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08.11.08 / Vandale statt Randale oder sind Graffiti Kunst?

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 45-08 vom 08. November 2008

»Moment mal!«
Vandale statt Randale oder sind Graffiti Kunst?
von Klaus Rainer Röhl

Neulich fuhren wir wegen der ausgefallenen ICE mit Regionalzügen durch ganz Deutschland – von Ingolstadt bis Hannover und von Berlin bis Aachen. Viele junge Leute waren unterwegs, mit ihren unförmigen Rucksäcken und guter Laune im Gepäck. Durchweg freundliche, liebenswerte junge Menschen, höflich zu Erwachsenen, geradezu liebenswürdig und zuvorkommend zu allen Oldies. Ist das die neue Generation von Menschen, in deren Hände wir einmal die Geschicke Deutschlands legen werden? Eine Generation, aufgewachsen ohne Not oder größeren Mangel, und die meisten auch mit Arbeitsplatz, Lehrstelle, Studienplatz und guten Berufsaussichten. Keine Bankenkrise oder Bahnverspätung trübte ihre Fröhlichkeit. Die Züge aber, in denen sie fahren, die Bahnhöfe, durch die die Züge sich schlängeln, die Gleisanlagen und umliegenden Gebäude der Bahnhöfe und die Stadtzentren sind wie von Pilzbefall auf weite Strecken hin bedeckt mit häßlichen Verschmutzungen und barbarischen Verwüstungen, von Hamburg bis Köln. Seit vielen Jahren bezeichnen unsere zu viel Verständnis für jede Art von Verwahrlosung bereiten liberalen Medien – nennen wir sie einfach Gutmenschen-Presse – das Ergebnis der jugendlichen Zerstörungswut beschönigend „Graffiti“.

Die Wiederherstellung oder Reinigung von zerstörten und verschmutzten Waggons kostet die Deutsche Bahn in diesem Jahr bereits 50 Millionen Euro, 46000 Fälle blinder Zerstörungswut registrierte die Deutsche Bahn im vergangenen Jahr. Im ersten Halbjahr 2008 kam es allein in Nordrhein-Westfalen zu 4300 einschlägigen Straftaten. Jetzt versuchen Bahn und Polizei mit einer neuen Kampagne, Bürger und Kunden zum Kampf gegen Vandalismus und Graffiti-Schmierereien zu gewinnen.

Wer sind die Sprayer, die Bahnanlagen, Züge und Häuser mutwillig beschädigen? Leben sie in einer anderen Welt als die Millionen normalen Jugendlichen, die unsere Städte und Straßen, Bahnen und Busse bevölkern? Sie leben mitten unter uns, sie sind offensichtlich nur eine kleine Minderheit, ebenso wie die Schläger und brutalen „Abzieher“ (Räuber), die ihre Mitschüler tyrannisieren und bei Gegenwehr zusammenschlagen, oft genug mit bleibenden Folgen, oder sogar töten? Letzte Woche prügelte eine Jugendbande einen 14jährigen Mitschüler ins Koma. Er wird sein Leben als Behinderter beenden. Als er schon am Boden lag, sprangen die beiden Mädchen der Gruppe mit voller Wucht auf den Kopf des bereits schwer Verletzten. Was sind das für Leute? Woher kommen die jungen Menschen mit der Mentalität von Dreijährigen, deren Zerstörungswut durch keinerlei Erziehung gebremst wurde? Sind die Eltern nur gleichgültig gewesen oder selber schon zu kaputt, um ihren Kindern frühzeitig zu helfen, normale und also auch – geliebte Mitbürger zu werden? Aus welchem Milieu kommen die jugendlichen Kriminellen? Nur aus deutschen Problemfamilien? Die Bewohner der Städte wissen es. Insbesondere die in den letzten Jahren sich häufende Zerstörungswut der Bahn-Chaoten hat leider auch einen Migrations-Hintergrund.

Berlin. Ich gehe durch den Kreuzberg-Park auf den Kreuzberg. Hier sind alle Parkbänke und teilweise sogar die Bäume verunstaltet durch Sprayer-„Tag“s, das persönliche Kürzel der Sprayer, mit dem sie sich verewigen wie Hunde mit ihrer Duftnote. Oben auf dem Berg, von dem man einen weiten Rundblick über Berlin hat, steht ein Denkmal – nicht etwa für einen preußischen General oder König, es ehrt einen bedeutenden Wissenschaftler des 19. Jahrhunderts, Rudolf Virchow. In der Schule lernte man früher etwas über seine vielen Forschungsvorhaben, er war ein Universalgenie. Sein Denkmal ist mit geradezu verbissener Wut regelrecht ruiniert, als wenn die Sitzenbleiber der Pisa-Studie es „den Erwachsenen“ mal so richtig hätten zeigen wollen: Wir versauen Euch alles. Alles, was Euch Freude macht oder erholsam ist, die Ruhe des Parks, die Bänke, die Aussicht vom Berg.

Geht man in Köln über den Vorplatz des Römisch-Germanischen Museums durch eine schrill lärmenden Menge jugendlicher Skateboardfahrer, sieht man zur linken Hand Sarkophage aus römischer Zeit. Auch sie sind nicht vor der Zerstörungs-Kunst aus der Sprühdose sicher. Sie haben zum Teil 2000 Jahre überdauert mit der Schönheit und Klarheit der Linien. Die letzten zehn Jahre Ewigkeit überdauerten sie nicht. Warum werden bevorzugt Kunst- und Baudenkmäler, Denkmäler, Gefallenen-Ehrenmale und Gräber Opfer des Bildersturms? Ist es nur Zerstörungslust? Sind die Sprayer, meist nur bedingt strafmündige Jugendliche unter 18, am Ende doch auch politisch in ihrer dumpfen Zerstörungswut? Lafontaine und die Kommunisten wissen vielleicht die Antwort.

Bleibt die Frage, wer säubert unsere Straßen und Parks von der Botschaft der (meist auch geistig) Unterprivilegierten? Abgewaschen werden müssen die Schmierereien jeder Art ja doch. Die Reinigung der Denkmäler, Häuser, Büros und Bahnhöfe kostet jedes Jahr viele hundert Millionen Euro. Oder – man nimmt den Schmierkram und die Zerstörungen der Fensterscheiben nicht mehr wahr. Das bedeutet, daß unsere Kinder und Enkelkinder in einer Welt aufwachsen, in der die Verkehrsmittel, die Parks und Häuserwände bis hinauf zum ersten Stock verdreckt und beschädigt sind. Unsere Enkelkinder kennen eine intakte Welt gar nicht mehr. Also nehmen sie auch keinen Verlust mehr wahr, wie die Hunde in Malapartes Roman „Die Haut“, die keinen Schmerz mehr spüren, weil man ihnen die Nerven durchschnitten hat.

Ein Mittel gibt es, und das ist rar. Es wird in Bayern erprobt, nach New Yorker Vorbild: Null-Akzeptanz plus Null-Toleranz. Doch wer das im übrigen Deutschland durchsetzen wollte, hieße sogleich „Law and Order“-Politiker. Die Idee ist einfach: Die Täter werden durch intensive Fahndung an Ort und Stelle gefaßt und müssen nach Jugendordnungsrecht eine ganze Woche lang Wände von Graffiti reinigen. Freiwillig. Aber wollen sie das nicht, kommt ein Gerichtsverfahren, bei Wiederholung drohen Jugendstrafe und Zahlung der Kosten, Rechnung an die Eltern. Viele werden da lieber die Wochenendarbeit auf sich nehmen und zum Schrubber greifen. Je nach verwendeter Farbe dauert das lange. Dabei haben sie viel Zeit, über ihre „verpfuschte Jugend“, die „schwere Repression“ am Arbeitsplatz oder in der Schule und die soziale Schieflage nachzudenken. Richtig sauber wird die Wand nie. Richtig sauber wird der Jugendstilbahnhof in Bad Nauheim, mit Millionen Kosten restauriert und in einer einzigen Nacht besudelt von einfallslosen Halbstarken, nie.

Der Schaden fängt im Kopf an. Nicht die unmündigen, vielleicht geistig benachteiligten Schüler, sondern die Verharmlosung der Medien ist daran schuld, daß die heute heranwachsenden Jungen und Mädchen gleichgültig durch die flächendeckend verunstalteten Städte gehen. Sie sind nichts anderes gewohnt. Unzerkratzte S-Bahnfenster und nicht verwüstete Denkmäler haben die Jungen, nach 1990 Geborenen in ihrem ganzen Leben noch nicht gesehen. Wie sollten sie, wo nichts mehr schützenswert ist, Deutschland oder Europa noch verteidigen wollen, wenn der Kölner Dom wie einst die Hagia Sophia in Konstantinopel in eine Moschee verwandelt wird – der Versuch dazu wird gemacht werden. Früher oder später. Dann allerdings dürfte das Beschmieren von Kirchenmauern und öffentlichen Gebäuden sehr gefährlich werden. Die Scharia, das islamische Strafrecht, kennt nämlich bei Eigentumsdelikten keine Gnade.

Mehr von Klaus Rainer Röhl in seinem soeben erschienenen neuen Buch „Mein langer Marsch durch die Illusionen“.


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