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29.11.08 / Den Schrecken verloren / Staatsverschuldung: Die ganze Welt rutscht in die roten Zahlen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 48-08 vom 29. November 2008

Den Schrecken verloren
Staatsverschuldung: Die ganze Welt rutscht in die roten Zahlen

Das Wort hat seinen Schrecken verloren: Über Nacht ist die Staatsverschuldung zu einem scheinbar nachrangigen Problem geworden. Im Bundeshaushalt 2009 ist eine Nettokreditaufnahme von 18,5 Milliarden Euro vorgesehen, und Experten verweisen darauf, daß die unsichere Lage in Wirtschaft und Finanzmärkten die roten Zahlen noch gewaltig aufblähen könnte.

Grund: Derzeit sind die milliardenschweren Bürgschaften, die allein der Bund für schwächelnde Banken und private Spareinlagen gewährt hat, erst Theorie. Sobald der Staat eines seiner Versprechen aber einlösen müßte, wäre der jetzt aufgestellte Haushaltsplan bloße Makulatur.

Ob ein Land hoch verschuldet ist oder eher mäßig, darüber sagt die Summe der ausstehenden Milliarden wenig aus. Daher orientieren sich die Volkswirte beispielsweise am Bruttoinlandsprodukt (BIP), um den Verschuldungsgrad eines Staates zu messen. Die BIP-Zahl ist die Summe des Wertes aller Waren und Dienstleistungen, die im Laufe eines Jahres erwirtschaftet werden. Die gut 1500 Milliarden Euro Schulden, die Bund, Länder,  Gemeinden und Sozialversicherungen in Deutschland angehäuft haben, entsprechen etwa 65 Prozent des deutschen BIP. Internationaler Spitzenreiter unter den entwickelten Industrieländern ist Japan, wo die Staatsschulden bei über 180 Prozent des BIP liegen, in Europa hält Italien die rote Schuldnerlaterne mit 103 Prozent. Andere Staaten haben besser gehaushaltet: Die Briten haben 46, die Spanier nur 35 Prozent des BIP an Staatsschulden in den Büchern. Frankreich und die USA liegen in etwa auf deutschem Niveau.

Da sämtliche der genannten Länder in teilweise noch deutlich stärkerem Maße als Deutschland schuldenfinanzierte Konjunkturprogramme starten, ist für die kommenden Jahre indes mit spürbar höheren Defiziten zu rechnen.

Besonders bedenklich ist, daß durch die einsetzende Rezession der Schuldenberg, bezogen auf das BIP, sogar dann größer würde, wenn keine neuen Kredite aufgenommen würden. Sinken die Preise gar (siehe Beitrag oben) denn wird der Schuldenberg    sogar absolut größer. In Zeiten auch nur gemächlicher Inflation wird dagegen ein Teil der Schulden (der privaten wie der staatlichen) laufend durch den Geldwertverfall entwertet, weshalb die Schulden „real“ (dem wirklichen Wert nach) langsamer steigen als „nominal“ (den bloßen Zahlen nach) – oder real sogar schrumpfen, obwohl sie nominal wachsen.

Bei Deflation addieren sich reale und nominale Steigerung. In manchen Ländern versuchen Regierungen gezielt, die reale Schuldenlast mittels Inflation zu senken: Die Notenbank produziert übermäßig viel neues Geld, um so den Wert der Staatsschulden zu drücken. Das Nachsehen haben die Sparer.

Gegner von mehr Staatsverschuldung in Deutschland verweisen auf die künftigen Zinslasten einer schrumpfenden Bevölkerung: Immer weniger Deutsche müßten künftig die immer höheren Schuldenberge vergangener Jahre tragen.                         H.H.


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