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06.12.08 / Preisverleihung an Nobels Todestag / Der Namensgeber der höchsten wissenschaftlichen Auszeichnung starb an einem 10. Dezember

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 49-08 vom 06. Dezember 2008

Preisverleihung an Nobels Todestag
Der Namensgeber der höchsten wissenschaftlichen Auszeichnung starb an einem 10. Dezember

Über dem Trubel um die auch dieses Jahr wieder am 10. Dezember verliehenen Nobelpreise sollte man nicht die tragische Figur vergessen, deren Namen der Preis trägt und an dessen Todestag ihre Verleihung stattfindet: Alfred Nobel.

Alfred Bernhard Nobel, so der vollständige Name, wurde am 21. Oktober 1833 in Stockholm geboren. Der junge Nobel interessierte sich anfänglich vornehmlich für die Literatur. Er verfaßte sogar Gedichte, was dem Vater mißfiel. Aus diesem Grund schick­te er den damals 17jährigen Sohn für zwei Jahre ins Ausland. In Paris arbeitete Nobel als Laborgehilfe bei dem renommierten französischen Chemiker Théophile-Jules Pelouze, der unter anderem auch einen Sprengstoff entwickelte. Hier sammelte Nobel erste Erfahrungen mit der angewandten Chemie und lernte den aus Turin stammenden Arzt Ascanio Sobrero kennen, der drei Jahre zuvor das Nitroglyzerin entdeckt hatte, es jedoch aufgrund der extremen Gefährlichkeit für nicht praxistauglich hielt. Nobel zeigte sich an der Erfindung, die anfangs in minimaler Dosierung wegen der gefäßerweiternden und somit blutdrucksenkenden Eigenschaften als Herzmedikament verwendet wurde, sehr interessiert.

Nobel und seine Familie richteten in Stockholm ein kleines Labor ein, widmeten sich der Sprengstoffchemie und stellten 1862 erstmals selbst Nitroglycerin her. Nobel richtete seine Bemühungen darauf, diese Substanz als Sprengstoff in die Technik einzuführen. Um es mit größerer Sicherheit zu sprengen, entwickelte er 1863 die Initialzündung, die eine sichere Zündung bewirken sollte.

Bei den von Nobel durchgeführten Experimenten mit Nitroglyzerin kam es zu mehreren Unfällen. 1864 brachte er ungewollt 150 Kilogramm Sprengstoff zur Explosion und jagte damit das gesamte Laboratorium in die Luft. Hierbei starben sechs Personen, unter ihnen Nobels jüngster Bruder. Aufgrund der Gefährlichkeit von Nitroglycerin verboten die Behörden die Erforschung und Produktion von Sprengstoff in bewohnten Gebieten. Im darauffolgenden Jahr baute Nobel eine Firma außerhalb von Stockholm.

1867 gelang es Nobel, das bisher unkontrollierbare Nitroglycerin sicher handhabbar zu machen, indem er es mit Kieselgur, einer pulverförmigen Substanz, aufsaugte. So erhielt Nobel das Dynamit. Nobel gelang es hiermit endlich, handhabungssichereren Detonationssprengstoff herzustellen. Da der Bedarf nach sichererem und trotzdem wirkungsvollem Sprengstoff zu jener Zeit auch durch das gerade herrschende Diamantenfieber groß war, wurde Nobel durch seine Erfindung schnell reich. Seine Werke lieferten Nitroglyzerin-Produkte nach Europa, Amerika und Australien. Nobel selbst reiste ständig, um seine Produkte zu verkaufen. Er besaß über 90 Werke in aller Welt, unter anderem in Krümmel bei Hamburg.

Im Jahre 1875 entwickelte Nobel den nächsten Sprengstoff, die Sprenggelatine. Durch Veränderung der Zusammensetzung der Sprenggelatine erhielt er später ein rauchschwaches Pulver, das Ballistit. Letzteres revolutionierte die gesamte Schußtechnik, von der Pistole bis zur Kanone.

Im Angesicht der Verwendbarkeit seiner Erfindungen und Produkte für militärische und auch terroristische Zwecke und vor dem Hintergrund seines Kontaktes zur Pazifistin Bertha von Suttner, die zweitweise sogar als Sekretärin für ihn arbeitete, begannen Nobel schließlich starke Gewissensbisse zu plagen. Er zog sich in seine Villa in San Remo zurück, wo er am 10. Dezember 1896 vereinsamt und ohne Erben starb.

Nobel hinterließ ein Vermögen. Am 2. Januar 1897 fand die Eröffnung des Testaments statt, in der sich der entscheidende Satz findet: „Das Kapital, vom Testamentsvollstrecker in sicheren Wertpapieren realisiert, soll einen Fonds bilden, dessen jährliche Zinsen als Preise denen zuerteilt werden, die im verflossenen Jahr der Menschheit den größten Nutzen geleistet haben. Die Zinsen werden in fünf gleiche Teile geteilt, von denen zufällt: ein Teil dem, der auf dem Gebiet der Physik die wichtigste Entdeckung oder Verbesserung gemacht hat; ein Teil dem, der die wichtigste chemische Entdeckung oder Verbesserung gemacht hat; ein Teil dem, der die wichtigsten Entdeckung auf dem Gebiet der Physiologie oder der Medizin gemacht hat; ein Teil dem, der in der Literatur das Vorzüglichste in idealer Richtung geschaffen hat; und ein Teil dem, der am meisten oder besten für die Verbrüderung der Völker und für die Abschaffung oder Verminderung der stehenden Heere sowie die Bildung und Verbreitung von Friedenskongressen gewirkt hat.“

Die Gründung der Nobel-Stiftung erfolgte 1900, im darauffolgenden Jahr, am fünften Todestag von Nobel, wurden die Nobelpreise erstmals verliehen. Corinna Weinert


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