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29.11.08 / Ärztepfusch und mehr / Mißstände in Kliniken

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 48-08 vom 29. November 2008

Ärztepfusch und mehr
Mißstände in Kliniken

„Dieses Buch will keine Ängste vor unserem Gesundheitswesen schüren, das ja auf der einen Seite immer fortschrittlicher wird, immer mehr Krankheiten heilen und Menschen retten kann ...; das auf der anderen Seite aber als immer unmenschlicher empfunden wird – als arroganter Reparaturbetrieb, in dem der Mensch zur Krankenakte degeneriert.“ Zugegeben, so ganz ist der Behauptung des Autors Udo Ludwig nicht zu glauben. Wer sein Buch „Tatort Krankenhaus – Wie Patienten zu Opfern werden“ nennt, kann es mit dem deutschen Gesundheitswesen nicht so gut meinen. Und nicht nur der Titel, sondern auch die im Buch aufgeführten Fälle von Ärztepfusch sind nicht gerade dazu angetan, sich beim nächsten Krankenhausbesuch entspannt den Händen der Mediziner anzuvertrauen. Allerdings beruft sich der Autor auf Fälle, die zu Prozessen geführt haben, so daß er zahlreiche Fakten anführen kann.

Das Fazit ist schon bedenklich. Ärzte, die selbstherrlich entscheiden, Personal, das überarbeitet ist, Mediziner, die Informationen nicht weitergeben, mangelnde Hygiene und Sicherheitsmaßnahmen, die aufgrund von Kosten übergangen werden; die Liste der tödlichen Verfehlungen, die der „Spiegel“-Autor anführt, ist schon erschreckend lang. Udo Ludwig ist der Meinung, daß er mit seinem Buch einen Dienst am deutschen Gesundheitswesen leistet. Indem die Patienten aufgeklärter und somit mündiger würden, Fehler öfter anprangerten, sahen sich die Krankenhäuser genötigt, Fehler zu registrieren, um sie zu analysieren und zu reduzieren. Derzeit sei es nämlich durchaus alltäglich, daß Fehler unter den Teppich gekehrt würden. Da aufgrund von Einsparungen immer mehr Patienten in immer kürzerer Zeit durch „die OP-Räume und die Betten gejagt“ würden, sei Überbelastung zwar alltäglich, so der Autor, aber dennoch keine Entschuldigung.

„In einer Klinik ... starben 2004 mindestens drei Frauen im Kreißsaal. Zunächst gaben die Ärzte an, Lungen- oder Fruchtwasserembolien hätten zu diesen ... Ereignissen geführt. Später ermittelte die Staatsanwaltschaft, daß ein Techniker die Schläuche verwechselt hatte. Die werdenden Mütter, die ihre Kinder mit einem Kaiserschnitt zur Welt bringen sollten, atmeten keinen Sauerstoff ein, sondern Distick-stoffoxid, ein Narkosemittel, auch Lachgas genannt. Zwei Jahre später akzeptierte der Techniker einen Strafbefehl über 4500 Euro.“     Bel

Udo Ludwig: „Tatort Krankenhaus – Wie Patienten zu Opfern werden“, DVA, München 2008, kartoniert, 285 Seiten, 16,95 Euro


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