© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 48-08 vom 29. November 2008

Konrad Badenheuer:
Bodenlos

Nicht nur die Schnelligkeit, mit der die gegenwärtige Wirtschaftskrise hereingebrochen ist, ist fatal. Noch im Sommer waren wir in einem – wenn auch schon verlangsamten – Aufschwung mit steigender Beschäftigung und wachsenden Steuereinnahmen. Das ist seit Ende September schlagartig vorbei, aber das eigentlich Bedrückende ist die Komplexität und Tiefe der Krise. Düster erklären die Experten des Internationale Währungsfonds IWF, ihr Befund nach sorgfältiger Analyse von 100 Rezessionen bestehe darin, daß Wirtschaftskrisen, an deren Beginn eine Finanzkrise stehe, regelmäßig tiefer seien und länger dauerten als „normale“ Rezessionen. Was die besorgte Fragen nach sich zieht, welche Ausmaße dann wohl die Krise haben könnte, an deren Beginn die schwerste Finanzkrise der Geschichte steht.

Die üblichen Meßinstrumente der Ökonomen liefern keine brauchbaren Daten. Der Kompaß flimmert, als würde das Wirtschaftsschiff den magnetischen Nordpol überfahren, das Echolot liefert keine Daten, als wäre die unwirklich ruhige See bodenlos tief. Ein Beispiel: Kurzarbeit und Entlassungen hat es in der Autoindustrie schon oft gegeben, aber daß demnächst fast die gesamte deutsche Autoherstellung für Wochen ruht, ist beispiellos.

Erst im September haben wir über gigantische Rettungspakete der USA, Deutschlands und weiterer Länder für die Banken berichtet. Jetzt werden in den USA bereits neue Pakete ähnlicher Größe vorbereitet – diesmal direkt von der Notenbank, also derjenigen Institution, die das Geld notfalls drucken kann. Die Verantwortlichen lassen sich keine Panik anmerken.