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11.10.08 / Schutz jahrhundertealter Überlieferung / Der »Bund für deutsche Schrift und Sprache« bewahrt deutsches Kulturgut – »Gebrochene« Schriften werden digitalisiert

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 41-08 vom 11. Oktober 2008

Schutz jahrhundertealter Überlieferung
Der »Bund für deutsche Schrift und Sprache« bewahrt deutsches Kulturgut – »Gebrochene« Schriften werden digitalisiert

Oft wird sie als altertümlich oder gar als Nazischrift verschrien. Doch jenen Schriftarten, die man gemeinhin unter dem Begriff „deutsche Schrift“ zusammenfaßt, wird damit Unrecht getan.

Schon Gutenberg schnitt seine Lettern nach den Vorlagen handgeschriebener gotischer Buchschriften, später bedienten sich Luther, Leibnitz, Marx und viele andere ganz natürlich der Druck-schriften Gotisch, Schwabacher und Fraktur für ihre Veröffentlichungen. Die spitze Schreibschrift, auch „Kurrent“ genannt, ist ihr handgeschriebenes Gegenstück. Über 450 Jahre waren diese Schriften im alltäglichen Gebrauch und haben sich in dieser Zeit den Besonderheiten der deutschen Sprache angepaßt.

Der Schutz dieser Kulturgüter ist erklärtes Ziel des 1918 gegründeten „Bundes für deutsche Schrift“. Im Jahre 1941 von den Nationalsozialisten zur Selbstauflösung gezwungen, konnte man sich nach den Kriegswirren und den folgenden Widrigkeiten 1951 wiederbegründen.

1989 wurde in den Vereinszweck auch die deutsche Sprache aufgenommen, die ebenso des Schutzes bedarf. Seither heißt der Verein „Bund für deutsche Schrift und Sprache“ und ist damit nicht nur der älteste Schriftverein, sondern zählt auch zu den am längsten wirkenden Sprachvereinen im deutschen Sprachraum.

Neben der Vierteljahreszeitschrift „Die deutsche Schrift“ gibt der Bund auch Lehr- und Lernmaterialien sowie Hefte und Bücher zur deutschen Schrift und Sprache heraus. Alle Veröffentlichungen erscheinen natürlich in Fraktur, Gotisch oder Schwabacher, um die Schönheit und Anwendungsmöglichkeiten dieser Schriften zu zeigen. Selbstverständlich wird in den Druckwerken des BfdS auf gutes, möglichst fremdwortfreies Deutsch Wert gelegt. Ein über 600 Seiten umfassendes Werk über vorbildliche deutsche Dichtung, das „Hausbuch deutscher Dichtung“, wird im Herbst dieses Jahres erscheinen.

So wie Mitglieder des Bundes im gesamten deutschsprachigen Raum zu finden sind, so breitgefechert ist auch das Tätigkeitsfeld des Vereins. Der BfdS fördert die Digitalisierung von sogenannten gebrochenen Schriften für Rechner und vermittelt ihre satztechnisch richtige Anwendung. Rührige Mitglieder veranstalten Lehrgänge zum Lesen und Schreiben der deutschen Handschrift. Dabei werden Arbeitsgemeinschaften gegründet oder im Rahmen von Projekttagen Unterricht in Schulen gehalten. Viele Lehrgangsleiter arbeiten dabei mit örtlichen Archiven, Museen oder Volkshochschulen zusammen. Dort, wo viele Mitglieder nahe beieinander wohnen, findet man sich auch zu gemütlichen Treffen und Ausflügen zusammen.

Nebenbei ist der Bund auch eine Art „Briefkasten“, denn er bekommt täglich – zum Teil auch wissenschaftliche – Anfragen zu Sprach- und Schriftbelangen, die seine Fachleute in den meisten Fällen auch beantworten können.

Mit den vielen Sprachvereinen, die sich gerade im letzten Jahrzehnt gegründet haben, besteht eine gute Zusammenarbeit, um eine breite Grundlage für gutes Deutsch zu schaffen.

Um die praktische Anwendung der deutschen Hand- und Druckschriften zu fördern, wurde die „Stiftung Deutsche Schrift“ gegründet, die vom BfdS betreut wird. Mit den jährlich vergebenen Förderpreisen werden Personen oder Einrichtungen gewürdigt, die sich durch die Herausgabe von vorbildlichen Publikationen in gebrochenen Schriften um die deutsche Druckschrift oder aber um die deutsche Schreibschrift verdient gemacht haben.

Mehr Informationen unter www.BfdS.de oder Postfach 11 45, 38711 Seesen, Telefon (05381) 46355.

Foto: Lutherdruck in deutscher Schrift  


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