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01.11.08 / Ganze Staaten in der Klemme / Die Finanz- und Wirtschaftskrise hat ihren tiefsten Punkt noch nicht erreicht

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 44-08 vom 01. November 2008

Ganze Staaten in der Klemme
Die Finanz- und Wirtschaftskrise hat ihren tiefsten Punkt noch nicht erreicht

Die seit Juli 2007 andauernde Finanzkrise wird in die Wirtschaftsgeschichte eingehen – wenn nicht als die schwerste, dann jedenfalls als die teuerste und längste Krise dieser Art, die es je gab.

Wann hört diese Krise eigentlich einmal auf? Dieser Stoßseufzer von Millionen Bürgern, Bankern und Politikern bleibt nach wie vor unerhört. Der Ifo-Geschäftsklimaindex ist massiv eingebrochen – das war erwartet worden, aber das Ausmaß hat überrascht. Nun basteln zwei Bundesministerien an einem Paket zur Stützung der Konjunktur. Am kommenden Mittwoch will das Kabinett Beschlüsse fassen. Es geht um ein Konjunkturprogramm, aber kein „klassisches“, wie die Regierung unentwegt betont. Nicht „mit der Gießkanne“ solle das Geld verteilt werden, und „Strohfeuer“, von denen am Ende nur Asche in Form höhere Staatsschulden übrigbleiben, soll es auch nicht geben.

Der Bürger hört es zögernd und wundert sich Tag für Tag aufs neue über die Nachrichten, die ihm aus den Bereichen Wirtschaft und Finanzen entgegenschlagen. Ganze Länder stehen derzeit am Rande der Zahlungsunfähigkeit. Nachdem das kleine Island mit seinen rund 300000 Einwohnern nur mit einer Kraftanstrengung vor dem Bankrott bewahrt werden konnte, wackeln jetzt Ungarn und die Ukraine.

Finanzexperten verkünden mit düsterer Miene, daß demnächst in den USA das Chaos im Bereich der Banken eine neue Eskalationsstufe erreichen könnte. Denn nach den Hypothekenbanken und der weltgrößten Versicherung wackeln nun mehere hundert Milliarden Dollar Schulden, die ganz normale US-Bürger mit dem simplen Mittel der Kreditkarte aufgehäuft haben. Daß im Land der unbegrenzten Möglichkeiten seit mehreren Jahren netto nicht mehr gespart wird und Millionen US-Bürger offenbar mit fast permanent überzogenem Konto leben, daran hat man sich gewöhnt. Aber auch wer die Vereinigten Staaten gut kennt und ausführlich bereist hat, staunt über die neue Meldung, nach der die Kreditkarte in diesem Land offenbar nicht selten auch zur Finanzierung von Autokäufen, ja sogar zum Immobilienerwerb eingesetzt wurde.

Keine Gewißheit scheint mehr zu gelten. Waren nicht Schweizer Banken seit Generationen der Inbegriff der Sicherheit fürs Geld? Nun hat das größte Institut des Landes, die UBS, nur dank eines staatlichen Rettungspakets von 43 Milliarden Euro überlebt. Zum Vergleich: Mit 80 Milliarden Euro will Berlin alle deutschen Banken retten. – Stücke aus dem Tollhaus, in beide Richtungen: Eine wilde Spekulation mit VW-Aktien trieb deren Kurs zu Wochenbeginn zeitweilig auf phantastische 1005 Euro. Die Übernahme durch Porsche reicht als Erklärung keineswegs aus: VW war für ein paar Minuten das wertvollste Unternehmen der Welt. Solange an den Börsen so agiert wird, kann die größte Finanzkrise der Geschichte nicht vorüber sein.    K.B.


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