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01.11.08 / Pakistan droht der Bankrott / Islamabad bittet den Währungsfonds um Fünf-Milliarden-Kredit – Weit mehr wäre nötig

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 44-08 vom 01. November 2008

Pakistan droht der Bankrott
Islamabad bittet den Währungsfonds um Fünf-Milliarden-Kredit – Weit mehr wäre nötig

Die täglichen Meldungen über Anschläge und Kämpfe in Pakistan stumpfen ab. Aber es gibt ein neues Thema: Pakistan ist praktisch pleite. Wegen unmittelbar drohender Zahlungsunfähigkeit mußte die Regierung in Islamabad den Internationalen Währungsfonds (IWF) um eine Soforthilfe von fünf Milliarden Dollar bitten. Ein Vielfaches wäre nötig, um die Lage zu stabilisieren.

Pakistan erlebte zuletzt enorme Kapitalabflüsse, das Handelsbilanzdefizit ist stark gestiegen, die Inflationsrate liegt bei 25 Prozent, und wegen der weltweiten Krise droht Massenarbeitslosigkeit – 38 Prozent der Arbeiter sind in der Textilindustrie tätig. Die Regierung versuchte zunächst, die traditionellen Freunde USA, China und Saudi-Arabien anzupumpen. Vergebens, denn die sind voll mit den eigenen Problemen beschäftigt. Und ihre Hilfe war ohnehin nie uneigennützig: Den USA geht es nur um den „Krieg gegen den Terror“ und um die Angst davor, daß pakistanische Atomwaffen Terroristen in die Hände fallen könnten.

Für China wiederum ist Pakistan ein Gegengewicht zu Indien, ein Korridor zum Indischen Ozean und ein Absatzmarkt. Und Saudi-Arabien pumpte zwar viel Geld ins Land, doch manches davon für fragwürdige Zwecke wie den Bau von Moscheen und Ko-ranschulen und für die Unterstützung von Islamisten. Auch wurden große Ländereien aufgekauft, auf denen Getreide für den Weltmarkt produziert wird – was im Überschußland Pakistan zur Explosion der Brotpreise führte. Und Beteiligungen in Industrie und Banken werden wegen der unsicheren Lage wieder abgezogen.

Letzter Ausweg war also der Gang zum IWF – und genau das birgt neuen Sprengstoff. Denn IWF-Kredite sind mit Auflagen verbunden, die das Empfängerland wirtschaftspolitisch entmündigen: Marktöffnung und Abbau von Subventionen lautet die Devise. Die Subventionen waren allerdings notwendig, um den Anstieg der Brotpreise zu bremsen, und die steigen primär deshalb, weil der Markt offen ist, weil also wegen der hohen Weltmarktpreise zuviel exportiert wird und dadurch Verknappungen eintreten. So fragwürdig Subventionen auch sein mögen, Hungeraufstände kämen in einem instabilen Land wie Pakistan im Endeffekt noch um einiges teurer.

Wieviel der Wirtschaftsmisere ist hausgemacht und wieviel ist „importiert“? Fest steht, daß Pakistan in den ersten Regierungsjahren des im Frühjahr abgetretenen Präsidenten Pervez Musharraf einen beachtlichen Aufschwung verzeichnet hat. Nicht zuletzt deshalb, weil stabile Verhältnisse Investoren anlocken – und weil in einem autoritären Militär-Regime die Korruption auf einen kleineren Personenkreis beschränkt bleibt als in einem demokratischeren System.

Das Problem des prowestlichen Atatürk-Verehrers Musharraf bestand darin, daß ausgerechnet der Westen massiv an der Untergrabung seiner Autorität beteiligt war: Es begann mit dem „Krieg gegen den Terror“, der Musharraf dazu zwang, weite Teile der Bevölkerung gegen sich aufzubringen, und setzte sich fort im Drängen auf „Demokratisierung“ – was die alten Korruptionisten wieder zu politischen Größen machte. Dazu kamen eigene Fehler wie die überflüssige Konfrontation mit der „Richterkaste“ im Frühjahr 2007 – da aber war der Verfall bereits voll im Gange.

Der von den USA favorisierte neue Präsident Asif Ali Zardari saß jahrelang wegen Korruption im Gefängnis und hat den Beinamen „Mister Zehn-Prozent“. Es wäre naiv anzunehmen, daß er nach dem Tod seiner Gattin Benazir Bhutto geläutert sei. Aber selbst seine geringe Autorität wird noch weiter untergraben, vor allem durch die US-Militäroperationen in Pakistan, bei denen immer wieder Zivilisten umkommen. Immerhin hat Zardari eine gute Ausrede für die Wirtschaftsmisere: Es ist der „islamistische Terror“ im Lande – den es ohne die westlichen Interventionen gar nicht oder nur in bescheidenem Ausmaß gäbe. Und noch etwas wird gerne übersehen: Es sind genau diese Interventionen, die im gesamten Orient Christen zu Zielscheiben machen und das Christentum auszulöschen drohen.          Richard G. Kerschhofer


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