20.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
22.11.08 / Freundinnen für immer? / Roman über Freundschaften

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 47-08 vom 22. November 2008

Freundinnen für immer?
Roman über Freundschaften

Bei dem Buchtitel von Dora Heldts Roman „Unzertrennlich“ in Verbindung mit dem Thema beste Freundinnen mag sich dem Leser zunächst der Gedanke an kommerziellen Kitsch und oberflächliches Freundinnen-Klischees aufdrängen. Doch zeigt der Roman bei näherer Betrachtung ein ganz anderes Gesicht.

Die 43jährige Christine lebt seit der Trennung von ihrem Mann Bernd, der sie mit ihrer besten Freundin Anja betrogen hat, in Hamburg und ist dort für ein Verlagshaus im Innendienst tätig. Kurz vor ihrem 44. Geburtstag bekommt ausgerechnet sie den Auftrag, eine Kolumne über „beste Freundinnen“ zu schreiben. Für Christine der blanke Hohn. Doch gerade diese Kolumne bringt ihre Freundinnen Dorothea, Gabi und Ruth auf eine wunderbare Idee. Sie recherchieren, mit welchen Mädchen Christine im Laufe ihrer Kinder- und Jugendzeit gut befreundet war, und schicken an alle Einladungen für eine Überraschungsparty zu Christines Geburtstag.

Diese Einladungen lösen bei den Frauen die unterschiedlichsten Gefühle aus. In Erinnerungen an die unbeschwerte Jugend- und Kinderzeit schwelgend, ziehen plötzlich viele von ihnen Bilanz in ihrem Leben und schauen, was eigentlich aus ihren Wünschen und Träumen geworden ist und wo durch Familie oder Karriere Teile ihrer Persönlichkeit auf der Strecke geblieben sind.

So auch Frauke, die nach Erhalt der Einladung mit ihrer Tochter Lisa alte Fotoalben durchblättert und von ihrer Tochter unverblümt die Wahrheit entgegengeschmettert bekommt. „Frauke schlug das Album vorsichtig auf … Es kamen immer mehr Erinnerungen, Frauke und Christine waren auf ungefähr 20 Bildern abgebildet. Frauke hörte ihrer Tochter nicht mehr zu, sie tauchte ein in eine Zeit, die fast 30 Jahre zurücklag … Ihr Sohn Max holte sie in die Realität zurück. Sie hatten ihn beide nicht gehört, er stand plötzlich am Tisch und fragte: ,Was ist denn los? Sentimental journey?‘ … ,Mama will sich mit einer alten Freundin treffen, deshalb gucken wir uns die alten Bilder an. Mein lieber Mann, ich glaub nicht, daß die sich wieder erkennen, .... Sie sah total anders aus. Ganz klasse. Du erkennst sie nicht wieder.‘ Frauke fühlte sich geohrfeigt.“

Dora Heldt hält in ihrem Roman „Unzertrennlich“ keine Patentlösung für die Tatsache bereit, daß wohl jeder in seinem Leben Freundschaften knüpft und diese jedoch früher oder später wegen Familie, Beruf oder Umzug im Sande verlaufen oder durch neue ersetzt werden. Aber ihr gelingt es, den Leser für dieses Thema zu sensibilisieren, um selbst einmal nachzudenken, welche Freunde ihm in welchen Lebensabschnitten treu zur Seite gestanden haben.

Und vielleicht setzt sich der Leser zum Ende des Romans selbst einmal an den Computer, um bei einer Suchmaschine im Internet Namen lang vergessener Freunde einzugeben. A. Ney

Dora Heldt: „Unzertrennlich“, dtv, München 2008, kartoniert, 296 Seiten, 7,95 Euro


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabo bestellen Registrieren