25.04.2024

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18.10.08 / Ein elendes Gefühl

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 42-08 vom 18. Oktober 2008

Ein elendes Gefühl
von Konrad Badenheuer

Sie mögen ja notwendig gewesen sein, die großen Rettungsaktionen der letzten Tage für das deutsche und internationale Bankensystem. Vielleicht wäre ja wirklich mit der Hypo Real Estate der bislang grundsolide deutsche Pfandbriefmarkt abgestürzt und dann das allgemeine Zahlungssystem kollabiert. Vielleicht wären wir ja wirklich auf eine Art gehobener Tauschwirtschaft wie im frühen Mittelalter zurückgefallen, wenn erst einmal Millionen Sparer ihre Konten geräumt und Einzelhändler ihre Tageseinnahmen nicht mehr zur Bank gebracht, sondern diese lieber in in den eigenen vier Wänden aufbewahrt hätten.

Höchstwahrscheinlich werden wir nie erfahren, ob es so gekommen wäre, denn die Weltuntergangsprognosen der vergangenen drei Wochen wurden – wie alle anderen derartigen Prophezeiungen der Vergangenheit –  am Ende auf unbefristete Zeit vertagt.

Sicher ist, daß die Banken vor derartigen Szenarien gewarnt - oder soll man sagen: mit derartigen Szenarien gedroht? –  haben. Nun bekommen also genau die Institute, die jahrelang eine immer schwindelerregendere Umverteilung zugunsten ihrer Aktionäre, vor allem aber zugunsten der eigenen Vorstände organisiert und bewerkstelligt haben, zusätzliche Milliarden nachgeworfen. Bei den Summen kann es einem die Sprache verschlagen: 480 Milliarden Euro umfaßt allein das deutsche Rettungspaket, fast doppelt soviel wie der gesamte Bundeshaushalt des laufenden Jahres, der es „nur“ auf 280 Milliarden bringt.

Es ist ein schwacher Trost, daß diese Summen, für deren Genehmigung das Parlament und die ebenfalls in Anspruch genommenen Bundesländer zunächst kaum gefragt, und die nun mit einem Eilgesetz bewilligt werden sollen, wenigstens nicht direkt in den Taschen derer landen, die die ganze Malaise verursacht haben.

Aber auch ohne persönliche Bereicherung bleibt das Riskio, daß einmal mehr enorme Summen letztlich an der falschen Adresse landen. Wer könnte denn auch objektiv entscheiden, welchem der ausgepowerten Institute welcher Betrag zugeführt werden muß, damit die angestrebte „Rekapitalisierung“ ihr Ziel erreicht, also Banken mit tragfähigem Geschäftsmodell überleben und vice versa. Zusammenbrüche dann, aber auch nur dann zugelassen werden, wenn deren Kosten geringer sind als die Kosten einer Rettung? Schon diese Fragen zeigen, daß selbst mit einem ausgefeilten Regelwerk und unter der Annahme engelsgleicher und weiser Fondsverwalter die Fehlleitung großer Beträge nicht zu vermeiden sein wird.

Dabei weiß jeder, daß gerade die Aussicht auf Mittel aus einem 480-Milliarden-Fonds neue Zocker und Betrüger anlocken muß wie das Licht die Motten.  Vielleicht ist der Fonds trotzdem das kleinere Übel. Aber es bleibt ein elendes Gefühl, wenn man sich klar macht, daß für manche Beteiligte die Abzockerei einfach in eine neue Runde geht, mit dem fatalen Unterschied, daß diesmal nicht das Geld privater Spekulanten verbrannt wird, sondern das der Steuerzahler.  


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