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18.10.08 / Masuren wurden bespitzelt / Auch in der polnischen evangelischen Kirche gab es »IM«

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 42-08 vom 18. Oktober 2008

Masuren wurden bespitzelt
Auch in der polnischen evangelischen Kirche gab es »IM«

Nachdem die Razzia gegen ehemalige SB-(=Stasi) Agenten der katholischen Kirche offenbar beendet ist, säubern jetzt die Staatsanwälte des polnischen IPN (Institut für nationale Angelegenheiten), ergo Polens Birthler-Behörde, die Leitungen der evangelischen Kirchen. Zuerst im Visier: der Oberhirte der polnischen Lutheraner, Bischof Janusz Jagucki. Er diente offenbar dem SB ganze 17 Jahre lang als IM.

Die Sonnabendausgabe der halbamtlichen Tageszeitung „Rzeczpospolita“ (Die Republik) widmete den Verstrickungen des Kirchenmanns auf mehreren Seiten mehrere Artikel plus ein Interview und konfrontierte den Leser mit Jaguckis SB-Karteikarte als „IM“ nebst Foto. Natürlich behauptete der Bischof: „Ich habe keinem geschadet“.

Primär war der Bischof, der zumeist als Pfarrer in Lötzen residierte, auf seine masurischen Gläubigen angesetzt. Er berichtete seinen Führungsoffizieren exakt, welche von ihnen sich mit der Absicht trugen, „ins Reich“, sprich in die Bundesrepublik, auszusiedeln oder dorthin auszubüchsen. Und er hielt auch im SB-Auftrag Kontakt zu den ausgesiedelten Masuren im westlichen Deutschland, um sie „ abzuschöpfen“.

Auch auf seinen Bruder in England, einen lutheranischen Seelsorger der dort lebenden Exilpolen, war der Gottesmann angesetzt. Ferner subventionierte der „Sicherheitsdienst“ großzügig seine Reisen nach Schweden.

Unter dem Titel „Das Schicksal einer Denunziation“ brachte die eher konservative „Rzeczpospolita“ auch einen umfangreichen Beitrag über den heute in Bayern lebenden Breslauer Wolfgang Bienias. Dieser war zunächst überzeugtes SED-Mitglied. Nachdem er mit dem Kommunismus gebrochen hatte, reiste er nach Ostpreußen, von wo aus er seine Flucht über Ungarn nach Deutschland-West  starten wollte. Doch leider vertraute er sich ausgerechnet Pastor Jagucki an.  Das Ende vom Lied: Bienias wurde in Ungarn verhaftet und landete schließlich im berüchtigten Stasigefängnis Bautzen.

Es war in Polen schon lange fast ein offenes Geheimnis, daß die Führung der gesamten evangelischen Kirche in der kommunistischen Zeit eher „staatstragend“, zu Deutsch: politisch nicht ganz „koscher“ war. Sie ließ sich gegen die katholische Kirche ausspielen und machte treu und brav bei der Zwangspolonisierung der Masuren mit. Freilich war sie dabei den Zwängen der Zeit unterworfen. zumal sie eine kleine Minorität im überwiegend katholischen Polen war, die auch noch notorisch dem „schlimmen Verdacht“ der Deutschfreundlichkeit ausgesetzt war.           Joachim G. Görlich


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