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25.10.08 / Gangsterrap

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 43-08 vom 25. Oktober 2008

Gangsterrap
von Harald Fourier

Vor einer Woche fragt mich Daniel am Telefon, was ich am Abend machen würde: „Ich gehe zum Bushido-Konzert.“ „Nein, das glaube ich nicht. Was machst du wirklich?“ „Doch, doch. Ich gehe zu Bushido.“ „Du willst mich veräppeln …“ „Auf keinen Fall.“

Für alle über 40: Bushido ist Deutschlands bekanntester Gangster-Rapper. Ein Araber, der in Fäkal- und Gossensprache vom harten Leben im Ghetto singt. Viele junge Leute sind heute ganz verrückt danach. Bushido hat an diesem Abend Berlins größte Mehrzweckhalle gefüllt. Dort stellte ich überrascht fest, daß das Durchschnittsalter seiner Fans bei höchstens 20 Jahren liegt, etliche sind kaum in der Pubertät. Links von mir ein Elfjähriger mit seinem großen Bruder. Rechts ein 13jähriger mit seiner Mutter. Unter uns ein paar ältere Mädchen, aber auch nicht über 20. Und unten auf der Bühne rappt Bushido über seine Schulzeit: „Schlechter Einfluß war ich für alle Kinder, erste Klasse – 20 Tadel. Und danach war es noch schlimmer.“ Dann fragt er, wer morgen zur Schule muß, und fast alle Arme gehen hoch. Und weiter singt er von Drogen, Prostitution, seiner Arbeit als Waffenhändler. Die Tabuverletzung gehört zum Geschäft. Skandalrapper müssen immer weiter gehen, immer härtere Töne anschlagen – sonst rennen ihnen die Fans davon. So läuft das eben. Ihr Geschäft ist die Provokation. Wer sich darüber aufregt, tut genau das, was sie erwarten und anstreben. Das ist alles das Kalkül knallhart kalkulierender Konzernbosse bei Bertelsmann, Sony und anderen Medien.

Diese Geschöpfe der Musikindustrie wie Bushido und seinesgleichen mit ihrem Teenie-Publikum kann ich nicht ernst nehmen. Viele Eltern tun es offenbar auch nicht. Da werden 14jährige aus Wilmersdorf oder Tempelhof von ihrer Mami zum Konzert gefahren und hinterher wieder abgeholt. Und am nächsten Morgen gehen sie in die Schule und träumen vom harten Leben als Drogendealer, bis der Lateinlehrer sie auffordert „vocare“ durchzukonjugieren. Mir fiel auf diesem Konzert spontan der Spruch ein: Wer mit 20 kein Sozialist ist, der hat kein Herz. Wer mit 30 immer noch Sozialist ist, hat kein Hirn.

Ich sagte zu meiner Freundin, die äußerst mißmutig mitgekommen war: „Wenn wir jemals Kinder haben, dann müssen wir uns keine Sorgen machen, falls sie mit 15 diese Musik hören. Nur wenn sie es mit 20 immer noch tun, dann haben wir ein Problem.“


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