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06.12.08 / Ihm drohte Ausbürgerung / Vor 50 Jahren: Boris Pasternak durfte Nobelpreis nicht annehmen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 49-08 vom 06. Dezember 2008

Ihm drohte Ausbürgerung
Vor 50 Jahren: Boris Pasternak durfte Nobelpreis nicht annehmen

Neben dem Filmepos „Vom Winde verweht“ nach dem Roman von Margret Mitchel schaffte es nur der 1965 verfilmte Roman „Doktor Schiwago“ von Boris Pasternak im gleichem Maße, Millionen von Menschen zu Tränen zu rühren und Emotionen zu bewegen. Noch Ende der 70er Jahre brachten viele Kinos in den größeren deutschen Städten zur Weihnachtszeit „Doktor Schiwago“ wieder auf die Leinwand – und die Säle waren voll!

Vor 50 Jahren, am 10. Dezember 1958, verlieh das Nobelpreiskomitee Boris Pasternak den Literaturnobelpreis für seinen einzigen Roman. Vor ihm hatte bereits der Russe Iwan Bumin den Preis erhalten. Die Sowjetmacht war empört und drohte dem Dichter mit der Ausbürgerung. So verzichtete er auf diese krönende Anerkennung seiner schriftstellerischen Tätigkeit.

Dabei war Pasternak keineswegs ein Gegner der Sowjetmacht. Seine restliche Familie flüchtete 1921 nach Deutschland – er blieb und schrieb. Auch hier wird die Parallele zu seinen Romanhelden sichtbar. In den 30er Jahren fiel er erstmalig in Ungnade. Seine Stücke waren nicht im Sinne des „sozialistischen Realismus“. So begann er mit der Übertragung der Werke Rilkes, Goethes und Shakespeares ins Russische. 1936 zog Pasternak in die Moskauer Künstlerkolonie Peredelkino. Obwohl er sich 1941 zum Kriegseinsatz meldete, kam er erst 1943 zu einer „Schriftstellerbrigade“. 1946 begann er an seinem Roman „Doktor Schiwago“ zu arbeiten und vollendete ihn 1955. Er bot das Manuskript dem italienischen Verlag Feltrinelli an, der es 1957 herausbrachte. Der Erfolg war umwerfend. Der Roman wurde in 20 Sprachen übersetzt.

Die Machthaber in der Sowjetunion reagierten verärgert. Pasternak wurde aus dem Schriftstellerverband ausgeschlossen, er mußte den zuerkannten Nobelpreis ablehnen und wurde dennoch diskriminiert und verfolgt. Als er am 30. Mai 1960 an Lungenkrebs starb, kamen Tausende zu seiner Beerdigung.

Erst 1989 konnte Pasternaks Sohn Jewgeni nach Stockholm reisen und dort in Vertretung seines verstorbenen Vaters doch noch den Nobelpreis in Empfang nehmen.        Hans Lody


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