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29.11.08 / Ohne Eisernes Kreuz und Preußenaar / Vor 50 Jahren wurde das Brandenburger Tor als »Mahnmal für das Streben nach Einheit« erneut eingeweiht

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 48-08 vom 29. November 2008

Ohne Eisernes Kreuz und Preußenaar
Vor 50 Jahren wurde das Brandenburger Tor als »Mahnmal für das Streben nach Einheit« erneut eingeweiht

Die Kämpfe um Berlin hatten im Zweiten Weltkrieg zu schweren Schäden am Brandenburger Tor geführt. Das galt auch für die Quadriga. Ihre Reste wurden am 1. Mai 1950 in Vorbereitung der DDR-Weltfestspiele der Jugend und Studenten, die im darauffolgenden Jahr in der Hauptstadt stattfinden sollten, zersägt und vom Tor gestürzt sowie anschließend größtenteils „recycled“. Mitte der 50er Jahre kam die Wende.

Mitte der 50er Jahre begann der Ostblock, die Zwei-Staaten-Theorie zu vertreten. Das SED-Regime stellte sich auf den Standpunkt, daß der Viermächtestatus Berlins zu Ende und aus dem Ostsektor die Hauptstadt der Deutschen Demokratischen Republik geworden sei. In der Festrede aus Anlaß der Festsitzung des Magistrats am 30. November 1955 im Roten Rathaus hieß es im Angesicht der angeblichen Statusverbesserung: „Es ist unsere Pflicht, unser demokratisches Berlin für alle Berliner und Besucher aus Westdeutschland zum Anziehungspunkt zu machen.“ Ein Dreivierteljahr später, am 22. September 1956 verabschiedete der Magistrat einen „Plan zur Verschönerung des demokratischen Berlins“, der auch die Restaurierung des Brandenburger Tores einschließlich Rekonstruktion der Quadriga vorsah.

Hierfür bat Ost-Berlins Oberbürgermeister Friedrich Ebert seinen West-Berliner Amtskollegen Otto Suhr um die leihweise Überlassung der im Westteil der Stadt lagernden Gipsformen der Figurengruppe. In West-Berlin erinnerte man sich des Kulturfrevels von 1950, als die Quadrigareste zerstört worden waren, und äußerte Bedenken an der Fähigkeit des Ostens, die Statue zu rekonstruieren. Statt dem Osten die gewünschten Gipsformen auszuliefern, kündigte man an, auf eigene Kosten eine Rekonstruktion anfertigen zu lassen und diese zu übergeben, sobald die Restaurierung des Brandenburger Tores abgeschlossen sei.

Nur ungern beteiligte der Osten den Westen an der prestigeträchtigen Restaurierung des auf seinem Territorium stehenden Nationaldenkmals. Um den Technikern des Westens die Arbeit zu erschweren, verweigerte man es diesen, das Dach des Brandenburger Tores zu betreten, um Meßarbeiten für die Verankerung der Figurengruppe vorzunehmen. Abermals schlug der Osten dem Westen vor, doch lieber die Gipsformen herauszurücken, aber der Westen blieb bei seinem Entschluß.

Die im Januar 1957 im Westteil der Stadt begonnenen Arbeiten erwiesen sich als schwieriger denn erwartet. Nicht nur, daß man es seinerzeit unterlassen hatte, die etwa 5000 Gipsteile korrekt zu numerieren und zu sortieren, sie waren auch unvollständig. Ein Dreivierteljahr nach Aufnahme der Arbeiten mußte man feststellen, daß es ausgerechnet für das Panier der Friedensgöttin mit dem Eisernen Kreuz im und dem Preußenadler auf dem Eichenlaubkranz keine Gipsform gab. Es mußte daher auf der Grundlage von Konstruktionszeichnungen und Fotos rekonstruiert werden.

Als die Ost-Berliner am 19. Juli 1958 mit der Restaurierung des Baus fertig waren, waren dann auch die West-Berliner mit ihrer Figurengruppe soweit. Am 1. und 2. August rollten die Einzelteile auf Tiefladern zum Pariser Platz, wo die Figuren als Gruppe aufgestellt wurden. Die Aufstellung der Figurengruppe auf dem Brandenburger Tor hatte der Osten sich selber vorbehalten.

Als Oberbürgermeister Friedrich Ebert, der Sohn des gleichnamigen Reichspräsidenten, am Vormittag des 2. August der Quadriga auf Ost-Berliner Territorium einen Besuch abstattete, waren die preußischen Symbole, der Adler und das Eiserne Kreuz, bereits verhüllt. In der Nacht vom 2. zum 3. August wurde die Quadriga dann heimlich vom Pariser Platz zum Hof des ehemaligen Marstalls verbracht. Am 4. August gab das „Neue Deutschland“ ihren neuen Aufenthaltsort bekannt, wo sie ab dem 6. August zu besichtigen war. Die offizielle Begründung dieser mit dem Westen nicht abgesprochenen Aktion lautete, daß an dem neuen Standort noch vorhandene Mängel besser zu beseitigen und notwendige Kontrollen und Messungen in aller Ruhe vorzunehmen seien.

In den Ost-Berliner Medien begann nun eine systematische Hetzkampagne gegen Kreuz und Aar. Am 16. September wurde der ehemalige Marstall geschlossen. In der darauffolgenden Nacht entfernten Handwerker unter Ausschluß der Öffentlichkeit das Eiserne Kreuz und den preußischen Adler vom dem Panier der Göttin. Begründet wurde dieser bilderstürmerische Akt seitens des Magistrats damit, daß „auf dem wiederhergestellten Brandenburger Tor kein Platz für Hakenkreuze, Eiserne Kreuze und für den Preußenadler“ sei.

Derart ihrer preußischen Symbole beraubt, begann am 17. September der Rücktransport zum Pariser Platz. Am 22. September begann die Montage auf dem Dach mit Hilfe eines Kranwagens. Um 11.25 Uhr hob als erstes der Streitwagen vom Boden ab. Um 15.16 Uhr folgte die Wagenlenkerin. Fünf Tage später stand die gesamte Figurengruppe (wieder) auf dem Brandenburger Tor. Die offizielle Einweihung des „Mahnmals für das Streben nach Einheit“, wie die anwesenden DDR-Repräsentanten das restaurierte Brandenburger Tor nun nannten, erfolgte am 30. November 1958 – und damit drei Jahre nach der Ankündigung Ost-Berlins, „unser demokratisches Berlin für alle Berliner und Besucher aus Westdeutschland zum Anziehungspunkt zu machen“, und zehn Jahre nachdem die SED in einem von der sowjetischen Besatzungsmacht gedeckten Putsch den gewählten Berliner Magistrat für abgesetzt erklärt und statt dessen Ebert zum Oberbürgermeister bestimmt hatte.          Manuel Ruoff

Foto: Bar preußischer Symbole: Erst nach der Wiedervereinigung wurden die Spuren des Bildersturms getilgt.


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