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29.11.08 / Grundstein für zweiten Block gelegt / Die Erweiterung des Königsberger Gaskraftwerks soll Versorgungslücke schließen – Streit um AKW

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 48-08 vom 29. November 2008

Grundstein für zweiten Block gelegt
Die Erweiterung des Königsberger Gaskraftwerks soll Versorgungslücke schließen – Streit um AKW

Die Wärme- und Stromversorgung des Königsberger Gebiets stellt für die Verantwortlichen in jedem Winter eine Herausforderung dar. In den vergangenen Jahren konnte der Bedarf mangels ausreichender Kapazitäten nur notdürftig gedeckt werden. Dieses Problem soll nun durch die Erweiterung des Gaskraftwerks TEZ-2 gelöst werden.

Ende September wurde der Grundstein für den zweiten Block des Königsberger Gaskraftwerks TEZ-2 gelegt. Daran nahmen Vertreter der Betreiberfirmen Gazprom und „Inter RAO EES“ teil. Der neue Heizblock kostet rund 22 Millionen Rubel (zirka 625000 Euro) und hat eine Kapazität von 450 Megawatt und soll sowohl Wärme als auch Strom erzeugen. Bis Ende 2010 sollen die Bauarbeiten abgeschlossen sein.

Die Erweiterung des Kraftwerks ist für die Strom- und Wärmeversorgung des Königsberger Gebiets wichtig. Wenn im ersten Block ein Defekt auftritt und er abgeschaltet werden muß, wird künftig der zweite Block die Energieversorgung des Gebiets garantieren.

Von der Idee, das Kraftwerk zu erweitern, bis zur Umsetzung war es allerdings ein weiter Weg. Denn im vergangenen Jahr erklärte plötzlich der Hauptinvestor, die „RAO EES Rußland“, die Finanzierung kürzen zu wollen, weil die für den Betrieb notwendige Gasversorgung nicht ausreiche. Gazprom hatte zuvor angekündigt, wegen Streitigkeiten um offene Rechnungen weniger Gas ins nördliche Ostpreußen liefern zu wollen. Eine Entscheidung fiel erst im Dezember 2007, als die russische Regierung gemeinsam mit Gazprom die Gründung eines neuen Energieunternehmens und die Fertigstellung des Baus beschloß. Gazprom verpflichtete sich, die notwendige Menge Gas zu liefern, und erhielt im Gegenzug eine Aktienmehrheit von 51 Prozent. Den Überschuß, der durch die beiden Blöcke produziert wird, darf Gazprom exportieren. Zur Zeit benötigt die Oblast zirka 700 Megawatt, das Heizkraftwerk wird geschätzte 900 Megawatt leisten.

Der Bau eines zweiten Heiz­blocks war für das Königsberger Gebiet deswegen notwendig geworden, weil Litauen in zwei Jahren sein Atomkraftwerk Ignalina vom Netz nehmen wird, über das zur Zeit Energie via Rußland geleitet wird. Besorgt über die unsichere Energieversorgung waren vor allem Investoren, die von der Sonderwirtschaftszone Königsberg profitieren wollen.

Der Energieverbrauch der Region wächst von Jahr zu Jahr. Über die Erweiterung des Gaskraftwerks gab es Differenzen zwischen den Stromerzeugern und Vertretern der Atomenergiebranche, denn ihre Interessen kollidieren teilweise. Die Befürworter der Atomenergie wollen bei Ragnit ein Atomkraftwerk bauen. Rechnet man die Kapazitäten der beiden Blöcke von TEZ-2 und das vorgesehene Atomkraftwerk zusammen, gäbe es ein großes Überangebot an Strom. Die Befürworter des Kernkraftwerkes streben an, künftige Überschüsse nach Westeuropa zu exportieren.      Jurij Tschernyschew

Foto: Gaskraftwerk TEZ-2: In Königsberg  wird bereits eifrig am zweiten Kraftwerksblock gearbeitet.


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