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27.09.08 / In preußischer Pflichterfüllung / Yorck-Jäger-Tage 2008: Traditionspflege und eine Denkmalseinweihung

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 39-08 vom 27. September 2008

In preußischer Pflichterfüllung
Yorck-Jäger-Tage 2008: Traditionspflege und eine Denkmalseinweihung

Traditionspflege ist ein wichtiger Bestandteil der eigenen Kultur. Besonderes leisten in diesem Bereich die „Ortelsburger Jäger“. So wurde in diesem Sommer eine Nachbildung des Denkmals von Tauroggen in der Friesland-Kaserne in Seedorf eingeweiht. 

In der Preußischen Allgemeinen Zeitung / Das Ostpreußenblatt vom 12. Januar 2008 wurde von Herrn Ruoff unter der Überschrift „Yorck vollendet die Wende“ über die Konvention von Tauroggen berichtet, die der preußische General Graf Yorck von Wartenburg am 30. Dezember 1812 mit dem russischen General Graf Diebitsch-Sabalkanski, einem gebürtigen Schlesier in russischen Diensten, abschloß. Yorck wußte dabei, daß er gegen die Meinung seines Königs handelte. Das Ringen um diesen Entschluß soll über Nacht sein Haar gebleicht haben. Das zum Wesen preußischer Haltung zugehörige Problem des Handelns in verantwortlicher Stellung auch gegen den Befehl war Yorck in seiner bisherigen Laufbahn nicht unbekannt. Zudem war die militärische Lage so, daß die Trümmer der französischen Armee in voller Auflösung durch die preußischen Provinzen westwärts flüchteten. Am 21. Dezember 1812 waren die berühmten französischen Garden zusammengeschmolzen auf die Stärke von wenig mehr als einem Bataillon in desolatem und zerlumptem Zustand in Königsberg angekommen. In dieser Lage ignorierte Yorck den Befehl seines Vorgesetzten, des französischen Marschalls Macdonald, das nördliche Ostpreußen gegen die Russen zu verteidigen. Damit bewahrte er sein 18000 Mann starkes Armeekorps vor schweren Verlusten und hielt es im Raum Memel-Tilsit zur Verfügung seines Königs und für den von ihm erhofften Kampf gegen Napoleon bereit.

Diese Tat des Generals Yorck von Wartenburg ging mit Recht in die Tradition der preußisch-deutschen Armee und natürlich auch in die Geschichtsbücher ein. Ihren äußerlichen Ausdruck erhielt diese Tradition, als dem Ostpreußischen Jäger-Bataillon Nr. 1 auf Grund seiner Leistungen in Krieg und Frieden am 27. Januar 1889 vom Kaiser der Ehrenname „Jäger-Bataillon Graf Yorck von Wartenburg (Ostpr.) Nr. 1“ verliehen wurde. 1890 rückte das Bataillon in seine letzte und endgültige Garnison Ortelsburg ein, die 55 Jahre die masurische Jägerstadt bleiben sollte. Auch im deutsch-russischen Verhältnis wurde die Konvention von Tauroggen gewürdigt. Am 30. Dezember 1912 – 100 Jahre danach – wurde an der Mühle von Poscherun ein Gedenkstein errichtet. Bei Einweihung nahmen von deutscher Seite unter anderem der Kommandeur des Ortelsburger Jägerbataillons, Oberstleutnant Mooter, mit einer Abordnung seiner Offiziere und Jäger und von der russischen Seite als Vertreter des Zaren dessen Flügeladjutant, General von Rennenkampf, der spätere Befehlshaber der Rennenkampf-Armee in Ostpreußen 1914, teilnahmen. Die deutschen Teilnehmer berichteten nach ihrer Rückkehr von der eisigen Ablehnung, die General von Rennenkampf ihnen gegenüber zur Schau trug. Dieses Denkmal wurde nach 1945 leider zerstört. Doch in den siebziger Jahren haben die Litauer einen eigenen Gedenkstein aufgestellt. Er steht unweit von Tauroggen am Bach Eszerunis nahe der ehemaligen Poscheruner Mühle. Er trägt in litauischer und russischer Sprache die Inschrift: „Hier, in der ehemaligen Poscheruner Mühle, unterzeichneten der königlich preußische Generalleutnant H. Yorck und der russische Generalmajor H. Diebitsch die Tauroggener Konvention zum gemeinsamen Handeln gegen die Armeen des französischen Kaisers Napoleon.“

Heute wird diese Tradition seit 1967 in freundschaftlicher Verbundenheit zwischen dem Fallschirmjägerbataillon 52 und nach dessen Auflösung dem Fallschirmjägerbataillon 373 der Bundeswehr und der Kreisgemeinschaft Ortelsburg e.V. fortgeführt. Um diese Traditionspflege auch für die Zukunft zu sichern, wurde ein eingetragener Verein, die „Kameradschaft Yorckscher Jäger und Fallschirmjäger e. V.“ gegründet, der allen aktiven und ehemaligen Fallschirmjägern, den Angehörigen der Kreisgemeinschaft Ortelsburg und all jenen offen steht, die seine Ziele und den Zweck unterstützen. Zu den Aktivitäten des Vereins gehört eine militärhistorische Ausstellung in der Kaserne in Seedorf, die vom Bundesminister der Verteidigung genehmigt ist.

Der Generalinspekteur der Bundeswehr hat diese Traditionspflege vor kurzem nachdrücklich begrüßt. Um dafür ein äußeres Zeichen zu setzen, wurde nun vor wenigen Wochen eine Nachbildung des ehemaligen Denkmals in Poscherun im Bereich des Bataillons aufzustellen. Entscheidenden Anteil an der Realisierung dieses Vorhabens hatten der Bataillonskommandeur, Oberstleutnant Grunewald und der Vorsitzende der Kameradschaft, Dr. Klaus Hesselbarth. Ermöglicht wurde es durch Spenden vor allem Ortelsburger Landsleute und in enger Zusammenarbeit mit der Standortverwaltung und der beteiligten Baufirma. Die feierliche Einweihung fand im Rahmen der alljährlichen Yorck-Jäger-Tage statt. Verbunden wurde der Appell mit einer Kranzniederlegung am Fallschirmjäger-Ehrenmal zum Gedenken an die toten Kameraden. Neben den Abordnungen der Kompanien, der Fahnenabordnung, Fackelträgern sowie einer Jagdhorngruppe der Jägerschaft Zeven waren der Brigadekommandeur, Brigadegeneral Warnecke und eine Gästeschar anwesend. Oberstleutnant Grunewald würdigte in seiner Ansprache unter anderem die symbolhafte Bedeutung dieses Denkmals. Die historische Größe des Generals Yorck von Wartenburg bestand darin, die preußisch-deutsche Schicksalsstunde richtig erkannt und unter Inkaufnahme des höchsten persönlichen Risikos selbständig gehandelt zu haben. Dr. Hesselbarth erinnerte in seiner Rede an die militärische Situation am 30. Dezember 1812 und an die geschichtlichen Auswirkungen der Konvention von Tauroggen. Er dankte in bewegten Worten allen, die zum Gelingen des Denkmals beigetragen haben. Er endete mit einem Zitat des Freiherrn von Stein aus dem Jahre 1812: „Ich habe nur ein Vaterland, das heißt Deutschland und da ich nach der Verfassung nur ihm und keinem besonderen Teil desselben angehöre, so bin ich auch nur ihm und nicht einem Teil desselben von ganzem Herzen ergeben.“

Die nächsten beiden Tage dienten dem Yorck-Jäger-Vielseitigkeitswettkampfund dem Wettschießen. Eine besondere Ehre wurde schließlich dem Ehrenvorsitzenden der Kameradschaft Yorckscher Jäger und Fallschirmjäger, Dr. Hesselbarth, erwiesen, dem für seine besonderen Verdienste um die Traditionspflege die Ehrennadel des Fallschirmjägerbataillons 373 verliehen wurde. Der Tag und damit auch die diesjährigen Yorck-Jäger- Tage endete mit einem festlichen Essen, an dem auch der neue Bataillons Kommandeur Oberleutnant i.G. Mathias Lau teilnahm. Der Kreisvorsitzende überreichte dem scheidenden Kommandeur ein Bild für die Ausstellung und dem Traditionsbeauftragten des Bataillons, Hauptfeldwebel Gräsner, zwei Gläser mit dem Ortelsburger Wappen. In enger Abstimmung soll im Stabsgebäude des Bataillons die Ausstellung durch eine Darstellung der Garnisonsstadt Ortelsburg ergänzt werden.       E. Baginski

Fotos: Die Nachbildung des Denkmals von Tauroggen; Kranzniederlegung am Fallschirmjäger-Ehrenmal: Gemeinsame Werte verbinden.


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