25.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
18.10.08 / Volkstribun und Landesvater / Zum Tode des österreichischen Politikers und Kärntner Landeshauptmanns Jörg Haider

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 42-08 vom 18. Oktober 2008

Volkstribun und Landesvater
Zum Tode des österreichischen Politikers und Kärntner Landeshauptmanns Jörg Haider

Das bewegte politische Leben des Kärntner Landeshauptmanns und BZÖ-Obmanns Jörg Haider fand letzten Samstag um ein Uhr früh ein abruptes Ende: Haider verunglückte mit seinem Dienstwagen und war sofort tot. Die gerichtlich angeordnete Untersuchung ergab keine Hinweise auf Fremdverschulden oder Sabotage am Fahrzeug.

Besonders tragisch für Haiders Familie, seine Partei und die Kärntner war der Zeitpunkt: Haider, der erst zwei Wochen davor einen beachtlichen Wahlerfolg erzielt hatte, kam von der Feier zum Jahrestag der Kärntner Volksabstimmung am 10. Oktober 1920, die den Anschluß weiter Landesteile an Jugoslawien verhindert hatte. Und er war unterwegs zu seinem Anwesen im Bärental, wo die Familie den neunzigsten Geburtstag der Mutter feiern wollte.

Die Todesnachricht war weit über den Kreis von Haiders Anhängern hinaus ein Schock, wie die spontanen Stellungnahmen der Spitzenpolitiker aller Parteien und der Landeshauptleute belegen: Man hatte doch eben erst die nach Wahlen üblichen Sondierungsgespräche geführt und miteinander den siebzigsten Geburtstag von Bundespräsident  Heinz Fischer gefeiert.

Haider wurde 1950 in Oberösterreich, in Bad Goisern geboren. Nach dem Gymnasium in Bad Ischl leistete er den Präsenzdienst beim Bundesheer, studierte Rechts- und Staatswissenschaften in Wien und arbeitete nach der Promotion als Assistent am Institut für Staats- und Verwaltungsrecht der Universität Wien. Er stammte aus einer deutsch-national gesinnten Familie, trat noch als Schüler einer schlagenden Verbindung bei, wurde Vorsitzender des Rings freiheitlicher Jugend und zog 1979 als damals jüngster Abgeordneter ins Parlament ein.

Die FPÖ, die nach dem Abgang von Bruno Kreisky 1983 Juniorpartner der SPÖ geworden war, lief damals allmählich Gefahr, unter die Vier-Prozent-Hürde zu fallen, und so kam es am FPÖ-Parteitag vom 13. September 1986 zu einer Kampfabstimmung: Haider löste Vizekanzler Steger im Parteivorsitz ab und wurde zum Retter des „Dritten Lagers“. Franz Vranitzky, erst seit Juni Bundeskanzler, kündigte den Koalitionspakt – und verhalf Haider damit im November 1986 zu seinem ersten großen Wahlerfolg. Es ist bezeichnend für Vranitzky, daß er als einziger der politischen Gegner Haiders auch nach dessen Tod Feindseligkeit durchklingen ließ.

Mit Unterstützung der ÖVP wurde Haider 1989 Kärntner Landeshauptmann, 1991 aber durch einen Mißtrauensantrag von ÖVP und SPÖ wieder abgewählt. Anlaß war Haiders Äußerung über die „ordentliche Beschäftigungspolitik im Dritten Reich“. Es ist ebenfalls bezeichnend, daß diese Phrase immer wieder und selbst in den Todesmeldungen aller in- und ausländischen Medien zitiert wird – aus dem Zusammenhang gerissen, denn Haider hatte damals die Arbeitsmarktpolitik der Bundesregierung kritisiert.

Das Denunzieren im Ausland, das man schon an Kurt Waldheim geprobt hatte und dann mit den „Sanktionen“ zur Hochblüte trieb, machte Haider zum internationalen Buhmann, trug aber auch zu seinen Erfolgen im eigenen Land bei. Nach einem Kantersieg im März 1999 wurde er neuerlich zum Kärntner Landeshauptmann gewählt, und bei den Nationalratswahlen im November landete die FPÖ mit 27 Prozent knapp vor der ÖVP auf Platz zwei.

Dann kam Haiders größte Fehlentscheidung, die Koalition mit der ÖVP. Genauer gesagt, das Akzeptieren der von Bundespräsident Klestil unter „internationalem“ Druck diktierten entwürdigenden Bedingungen einschließlich des Rückzugs nach Kärnten. Parteiinterne Querelen und ein Absturz in der Wählergunst waren die Folgen, was Bundeskanzler Schüssel bei vorgezogenen Wahlen 2002 ausnützte. Als sich Haider 2005 mit den meisten verbliebenen FPÖ-Mandataren absetzte und das BZÖ gründete, stand die FPÖ am Rand des Abgrunds.

Den Wiederaufstieg hat das Dritte Lager (die Freiheitlichen) zwar primär den Parteiobmännern Heinz-Christian Strache und Jörg Haider zu verdanken, doch wie vor 1999 auch den Anfeindungen von außen – und der rot-schwarzen Koalition, deren Neuauflage mit der Ungewißheit über die Zukunft des BZÖ praktisch zur Gewißheit wird.

Richard G. Kerschhofer


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabo bestellen Registrieren