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06.12.08 / Deutschlands Flugzeugträger

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 49-08 vom 06. Dezember 2008

Deutschlands Flugzeugträger

Am 18. Juni 1935, dem geschichtsträchtigen Jahrestag der Schlacht von Trafalgar, als Horatio Nelson die Franzosen schlug, schloß Großbritannien mit dem Deutschen Reich ein Flottenrüstungsabkommen. Deutschland durfte demnach bis zu 35 Prozent der britischen Flottentonnage besitzen. Da das Abkommen keine Beschränkungen hinsichtlich der Schiffstypen enthielt, waren auch die Voraussetzungen für den Bau von deutschen Flugzeugträgern gegeben.

Und so wurde am 16. November 1935, ein entsprechender Auftrag an die Deutschen Werke in Kiel erteilt, aber durch die Überlastung aller deutschen Werften mit Neubauten konnte der Kiel erst am 28. Dezember 1936 gestreckt werden. Als am 8. Dezember 1938 der erste und bislang einzige deutsche Flugzeugträger vom Stapel lief, hielt Luftwaffenchef Hermann Göring, ein Feind der Marine, die Taufrede. Damit forderte er ein Mitbestimmungsrecht über diesen Flugzeugträger ein, weil er eben Flugzeuge tragen sollte und seines Erachtens, alles, was flog, ihm gehörte.

Der verspätete Baubeginn wurde der „Graf Zeppelin“, so der Name des neuen Schiffes, zum Schicksal. Bei Ausbruch des Zweiten Weltkrieges war der Träger erst zu etwa 90 Prozent fertiggestellt, und nach Kriegsbeginn verlangsamte sich das Bautempo. „Graf Zeppelin“ rangierte in der Dringlichkeit auf der letzten Stufe. Schließlich wurden die Arbeiten vorläufig eingestellt.

Eine Wendung bewirkten der Untergang des Schlachtschiffes „Bismarck“ am 27. Mai 1941, der indirekt auf einen Lufttorpedotreffer zurückzuführen war, sowie die Erfolge der britischen Träger im Mittelmeer zu dieser Zeit. Adolf Hitler befahl deswegen die Wiederaufnahme der Arbeiten an der „Graf Zeppelin“. Ab dem 3. Dezember 1942 wurde in Kiel an dem Schiff weitergearbeitet. Drei Jahre waren vertrödelt worden.

Hitler wurde allerdings auch zum Totengräber des Trägers. Nach der für die deutsche Seite ungünstig ausgegangenen Schlacht in der Barentssee genau vier Wochen später befahl er die Verschrottung aller großen deutschen Kriegsschiffe. Der Oberbefehlshaber der Kriegsmarine, Großadmiral Erich Raeder, nahm beleidigt seinen Abschied. Sein Nachfolger Karl Dönitz redete Hitler die Verschrottung der Schiffe zwar wieder aus, aber an eine Fertigstellung der „Graf Zeppelin“ war nun nicht mehr zu denken. In der Hafeneinfahrt von Stettin wurde der fast fertiggestellte Flugzeugträger als Sperre per Sprengung versenkt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg hoben die Russen das Schiff. Sie studierten seine Konstruktion gründlich, bevor sie es am 17. August 1947 in der Danziger Bucht nördlich von Rixhöft als Zielschiff abermals versenkten. Am 25. Juli 2006 gab die polnische Ölgesellschaft Petrobaltic per Pressemitteilung bekannt, daß sie 13 Tage zuvor in 55 Kilometern Entfernung vom Hafen Großendorf in einer Tiefe von 80 Metern ein rund 250 Meter langes Wrack entdeckt habe – zweifellos die „Graf Zeppelin“.        Klaus Gröbig


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