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15.11.08 / Frischer Wind in den Segeln der Vertriebenen / 60 Jahre Kreisgemeinschaft Heiligenbeil und kein bißchen leise – Junge Kreisvertreterin wurde gewählt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 46-08 vom 15. November 2008

Frischer Wind in den Segeln der Vertriebenen
60 Jahre Kreisgemeinschaft Heiligenbeil und kein bißchen leise – Junge Kreisvertreterin wurde gewählt

Daß es überhaupt stattfand, ist ein kleines Wunder und nur dem unermüdlichen Einsatz einiger weniger Mitglieder zu verdanken. Vorausgegangen war dem Treffen ein Eklat, da am 12. Juli 2008 der gesamte bisherige Vorstand, neun Wochen vor dem Kreistreffen, zurückgetreten war und sich mit sofortiger Wirkung beim zuständigen Registergericht hatte austragen lassen. Was war passiert? Dem Vorstand lag ein mit ausreichender Mehrheit gezeichneter Antrag der (Kreistagsmitglieder) Kirchspielvertreter auf Einberufung eines außerordentlichen Kreistages während des Treffens in Burgdorf vor.

Seit dem letzten Kreistag im April in Bad Pyrmont verdichteten sich die Hinweise auf Abspaltungsbestrebungen von unserem Dachverband, der Landsmannschaft Ostpreußen (LO), durch den amtierenden Vorstand unter Kreisvertreter Georg Jenkner. Insofern bestand seitens einer großen Anzahl Kirchspiel- und Stadtvertreter ein dringendes und sofortiges Bedürfnis nach einer Aussprache und Klärung, welche nicht, wie vom Vorstand gefordert, aufgeschoben werden sollte. Dieser Pflicht zur Einberufung eines außerordentlichen Kreistages in Burgdorf  beim Kreistreffen entzog sich der Vorstand durch seinen kollektiven Rücktritt am 12. Juli – eine einmalige, noch niemals zuvor geschehene Aktion in der 60jährigen Geschichte der Kreisgemeinschaft. Nur durch den energischen und engagierten Einsatz einiger Mitglieder unserer Gemeinschaft, mit voran unser Ehrenvorsitzender Siegfried Dreher, wurde vom Amtsgericht Hildesheim noch rechtzeitig ein Notvorstand berufen, welcher die Großveranstaltung in Burgdorf  retten konnte. Der Notvorstand besteht seit dem 4. September 2008 aus der 42jährigen Elke Ruhnke (Erste Vorsitzende), den Herren Christian Perbandt (Zweiter Vorsitzender), Rüdiger Hantel (Dritter Vorsitzender), Dieter Roos (Kassenwart) und Karin Rauschning (Beisitzerin).

Burgdorf fand statt. Der Einladung folgten rund 500 Besucher! Das Heimattreffen begann am 13. September mit einer Gedenkminute und Niederlegung von Blumen am Gedenkstein im Park zu Burgdorf hinter dem Rathaus. Die offizielle Mitgliederversammlung stand danach ganz im Zeichen der Geschehnisse der letzten Wochen und Monate. Die Situationsberichte der Kreisvertreterin Elke Ruhnke, des Ehrenvorsitzenden Siegfried Dreher und des Ehrenmitglieds Dr. Siegfried Pelz lieferten ausführliche Informationen. Die anschließenden, teilweise sehr emotional geprägten Diskussionen ließen einen Riß erkennen, welcher sich nun durch die Kreisgemeinschaft zieht. Es wurde deutlich, daß die Aufgabe des jetzigen Notvorstandes wie auch künftiger Vorstände darin bestehen muß, die Gemeinschaft möglichst schnell zu ihrer alten Geschlossenheit zurück­zuführen. Es muß unbedingt vermittelt werden, daß kein Rechtsrutsch bei uns eingetreten ist, sondern daß die Kreisgemeinschaft Heiligenbeil ihre Zukunft weiterhin an der Seite der Landsmannschaft Ostpreußen und der anderen Kreisgemeinschaften sieht.

Die restlichen Tagesordnungspunkte fanden dann beruhigter statt – das Gedenken der Verstorbenen und die Ehrung aktiver Mitglieder. Ehrenurkunden der Kreisgemeinschaft erhielten Frau Lieselotte Ollmann (Waltersdorf), Horst Neumann (Hermsdorf-Pellen) und Horst Wollermann (Heiligenbeil). Weitere Berichte der Kreisvertreterin zu den Elementen und Strukturen der Kreisgemeinschaft, der Bericht des Zweiten Vorsitzenden Christian Perbandt zum Deutschlandtreffen in Berlin sowie der Bericht des Kassenwartes Dieter Roos folgten.

Der erste Tag wurde mit einem musikalischen bunten Abend und dem Musikduo „Peter und Fredo“ beschlossen. Bei Speis und Trank gab es wieder viele Begegnungen zwischen langjährigen Freunden und Bekannten. Schon allein deshalb darf das jährliche Kreistreffen nicht ausfallen. Auch die Tanzfläche war rege besucht, so daß wir dieses Angebot mit Sicherheit beibehalten werden.

Der zweite Tag des Kreistreffens begann um 10 Uhr im Veranstaltungszentrum Burgdorf mit einem Platzkonzert des Schützenmusikkorps „O.v. Reden Gerden“ unter der Leitung von Hans-Heinrich Beier. Die anschließende Feierstunde folgte dem traditionellen Ablauf – Begrüßung durch die Kreisvertreterin – Ostpreußenlied – Totenehrung (Horst Neumann) – Lied: Choral von Leuthen. Das an dieser Stelle vorgesehene Grußwort der eingeladenen Paten durch die Bürgermeisterin von Lehrte, Jutta Voß,  zum 60jährigen Jubiläum der Kreisgemeinschaft mußte leider entfallen. Da die Meinungsbildung der Paten über die derzeitige Situation wohl zuungunsten der Kreisgemeinschaft Heiligenbeil und des neuen Vorstandes ausgefallen war, hatten sie ihr Erscheinen abgesagt. Seitens der Paten war keine offizielle Abordnung erschienen.

Ein herzliches Grußwort erhielt die Kreisgemeinschaft aber von dem anwesenden Sprecher der Landsmannschaft Ostpreußen Wilhelm v. Gottberg. Er begrüßte in der Feierstunde die nun 60jährige gegenseitige enge Verbundenheit zwischen Landsmannschaft und Kreisgemeinschaft und dankte dafür. Diese Partnerschaft sei für beide Seiten von Interesse und Nutzen. Es waren die deutschen Heimatvertriebenen, die in ihrer Charta von 1950 dem Gedanken auf Rache und Vergeltung eine Absage erteilt haben. Seine Worte wurden von den anwesenden Landsleuten im vollbesetzten Saal mit großer Begeisterung aufgenommen.

Es folgte der Festvortrag von Siegfried Dreher „60 Jahre Kreisgemeinschaft Heiligenbeil – Rück­schau und Ausblick“. Dieser Beitrag gab einen ausführlichen Überblick über die vergangenen sechs Jahrzehnte und klammerte unsere heutige Situation nicht aus. Der interessante Vortrag wird im Heimatblatt 2009 erscheinen.

In ihrem Schlußwort dankte die Kreisvertreterin allen Anwesenden für ihre Teilnahme und versicherte, sich mit ihrem ganzen Herzen und ihrer ganzen Kraft für die Belange der Gemeinschaft einsetzen zu wollen.

Wie in jedem Jahr fand zum Abschluß des Heimattreffens in der St. Pankratiuskirche zu Burgdorf eine Jubiläumsfeier für Konfirmanden statt, organisiert und betreut durch Konrad Wien. 40 Besucher des Kreistreffens begleiteten ebenfalls den Gottesdienst. In seiner Predigt ging Pastor Wolfgang Thon-Breuker einfühlsam auf die Themen Heimat, Heimatvertreibung, Kirche und Glaube ein. Es folgte das gemeinsame Abendmahl.             Elke Ruhnke

Foto: Sie arbeiten gemeinsam für die Heimat: Siegfried Dreher, Elke Ruhnke und Wilhelm v. Gottberg (v.l.).


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