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22.11.08 / Ein Sinnbild der Hoffnung / Die »Betenden Hände« von Albrecht Dürer wurden immer wieder kopiert – Eine Ausstellung zeigt Beispiele

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 47-08 vom 22. November 2008

Ein Sinnbild der Hoffnung
Die »Betenden Hände« von Albrecht Dürer wurden immer wieder kopiert – Eine Ausstellung zeigt Beispiele

Die „Betenden Hände“ von Albrecht Dürer (1471–1528) zieren Schlafzimmer und Wohnstuben. Kopien dieses Meisterwerks haben die Herzen der Deutschen erobert. Eine Ausstellung in Nürnberg widmet sich diesem Phänomen.

Es gehört zu den am meisten reproduzierten Bildern von Albrecht Dürer und befindet sich heute in der Albertina zu Wien. Und wie an kaum einem anderen Werk des Nürnberger Meisters scheiden sich die Geister: Kunst sagen die einen, Kitsch die anderen. Allerdings trifft der Begriff Kitsch eher auf die zahllosen Kopien zu, die im Laufe der Jahrhunderte entstanden, die aber die Herzen ihrer Besitzer im Sturm eroberten.

500 Jahre ist das Motiv nun alt. Geschaffen hat es Dürer für ein von dem Frankfurter Kaufmann Jakob Heller bestelltes Altarbild. Der reiche Tuchhändler beauftragte Dürer mit der Anfertigung eines Flügelaltars, von dem nur Vorstudien im Original erhalten sind, nachdem der Altar im Jahr 1729 verbrannte. Zu diesen Vorstudien gehören auch die Betenden Hände, ein Blatt, das die Hände eines Apostels darstellt, der Zeuge der Himmelfahrt Mariens ist. Auf dem Heller-Altar befindet sich dieser Apostel am rechten Rand des Mittelteils.

Das mit Tuschpinsel und Weißhöhung auf blauem Grund gezeichnete Bild zeigt zwei zum Beten gefaltete Hände. Dürer fertigte die Zeichnung an, indem er auf einem Spiegel seine eigene linke Hand optisch verdoppelte und mittels eines zweiten Spiegels die im Bild festgehaltene Perspektive als Zeichenvorlage erhielt.

Einem größeren Publikum wird diese Zeichung erst im 19. Jahrhundert bekannt geworden sein, als das Blatt 1871 auf einer Ausstellung in Österreich gezeigt wurde. Eine erste Abbildung fand sich 1877 in der kunsthistorischen Literatur. Mit der wachsenden Popularität Dürers als Verkörperung des deutschen Künstlers schlechthin wurde auch sein Werk immer bekannter.

In den späten 1920er Jahren begann man die Betenden Hände auch dreidimensional darzustellen. Von Terrakotta bis Metall reichen die Materialien. Zahlreich waren auch die Gelegenheiten, zu denen man dieses oft selbst gefertigte Werk verschenkte: zur Hochzeit, zum Muttertag, zur Konfirmation.

Das Germanische Nationalmuseum und die Stadt Nürnberg baten nun Besitzer der Betenden Hände um ihre Geschichten zur Kopie. Rund 200 Repliken wurden gesichtet und ebenso viele Geschichten gehört.

„Bei den vorgelegten seriell produzierten Stücken erstaunte die geringe Zahl identischer Objekte“, so Claudia Selheim vom Museum. „Das Massenphänomen Betende Hände besetzte in der Nachkriegszeit offenbar auch eine Marktlücke, in der es sich für Fabrikanten oder Produzenten von Devotionalien durchaus finanziell lohnte, mit kleinen Auflagenhöhen Geschäfte zu betreiben, was letztlich einen Variantenreichtum in den Ausführungen nach sich zog. Selten überliefert sind inzwischen Weihwasserbecken. Zu den gezeigten Kuriositäten zählt eine Spieluhr mit der Melodie des ,Ave Maria’, deren Werk in den reliefierten Händen verborgen ist.“

Die Betenden Hände haben keinen Eingang in den Kirchenraum gefunden, sondern sind ein Zeichen privater Frömmigkeit  geblieben. Vielen gelten sie auch als ein Sinnbild der Hoffnung.

Silke Osman

Im Kunsthaus, Königstraße 93, Nürnberg, ist vom 22. November bis 14. Dezember eine Ausstellung mit dem Titel „1000x kopiert – Albrecht Dürers Betende Hände“ zu sehen. Geöffnet täglich von 11 bis 19 Uhr, Eintritt frei.

Foto: Albrecht Dürer: Betende Hände (Tuschpinsel auf blauem Grund, 1508)


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