© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 45-08 vom 08. November 2008

»Von Herzen einseitig«
Hauptstadtkorrespondent der »Bild«-Zeitung übt sich in Politikerverteidigung

„Nikolaus Blome macht sich gut gelaunt und von Herzen einseitig an die Ehrenrettung eines verfemten Berufsstands.“ Mit diesen Worten wirbt der kleine Berliner wjs-Verlag für das schmale Buch „Politiker sind toll“, das der Leiter des Hauptstadtkorrespondenten-Büros der „Bild“-Zeitung vorgelegt hat.

Nanu, ein wichtiger Journalist der nicht gerade zimperlichen Zeitung mit den vier großen Buchstaben und den grellen Farben übt sich in der Kunst der Politikerverteidigung? Geht das zusammen? Irgendwann führt der Versuch Blomes, einseitige Vorwürfe an unsere Interessenvertreter in den Parlamenten mit ebenso einseitigen Gegenbehauptungen zu entkräften, zur Langeweile.

Etwas wehmütig erinnert sich der Rezensent an brillante Stilisten wie Johannes Gross, Rüdiger Altmann, Joachim Fest oder Matthias Walden und an polemische, einseitige, aber nie langweilige Essays. Heute hat sich das wohl eher auf Wolfang Herles-Niveau („Die Politiker sind unfähig“) beziehungsweise Nikolaus Blome-Niveau („Sind sie nicht“) eingependelt.

Worum geht es im einzelnen? Der Autor spürt den vermeintlichen Vorwürfen nach, die Damen und Herren in Berlin und Brüssel (oder auf lokaler Ebene in Hintertupfingen) seien machtbesessen, korrupt, umfragehörig, ohne echte Überzeugungen, mimosenhaft, geldgierig oder abgehoben. Am Ende der etwas müde dahinplätschernden 157 Seiten übt sich Blome in der Kunst der Wählerbeschimpfung. Denn kaum ein Medienvertreter oder Politiker wage es, die schlichte Wahrheit auszusprechen, daß Wähler nämlich auch voller Fehler und manchmal an ihrer Politikverdrossenheit selber schuld seien.

Darüber hätte es sich vielleicht gelohnt, einen knackigen, schön einseitigen Essay zu schreiben. Doch dazu ist „Bild“-Mann Blome anscheinend zu brav. Ansgar Lange

Nikolaus Blome: „Faul, korrupt und machtbesessen? Warum Politiker besser sind als ihr Ruf“, wjs-Verlag, Berlin 2008, 157 Seiten, 16 Euro