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18.10.08 / Preußens letzte Königin / Die Schleswig-Holsteinerin Auguste Viktoria kam im preußischen Exil zur Welt – Engagement auf sozialem Gebiet

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 42-08 vom 18. Oktober 2008

Preußens letzte Königin
Die Schleswig-Holsteinerin Auguste Viktoria kam im preußischen Exil zur Welt – Engagement auf sozialem Gebiet

Vor 150 Jahren, am 22. Oktober 1858, kam Deutschlands letzte Kaiserin, Preußens letzte Königin in Dolzig, Niederlausitz zur Welt. Ihr Vater war Herzog Friedrich VIII. zu Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg, ihre Mutter dessen Ehefrau Prinzessin Adelheid zu Hohenlohe-Langenburg. Ihre Taufpaten waren ein hochgestellter Freund ihres Vaters aus Studientagen, der Preußenprinz Friedrich Wilhelm, der spätere 99-Tage-Kaiser Friedrich III. sowie dessen Ehefrau Victoria und seine Eltern, der spätere Kaiser und König Wilhelm I. samt Ehefrau Augusta. Aus den Namen ihrer Patinnen wurde ihr eigener zusammengesetzt: Auguste Viktoria.

Auguste Viktorias Familie lebte im Exil, denn in den Herzogtümern Schleswig und Holstein herrschte bis 1864 der Dänenkönig. Nach den ersten beiden Ei­nigungskriegen von 1864 und 1866 waren es allerdings nicht mehr die Dänen, sondern die Preußen, die statt Herzog Fried­richs in Schleswig-Holstein regierten, doch tat dies der Freundschaft zwischen dem Herzog und seinem preußischen Freund Fried­rich Wilhelm keinen Abbruch. Außer Erlebnissen in gemeinsamen Studientagen verband die beiden eine zutiefst liberale Gesinnung, die auch von Prinzessin Victoria geteilt wurde.

So kam es zu regelmäßigen Begegnungen der beiden befreundeten Ehepaare, bei denen sich auch deren Kinder Auguste Viktoria und Wilhelm, der spätere Kaiser und König Wilhelm II., kennenlernten. Liebe auf den ersten Blick war es nicht, aber dann kamen die beiden sich doch näher. Auguste Viktoria verliebte sich in Wilhelm, und Wilhelm gefiel die sanftmütige ruhige Art der Prinzessin, die dem unsteten Prinzen Halt gab.

Im Gegensatz zu den Eltern der beiden war Wilhelm I. anfänglich weniger begeistert von der Wahl seines Enkels. Auguste Viktoria gehörte nicht einem regierenden Herrscherhaus an und hatte einen Vater, der mit Schleswig-Holstein Ansprüche auf eine preußische Provinz erhob. Der Herzog gab sich allerdings versöhnlich. Er erklärte, daß er es nicht vor seinem Gewissen rechtfertigen könnte, „unter Gefährdung des Wohles und der Ruhe Preußens und des Deutschen Reiches und in Gegnerschaft zu demselben“ nach der Herrschaft in Schleswig-Holstein zu streben. Das genügte Wilhelm I. und dessen Kanzler Otto von Bismarck. Ein übriges tat die ihr eigene Liebenswürdigkeit, mit der die Prinzessin Wilhelm I. wie später auch die deutsche Nation für sich einnahm. Damit stand der Ehe nichts mehr im Wege.

Der Einzug der Prinzessin in die preußische Hauptstadt wurde förmlich zum Triumphzug. Eine derart freundliche Aufnahme durch das Volk des zukünftigen Mannes war weder ihrer späteren Schwiegermutter Victoria noch deren Schwiegermutter Augusta vergönnt gewesen.

Am 27. Februar 1881 wurden Wilhelm und Auguste Viktoria Mann und Frau. Wilhelm wurden später diverse Amouren nachgesagt, doch anfänglich war auch er von seiner Angetrauten begeistert. Möglicherweise lag das auch daran, daß sie nichts auf ihren geliebten Ehemann kommen ließ und ihn in allem bestätigte, keine Kritik an ihm gelten ließ. Damit enttäuschte sie insbesondere ihre Schwiegermutter. Diese hatte auf sie große Hoffnungen gesetzt und gehofft, daß sie im liberalen Geiste ihres Vaters korrigierend auf ihren Mann einwirken würde. Statt dessen bestärkte sie ihren Mann vielmehr noch in dessen Selbstvertrauen, als dieser 1908, destabilisiert durch die „Daily Telegraph“-Affäre, an Thronverzicht dachte.

Ansonsten hielt die Kaiserin und Königin sich allerdings im Gegensatz zu ihren beiden liberalen und durchaus intellektuellen Vorgängerinnen Victoria und Augusta aus politischen Dingen heraus. Statt dessen engagierte sie sich mit Inbrunst auf sozialem Gebiet, was zusätzlich zu ihrer Popularität beitrug.

Als 1918 in Deutschland die Throne stürzten, folgte sie ihrem geliebten Manne trotz Heimatliebe ins Exil. Hier starb sie wenige Jahre später am 11. April 1921. Daß der Sieg der Republikaner ihrer Beliebtheit keinen Abbruch getan hatte, zeigte sich spätestens jetzt. Wie weiland der Einzug als Braut nach Berlin geschah auch die Heimkehr ihrer sterblichen Überreste und die Beisetzung im Mausoleum beim Neuen Palais unter großer Anteilnahme der Bevölkerung.                      M. R.

Foto: Deutschlands letzte Kaiserin: Auguste Viktoria (1858–1921) 


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