollar, umgerechnet 24500 Euro, und somit deutlich mehr als die deutsche Pro-Kopf-Verschuldung von 18382 Euro.

„Die Volumina, die da im Gespräch sind, könnten die Staatsverschuldung der USA in gefährliche Höhen schnellen lassen“, warnt der Finanz-wissenschaftler Winfried Fuest vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW) über den Bankenrettungsplan der US-Regierung. Aussagen wie diese vergrößern die Befürchtung, daß die USA bald vor dem finanziellen Aus stehen. Doch Untergangsszenarien sind blanke Hysterie, für die es keinerlei Fakten gibt, beruhigt Michael Bräuninger vom Hamburgischen Weltwirtschafts-Institut auf Anfrage der PAZ.

Die Staatsverschuldung der USA ist zwar für sich gesehen mit rund elf Billionen Dollar (sieben Billionen Euro) erschreckend hoch, doch liegt es bezogen auf das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im internationalen Vergleich noch im Mittelfeld. In Prozent des Bruttoinlandsproduktes liegen die USA seit Jahren zwischen 65 und 68 Prozent, was der Verschuldung Deutschlands oder Frankreichs entspricht. Japan liegt bei 182 Prozent seines BIP, müßte also, ginge es nach den Unkenrufern, längst den Bankrott erklärt haben – hat es aber nicht.

Das soll nicht heißen, daß die USA so weiter machen können wie bisher. Im Grunde hätten die Vereinigten Staaten in Sachen Staatsverschuldung schon vor Jahren auf die Bremse treten müssen, da das Land über seine Verhältnisse lebt. Nicht nur, daß der Staat mehr ausgibt als er einnimmt, auch die Handelsbilanz des Landes ist seit den 70er Jahren negativ. Das sogenannte Zwillingsdefizit bedeutet, daß der Staat sich hauptsächlich mit Geld aus dem Ausland finanziert.

Die private Verschuldung komplettiert das unerfreuliche Bild: Da in den USA auch die Verbraucher weit stärker verschuldet sind als in anderen Ländern, gibt es auch weniger Sparer und somit inländische Gläubiger des Staates. Angesichts der zu befürchtenden steigenden Arbeitslosigkeit infolge der Bankenkrise wird sich die Abwärtsspirale beschleunigen, und da die Amerikaner auf keinerlei Reserven zurückgreifen können, droht ein schmerzlicher Niedergang. Doch ein Niedergang ist nicht gleich ein Untergang.

Die Welt ist trotz schwachem Dollar, trotz strauchelnder Wirtschaft und Bankenkrise auf die USA angewiesen. Zwar leben die USA seit Jahren auf Kosten der nachwachsenden Generationen, doch das tun die Europäer auch. Und während in Europa zu wenig Nachkommen geboren werden, was die Staatsverschuldung pro Kopf zusätzlich steigen läßt, haben die USA immerhin kein demographisches Problem.

Rebecca Bellano

Foto: Containerschiff in Miami: Die USA importieren seit Jahren mehr als sie exportieren, nun muß saniert werden.

 

Zeitzeugen

Alan Greenspan – Der US-amerikanische Wirtschaftswissenschaftler war von 1987 bis 2006 Vorsitzender der US-Notenbank Federal Reserve System. Ihm wird aufgrund der Politik des billigen Geldes eine Mitverantwortlichkeit für den spekulativen Preisauftrieb im Aktien- und Immobiliensektor unterstellt. So wuchs unter seiner Führung die Geldmenge von 3,6 Billionen US-Dollar zum Zeitpunkt seines Amtsantritts auf 10,2 Billionen US-Dollar zum Ende seiner Amtszeit. Das ist eine Steigerung um rund 280 Prozent.

Anatoli Borissowitsch Tschubais – Trat 1977 der KPdSU bei und absolvierte das Leningrader Wirtschaftsingenieur-Institut. Im November 1991 wurde er Vorsitzender des Staatlichen Komitees der Russischen Föderation für die Verwaltung des Staatsvermögens. Nach Jelzins Wahlsieg leitete er die Präsidialverwaltung und wurde damit quasi zum zweitmächtigsten Mann im Staat. In diesem Zeitabschnitt wurden weitreichende Privatisierungen durchgeführt, durch die einige russische Finanziers zu superreichen Oligarchen aufstiegen. 1998 hatte Rußland unter Jelzin massive Liquiditätsprobleme. Tschubais, der Jelzin stets unterstützt und seinen Wahlkampf gemanagt hatte, schaffte es während seiner Zeit als Finanzminister von 1994 bis 1997 nicht, Rußlands Wirtschaft auf eine solidere Basis zu stellen. Niedrige Rohstoffpreise taten ihr übriges.

Domingo Cavallo – Geboren 1946 in San Francisco, Argentinien, ist ein argentinischer Ökonom und Politiker. Er bekleidete zwischen 1989 und 1991 das Amt des Au-ßenministers und zwischen 1991 und 1996 sowie zwischen März und Dezember 2001 das Amt des Wirtschaftsministers in seinem Heimatland. In seiner Amtszeit von 1991 bis 1996 koppelte er den argentinischen Peso 1:1 an den US-Dollar und bekämpfte so erfolgreich die Inflation, trat aber nach parteiinternen Differenzen zurück. 2001 wurde er wieder in dieses Amt berufen, um die Wirtschaftskrise zu stoppen, konnte aber nichts mehr gegen den freien Fall der argentinischen Wirtschaft tun. Er schied am 20. Dezember 2001 nach Protesten der Bevölkerung erneut aus dem Amt, nachdem er die Sperrung aller Bankguthaben verfügt hatte.


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