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22.11.08 / Hoffnung an der Ostseeküste / Mecklenburg-Vorpommerns Tourismus-Bilanz zeigt steil nach oben

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 47-08 vom 22. November 2008

Hoffnung an der Ostseeküste
Mecklenburg-Vorpommerns Tourismus-Bilanz zeigt steil nach oben

Sonja Bern wollte eigentlich im November nach Ägypten reisen. Die Krankenschwester aus Berlin-Steglitz hatte alles längst gebucht, da erreichte sie ein Anruf des Veranstalters. Es gebe Probleme mit den Hotels, alle Reisen seien auf Eis gelegt.

Kurzerhand buchte Sonja Bern um, diesmal ein anderes Reiseziel, das so gar nicht mit Afrika vergleichbar war: Mecklenburg-Vorpommern. Sie reservierte ein Zimmer auf der Halbinsel Zingst.

Mißmutig wegen des ausgefallenen Orienturlaubs startete sie mit dem eigenen Pkw in den Herbst­urlaub – im Regen. Doch als sie nach zehn Tagen zurückkam, war die 59jährige wie ausgewechselt. „Ich hätte nie gedacht, daß es so etwas Schönes so nah gibt. Wir waren nur drei Stunden unterwegs und hatten einen tollen Urlaub.“ Ruhige Gegend, preiswertes Zimmer, günstiges Essen (Fischgerichte ab zehn Euro pro Person) – Sonja Bern war begeistert vom Urlaubsland Mecklenburg-Vorpommern (Tourismus-Motto: MV tut gut). Und das trotz der unfreundlichen Jahreszeit.

Es hat mehr als ein Jahrzehnt gedauert, daß die Region den Durchbruch als Ferienziel der Deutschen geschafft hat. Groß waren die Erwartungen 1990, aber liebgewonnene Gewohnheiten wie Urlaub an der Costa del Sol oder in der Türkei werden nicht so mir nichts, dir nichts geändert. So ging es nur in kleinen Schritten aufwärts mit den Touristenzahlen.

Inzwischen hat sich das Land gemausert. Schon jetzt bittet die Tourismuszentrale Stralsund Privatpersonen darum, daß sie Räume und Ferienhäuser zur Verfügung stellen. Die Hotelbetten in der Hansestadt werden knapp. Kein Wunder nach 246000 Übernachtungen. Damit hat die 58000-Einwohner-Gemeinde sogar die Landeshauptstadt Schwerin (95000 Einwohner) abgehängt.

Das Berlin-Institut für Bevölkerungsentwicklung zählt Mecklenburg-Vorpommern bereits zu den 30 beliebtesten Urlaubsregionen Europas. Davon kann Sylt nur träumen. Derzeit liegt das Land an der Ostsee gemessen an der Zahl der Gästeübernachtungen pro Einwohner auf Platz 23.   Mecklenburg kommt auf 14 Übernachtungen je Einwohner. Zum Vergleich: Zypern kommt auf 20 Übernachtungen, die Kanaren auf 30, die Balearen liegen mit über 60 deutlich an der Spitze.

Das norddeutsche Bundesland bekommt sonst eher selten gute Schlagzeilen. Die Einwohnerzahl sank seit der Wende um mehr als 200000 auf unter 1,7 Millionen. Prognosen gehen von einem weiteren Schwund aus. Bis 2030 könnten weitere 20 Prozent abgewandert seien.

1945/46 hatte das Gebiet seine höchste Einwohnerzahl erreicht. Trotz der kriegsbedingten Verluste wohnten in der Region über zwei Millionen Menschen, darunter etwa die Hälfte Heimatvertriebene aus Pommern, Ost- und Westpreußen. Viele setzten ihre Flucht später in den Westen fort. Doch nach 1989 folgte nicht bloß ein weiterer Exodus. Jetzt brachen auch die Geburtenraten massiv ein.

Der blühende Fremdenverkehr gilt nun als Hoffnungsträger angesichts düsterer Vorhersagen. Im Tourismus sollen wieder mehr Menschen Arbeit und Perspektive in ihrer schönen Heimat finden, statt das Weite zu suchen. Die Aussichten dafür scheinen gar nicht so schlecht. Sonja Bern wird wohl auf jeden Fall wiederkommen.                                    M.S.


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