© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 44-08 vom 01. November 2008

Mut und Vertrauen
von Hinrich E. Bues

Der neue bayrische Ministerpräsident Horst Seehofer übernimmt das Parteischiff CSU und das Staatsschiff Bayern in stürmischen Zeiten. Es gehört eine gehörige Portion Mut dazu, sich dieser Aufgabe zu stellen. Doch Mut hat Seehofer in seiner bewegten Karriere immer wieder bewiesen. Er hielt stand, wenn es private oder politische Stürme gab. In Krisenzeiten werden solche Menschen gebraucht.

Aber wird Seehofer allein mit Mut und Standhaftigkeit die Probleme Bayerns und der CSU bewältigen können? Kann er die „Stämme“ Bayerns wieder zusammenführen so wie seine eigene Familie, die fast vollständig zum „größten Tag seiner Karriere“  in den Bayerischen Landtag gekommen war? Und wie wird er mit seinen beiden Vorgängern Beckstein und Stoiber umgehen? Seinen Ruf als bisweilen unberechenbarer Egomane muß er noch gründlicher abstreifen, um wieder Ruhe in die nach wie vor verunsicherte Partei zu bringen. Schön, daß er sich so klar zu den Vertriebenen bekannt hat. Aber wird er konservativen und christlichen Wählern eine Heimat in der CSU bieten können, die sich an seinen liberalen Positionen in der Familien- und Lebensschutzpolitik stoßen?

Dazu braucht Horst Seehofer mehr als Mut und Standhaftigkeit. Er muß sein feines Gespür für die Nöte und Gefühle des „einfachen“ Menschen, auf dem seine Popularität gründet, einsetzen. Dann hat er einen Vertrauensvorschuß verdient.