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04.10.08 / Verderben im Nahen Osten / Palästinensische Familie zerbricht an der Politik und den heimischen Krisen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 40-08 vom 04. Oktober 2008

Verderben im Nahen Osten
Palästinensische Familie zerbricht an der Politik und den heimischen Krisen

In der Bewerbung des Romans „Heißer Frühling“ der palästinensischen Autorin Sahar Khalifa heißt es, ihr hätten Tagebuchaufzeichnungen eines Presseberaters von Jassir Arafat vorgelegen, die dieser während der Belagerung von Arafats Regierungssitz 2002 verfaßt habe. Das klingt spannend, ist der Nahost-Konflikt doch aus europäischer Sicht im Detail nur schwer zu verstehen.

Sahar Khalifa beginnt ihren Roman sehr vielversprechend. Ihre Romanfiguren ähneln den Menschen auf dem europäischen Kontinent. Fadl Kassam besitzt einen Zeitungskiosk, den er sich als ehemaliger Flüchtling hart erarbeitet hat. Er ist stolzer Vater zweier Söhne. Zwar kann er Madschids Wunsch nach einer Gesangskarriere nicht nachvollziehen, und auch die verträumte Art seines Jüngsten ärgert ihn, da er möchte, daß aus Ahmed ein echter Mann wird, doch im Grunde ist er zufrieden. Im Grunde wäre die Welt für den Freizeitjournalisten Fadl Kassam in Ordnung, wenn er nicht in einer Krisenregion lebte. Der kleine Ort Ain Murdschan liegt in einem Gebiet, das Israelis wie Palästinenser gleichermaßen für sich beanspruchen.

Sahar Khalifa schildert eindringlich die relativ heile Welt des kleinen, aber stolzen Mannes Fadl Kassam … und wie sie zerbricht. Ende des Jahrtausends machen die Israelis immer mehr Druck, die wirtschaftliche Situation in Ain Murdschan wird schwieriger, Zeitungen werden zum Luxus, und Fadl Kassam verliert immer mehr Kunden. Auch seine Söhne machen ihm Probleme. Der ältere, der schon studierte und nur seine Rockband im Kopf hatte, fängt an, politisch aktiv zu werden. Zudem wird Ahmed, der eigentlich nur seine entlaufene Katze aus von Israelis bewohntem Gebiet holen will, als angeblicher Attentäter verhaftet. Ein Erlebnis, was beide Brüder radikalisiert.

Ab hier fällt es schwer, der Autorin immer zu folgen. Die beschriebenen Szenen werden immer chaotischer und brutaler; dies wirkt sich negativ auf ihren Erzählstil aus. In Schüben bricht die einst heile Familie auseinander, am Ende stehen Tod und Verderben.       Bel

Sahar Khalifa: „Heißer Frühling“, Unionsverlag, Zürich 2008, geb., 284 Seiten, 19,90 Euro


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