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29.11.08 / In Europa abgeschaut / Eine Ausstellung zeigt Walt Disneys wunderbare Welt und ihre Wurzeln

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 48-08 vom 29. November 2008

In Europa abgeschaut
Eine Ausstellung zeigt Walt Disneys wunderbare Welt und ihre Wurzeln

In der vergangenen Woche war er in fast jeder Zeitung zu sehen. Selbst im Fernsehen fand er ehrende Erwähnung. Kein Wunder, denn schließlich konnte er seinen 80. Geburtstag feiern: Micky, der ursprünglich Mortimer heißen sollte, und als Maus sein Dasein fristet. Micky, der seit seiner „Geburt“ eine rote Hose trägt, zunächst eine kurze zu schwarzen streichholzdürren Beinchen, später eine legere lange, hat die Welt im Sturm erobert. Sein Markenzeichen: weiße Handschuhe. Daran und an seinen ausgeprägt großen Ohren kann man ihn erkennen.

Viel hat man nun anläßlich seines 80. Geburtstages über ihn und seinen Erfinder Walt Disney (1901–1966) lesen können. Dabei wurde jedoch kaum erwähnt, welchen Einfluß die europäische Kultur auf das Schaffen des US-amerikanischen Trickfilmerzählers hatte.

Eine Ausstellung in der Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung München zeigt jetzt, wo die Wurzeln von Disneys wunderbarer Welt liegen. Ein Buch zur Ausstellung, die bereits in Paris und Montreal zu sehen war und nach München in Helsinki (25. Februar bis 7. Juni 2009 im Helsinki City Art Museum) gezeigt wird, macht auf über 300 Seiten ebenfalls auf diese Wurzeln aufmerksam.

So sammelte Walt Disney mit großer Begeisterung illustrierte Bücher mit europäischen Märchen und Fabeln. Weit über 300 Werke standen seinen Zeichnern schließlich zur Verfügung. Einige der Zeichner selbst stammten aus Europa und hatten eine klassisch-akademische Ausbildung genossen. Sie kannten daher Künstler wie Dürer, Piranesi, Daumier, von Schwind, Böcklin oder Stuck. Auch besuchten sie ständig Kinos, die eigens für sie gemietet wurden, und sahen sich dort nicht nur andere Zeichentrickfilme, sondern auch anspruchsvolle Streifen wie deutsche expressionistische Filme an. So fand eine Szene aus Fritz Langs „Metropolis“ (1926) in Disneys „Schneewittchen und die sieben Zwerge“ (1937) ihren Niederschlag. Der Zeichner Claude Coats ließ sich bei seiner Darstellung des Zauberlehrlings in „Fantasia“ (1940) von Paul Wegeners Meisterwerk „Der Golem“ (1914) inspirieren.

Auch die europäische Architektur ist oft Vorbild in den Disney-Streifen wie etwa das mittelalterliche Rothenburg ob der Tauber für das Dorf in „Pinochio“ (1940)  und nicht zu vergessen Neuschwanstein für das Schloß in „Dornröschen“ (1959). In der Gegenüberstellung von Originalzeichnungen, Malereien und Figurmodellen mit Werken von Künstlern des 19. und 20. Jahrhunderts wird die Verbindung der populären mit der hohen Kunst sichtbar. os

Die Ausstellung „Walt Disneys wunderbare Welt“ in der Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung, Theati-nerstraße 8, München, ist bis zum 25. Januar 2009 täglich von 10 bis 20 Uhr geöffnet, Eintritt 10 / 8 Euro, Katalog im Hirmer Verlag, 302 Seiten mit 300 Farbabbildungen, geb., 39,90 Euro.

Foto: Micky Maus als Zauberlehrling: Die Vorstudie von Claude Coats einer Szene aus dem Film „Fantasia“ (1940) erinnert an eine Szene aus Paul Wegeners Film „Der Golem“ (1914).          


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