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06.12.08 / Ein Sieg der Demagogen / Thailand-Krise droht zum Dauerbrenner zu werden

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 49-08 vom 06. Dezember 2008

Ein Sieg der Demagogen
Thailand-Krise droht zum Dauerbrenner zu werden

Während Thailands Süden derzeit von Überflutungen heimgesucht wird, kämpft die einst prosperierende Ökonomie des Landes mitten in der weltweiten Wirtschaftskrise mit schweren Unwettern ganz anderer Art: Der Aufstand der Massen gegen die amtierende Regierung kostet die Wirtschaft täglich 60 bis 90 Millionen Dollar, rund eine Million Arbeitsplätze in der Tourismus-Branche sind in Gefahr. So haben beispielsweise mehr als 1200 deutsche Urlauber ihre Buchungen für 2009 storniert. Mit mindestens 40 Prozent Rückgang dieses Devisenbringers wird für das kommende Jahr gerechnet. 88 geparkte Jets wurden mittlerweile leer ausgeflogen. In der Liste der gefährlichen Reiseziele rückte Thailand nach Afghanistan und dem Irak auf Platz sieben vor.

Derweil hat das thailändische Verfassungsgericht die Regierungspartei PPP wegen Wahlbetrugs verboten. Der Regierungschef nahm die Entscheidung an. Die PPP will sich in den nächsten Tagen umbenennen und einen neuen Ministerpräsidenten vorschlagen. Doch das bedeutet keineswegs das Ende der politischen Krise, die die Folgen der Weltwirtschaftskrise noch verstärkt. Betroffen sind neben dem Tourismus die Schlüsselindustrien, die in den vergangenen Jahrzehnten Wohlstand ins Land brachten: Der Automobilbau und der Elektronik-Sektor. In 100 Werken mit rund 400000 Beschäftigten leidet der Autobau ohnehin an rückläufigen Exportaufträgen. Führende Industrielle des Landes kündigten diese Woche an, als Kompensation für ihre Verluste keine Steuern mehr zu bezahlen, bis wieder Ruhe herrscht. Aber selbst diese könnte in Thailand mit seinen in den letzten 40 Jahren 17 Militärputschen und 26 Ministerpräsidenten nicht von Dauer sein.

Was die Volkswut schürt, ist die Tatsache, daß immer wieder eine kleine Klicke die Macht an sich reißt. So stammen seit der Vertreibung des Milliardärs Thaksin Shinawatra aus dem Amt des Ministerpräsidenten im Jahr 2006 beide Nachfolger aus dem selben Familienclan und werden von der randalierenden Opposition „Volksallianz für Demokratie“ als Strohmänner des im britischen Exil lebenden Tycoons bezeichnet.

Wie bei allen Anwohnern der Südchinasee ist es für Demagogen ein leichtes, das Blut der oft wenig gebildeten Bürger zu erhitzen. Das ist ein wesentlicher Hintergrund, warum es immer wieder zu solchen Eskalationen der Gewalt kommt. Und so erlebt Thailand derzeit weder einen Aufstand der Reichen, noch einen der Armen. Es ist der Sieg von Demagogen, die eine heißblütige Rasse mit wechselnden Interessenlagen auf die Barrikaden treibt und es ist die kollektive Wut eines Volkes, das seit Jahren von korrupten Regierungen gegängelt wird: Thailands Krise wird zum Dauerbrenner. Eine langfristige Lösung scheint ausgeschlossen, derweil die Wirtschaft des südostasiatischen Staates schwere Schäden erleidet.  Joachim Feyerabend


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