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06.12.08 / Ein falsches Wort / »Welt« geht nach Canossa – Rabatt für ARD

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 49-08 vom 06. Dezember 2008

Ein falsches Wort
»Welt« geht nach Canossa – Rabatt für ARD

Gelegentlich rutscht deutschen Medien ein peinlicher Fehler durch, und sie nennen NS-Konzentrationslager im besetzten Polen „polnische“ Lager. Dies geschah vor wenigen Tagen der ARD, die das Lager Sobibor versehentlich als „polnisch“ einstufte, und es unterlief am Montag vergangener Woche hinsichtlich Majdanek der „Welt“. Es ist mehr als verständlich, daß Polen auf diese Ungenauigkeit – der aber kaum böser Wille zugrunde liegt, denn wohl kein vernünftiger Deutscher käme auf die Idee, die Verantwortung für diese Lager ausgerechnet Polen unterschieben zu wollen – allergisch reagiert: Schließlich wurden in diesen Lagern außer Millionen Juden auch Zehntausende Polen ermordet.

Während die ARD am Montagabend mit je einem Satz den Fehler korrigierte und sich entschuldigte, überrascht die ungewöhnlich tiefe Verbeugung, die „Welt“-Chefredakteur Thomas Schmid unternahm. Über volle drei Spalten „bedauert“ er „zutiefst“, entschuldigt sich gleich zwei Mal, „versteht gut“ die „Verbitterung“, die die Formulierung ausgelöst habe, erklärt, es tue ihm leid usw. usf. Die lange Selbstanklage enthält sogar eine neue Unrichtigkeit: „Fast sechs Millionen Polen sind dem von Nazideutschland begonnenen Krieg und der folgenden Okkupation zum Opfer gefallen.“ Selbst wenn man die etwa 2,5 Millionen ermordeten polnischen Juden allesamt als „Polen“ rechnet, was viele zweifellos nur im Sinne ihrer Staatsbürgerschaft waren, ist die Zahl weit überhöht und wird heute selbst von angesehenen polnischen Historikern nicht mehr vertreten.

Daß die „Welt“ diese Art von Selbstgeißelung nur auf massiven Druck absolviert hat, läßt eine Erklärung des CDU-Bundestagsabgeordneten Jochen-Konrad Fromme erkennen. Der begrüßte nämlich einen Tag später, daß der polnische Vize-Außenminister Ryszard Sznepf „nun doch nicht“ gegen die „Welt“ klagen wolle. Das sei „lobenswert“, denn Sznepfs erste Ankündigung, wegen der falschen Wortwahl einen „großangelegten Prozeß“ anzustreben, sei „überzogen“ gewesen, zumal die falsche Formulierung gar nicht in einem Artikel über den Nationalsozialismus oder Polen gestanden habe. Bleibt zu ergänzen, daß Sznepf mit der ARD womöglich einfach deswegen großzügiger war, weil sie über die deutschen Vertriebenen weit kritischer berichtet als die „Welt“.             K.B.


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