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11.10.08 / Kein Davos an der Havel / Trotz reicher Zuzügler blieb Potsdam tiefrot

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 41-08 vom 11. Oktober 2008

Kein Davos an der Havel
Trotz reicher Zuzügler blieb Potsdam tiefrot

Immer wieder berichten Medien über das neue Potsdam, das schöne Potsdam, in dem Günter Jauch, Wolfgang Joop und Matthias Döpfner ein neues Zuhause gefunden haben. Man müßte meinen, daß dies eine Hochburg bürgerlicher Parteien sei.

Doch weit gefehlt, denn die Resultate der jüngsten Kommunalwahl vom 28. September passen gar nicht ins Bild einer großbürgerlichen Villenstadt. Von der preußischen Residenzstadt sind zwar die Gebäude geblieben. Die schöne Architektur wurde saniert. Aber die Massen, auf die es in der Demokratie ankommt, sind die gleichen wie vor der deutschen Vereinigung.

Die Wahlergebnisse in der heutigen Landeshauptstadt waren für die Bürgerlichen ein Fiasko: Die CDU erhielt mit 11,8 Prozent ihr schlechtestes Ergebnis in ganz Brandenburg, während die Linkspartei, die hier immer noch von alten SED-Kadern dominiert wird, auf sagenhafte 31 Prozent kam. Es gibt einen Wahlbezirk, in dem sogar mehr als jeder zweite Wähler der Linken seine Stimme gab. Angeführt wird die Linkspartei obendrein von einem ehemaligen Stasi-Spitzel, der 2002 fast Bürgermeister geworden wäre.

Der Bevölkerungsaustausch ist demnach trotz allem nicht so groß, um die 150000-Einwohner-Gemeinde grundlegend zu verändern. Jedes Jahr wächst die Stadt um 1500 Personen. In den Gegenden, in denen sich die westdeutschen Villenbesitzer angesiedelt haben, sehen die Wahlergebnisse deswegen leicht anders aus: In Babelsberg zum Beispiel schafft die CDU schon mal 20 Prozent, auch Grüne und FDP schneiden dort überdurchschnittlich ab, während die Linke manchmal unter 20 Prozent liegt. Am Neuen Garten, eine der schönsten Ecken, kommt die FDP (Potsdam-Durchschnitt: 4,6 Prozent) mit 14 Prozent auf ihr bestes Ergebnis.

Aber alles in allem blieb der Zuzug von immerhin 45000 Neubürgern in den letzten Jahren ohne große Auswirkung auf das Wahlverhalten. „Viele Zuzügler kommen aus westlichen Ländern oder aus Berlin, vermutet worden war, daß sie eher bürgerliche Parteien wählen“, mutmaßt auch der „Tagesspiegel“, aber er liegt damit wohl falsch. Zahlreiche Neu-Potsdamer stammen aus dem Umland und nicht aus dem Westen. Und die, die tatsächlich aus dem We­sten kommen, sind offensichtlich zu wenige, um die Mentalität im Kern zu verändern.

Nach der Ansicht von Sven Petke, dem stellvertretenden CDU-Chef in Brandenburg, wohnen in Potsdam trotz der vielen Um- und Zuzüge obendrein „immer noch viele ehemalige Grenzpolizisten, NVA-Offiziere und Staatswissenschaftler – Leute, die der DDR nahestanden“. M.S.


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