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08.11.08 / 30-Milliarden-Tag / Hintergründe der VW-Spekulation

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 45-08 vom 08. November 2008

30-Milliarden-Tag
Hintergründe der VW-Spekulation

Da können wir Deutschen doch mal richtig stolz sein: VW, einst das Symbol des Wirtschaftswunders und seit Jahrzehnten unser erfolgreichster Exportschlager, das teuerste Unternehmen der ganzen Welt. Leider nur für ein paar Stunden, als nämlich die VW-Aktie auf einen Höchststand von 1005 Euro geschossen war. Wenig später waren Aktie und Unternehmen nur noch die Hälfte wert.

Es gibt natürlich plausible Erklärungen für diese Kursexplosion mitten im Börsencrash. Porsche hatte angekündigt, sein VW-Aktienpaket auf 75 Prozent aufzustocken. Die Zuffenhausener Nobelflitzer-Konstrukteure besitzen bereits 42,6 Prozent der Wolfsburger Stammaktien und Optionen auf weitere 31,5 Prozent. 20 Prozent hält das Land Niedersachsen. Dieses Marktsegment ist also so gut wie leergefegt, für die theoretisch noch frei verfügbaren knapp sechs Prozent kann man fast jeden Preis verlangen. Das heizte die internationale Spekulation gewaltig an, mit den bekannten Folgen –  an einem Tag kletterte der Kurs um 225 Prozent. Dem gesunden Menschenverstand sind solche Vorgänge freilich nicht zu vermitteln. Mitten in einer globalen Krise, von der die Automobilbranche am schnellsten und härtesten betroffen ist und in der die Aktienkurse in den Keller purzeln, erobert ausgerechnet eine Autofirma den Platz an der Börsen-Sonne. Mercedes und BMW, die ja nicht innerhalb weniger Wochen das Autobauen verlernt haben können, müssen die Produktion drosseln, während Porsche und VW sozusagen aus allen Nähten platzen. Kann das noch mit rechten Dingen zugehen?

In der Tat kursierte an den Börsen das Gerücht, der wendige Porschechef Wendelin Wiedeking und sein Finanzvorstand Holger Härter hätten da mit nicht ganz lauteren Mitteln nachgeholfen: So habe Porsche zeitweise auf 120 Prozent der VW-Papiere zugreifen können. Das klingt unwahrscheinlich. Doch an der Börse gilt der automobile Werbeslogan: Nichts ist unmöglich. Jedenfalls hat Wiedeking allein am vergangenen Freitag einen Tagesgewinn von rund 30 Milliarden Euro verbuchen können, wie Börsenkenner glaubhaft versichern. Einiges davon dürfte in seine „Kriegskasse“ fließen. Die braucht er, denn nach wie vor schwelt der Machtkampf zwischen der Zuffenhausener Porsche-Holding und dem Porsche-Enkel Ferdinand Piech, der lange Zeit in Wolfsburg das Sagen hatte. Über die besonderen Befindlichkeiten zwischen VW und Porsche hinaus sagt das völlig konjunkturwidrige Auf und Ab der Volkswagen-Aktie aber auch einiges darüber aus, wohin sich das weltweite Börsengeschehen degeneriert hat: Da werden in Milliardenhöhe Spekulationsgeschäfte mit „heißer Luft“ gemacht, da werden rund um den Globus Papiere und Werte verschoben, die es gar nicht gibt, bezahlt werden die Schein-, Leer- und sonstigen Käufe mit Geld, das man nicht hat. Hans-Jürgen Mahlitz


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