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29.11.08 / Weißes Gold aus Schlesien / Neue Porzellan-Ausstellung im Oberschlesischen Landesmuseum

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 48-08 vom 29. November 2008

Weißes Gold aus Schlesien
Neue Porzellan-Ausstellung im Oberschlesischen Landesmuseum

Eine Ausstellung des Schlesischen Museums zu Görlitz zum Thema Porzellan wird jetzt das Oberschlesische Landesmuseum in Ratingen zeigen. „Beste Qualität zu civilen Preisen“ – so der Titel der Ausstellung und einst  selbstbewußter Slogan der schlesischen Porzellanfabrik Carl Tielsch in Altwasser, die in den Jahren 1880 / 90 für ihre Produkte warb. Und in der Tat: Die Hersteller in Schlesien brauchten sich vor ihren Mitbewerbern in den traditionellen deutschen Porzellanlandschaften in Sachsen, Thüringen und der Oberpfalz nicht zu verstecken.

„Die Voraussetzungen waren günstig“, so der Kurator der Ausstellung Martin Kügler. „Bei Bunzlau und Waldenburg standen qualitativ hochwertige Kaolin-Vorkommen an, die Wälder des Waldenburger Berglandes lieferten ebenso wie die Kohlegruben der Region die Brennstoffe, und es gab angesichts der fortschreitenden Mechanisierung in der Textilherstellung einen Arbeitskräfteüberschuß. Ein wichtiger, den Absatz begünstigender Faktor war die frühe Erschließung Schlesiens durch die Eisenbahn, die nicht nur den Transport der Materialien, sondern vor allem der fertigen Produkte nach Berlin und zu anderen Märkten in Deutschland erleichterte.“

Fast 50 Firmen produzierten zwischen 1820 und 1945 in Schlesien Porzellan. Dort standen die größten und modernsten Fabrikanlagen Deutschlands – die Firmen Carl Krister in Waldenburg und Carl Tielsch & Co. in Altwasser beschäftigten über 1000 Mitarbeiter. Wichtige technische Innovationen nahmen von Schlesien ihren Ausgang.

Die schlesische Porzellanindustrie produzierte preisgünstig und mit hohen Stückzahlen. Sie trug wesentlich dazu bei, daß Porzellan im Laufe des 19. Jahrhunderts zu einem Gebrauchsgut breiter Schichten der Bevölkerung wurde. Daneben entstanden Luxusartikel mit aufwendigen Formen und prachtvollen Dekoren für kaufkräftige Kunden der höheren Gesellschaftsschichten. Die ersten Porzellanfabriken wurden 1820 in Schlesien gegründet – ohne landesherrliche Privilegien, sondern in Privatinitiative von Kaufleuten, die sich ein gutes Geschäft versprachen. Ihnen folgten bald weitere Unternehmen, die rasch Anschluß an den Standard der etablierten deutschen Porzellanfabriken fanden. Die Fabriken in Waldenburg, Altwasser, Tiefenfurt, Tillowitz, Freiwaldau und anderen Orten setzten auf den Export. Sie fanden ihre Absatzmärkte auch jenseits der Grenzen des Deutschen Reiches, in ganz Europa und Übersee. Mit dem Zweiten Weltkrieg  und der Vertreibung brach die schlesische Porzellanindustrie zusammen. Heute stellen Fabriken unter anderem in Waldenburg Porzellan her und sehen sich bewußt in der Tradition ihrer deutschen Vorgängerfirmen.     oslm/PAZ

Die Ausstellung im Oberschlesischen Landesmuseum, Bahnhofstraße 62, Ratingen-Hösel, wird am 30. November, 15 Uhr, eröffnet und ist bis zum 8. März 2009 täglich außer montags von 11 bis 17 Uhr zu sehen, Eintritt 5 / 2,50 Euro.

Foto: Teile des Service „China blau“, hergestellt in den Jahren 1925 bis 1935 von der Porzellanfabrik Carl Hans Tuppack in Tiefenfurt


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