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06.12.08 / Genaues erfährt man nicht / Der US-Historiker Terry Parssinen lobt General Hans Oster als Widerständler, überzeugt jedoch nicht mit Fakten

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 49-08 vom 06. Dezember 2008

Genaues erfährt man nicht
Der US-Historiker Terry Parssinen lobt General Hans Oster als Widerständler, überzeugt jedoch nicht mit Fakten

Hans Oster sei „einer der wahren Helden des Zweiten Weltkrieges“ gewesen, schreibt der in Deutschland weithin unbekannte amerikanische Historiker Terry Parssinen, und er bedauert, daß dieser Held heute vergessen sei. Darum hat er sich auf die Spuren des Wehrmachtsoffiziers gemacht und legt das Ergebnis seiner Arbeit in dem Buch „Die vergessene Verschwörung“ vor.

Oster spielt erst in der zweiten Hälfte des Buches eine Rolle, aber auch dort erfährt man nicht konkret, worin eigentlich seine Leistungen bestanden. Seine Person bleibt blaß. Nicht einmal wann und wo er geboren wurde, wird mitgeteilt (1887 in Dresden), auch nicht, welche Verwendung er im Ersten Weltkrieg hatte. Er konnte „aus moralischen Gründen“ die „braune Bande“ nicht leiden, blieb aber trotzdem auch im Nationalsozialismus Soldat und ließ sich 1934 sogar in die Abwehr, die Spionage-Organisation Deutschlands, versetzen, in der er, zum General befördert, zum zweiten Mann hinter Admiral Canaris avancierte.

Während Hitler daran ging, den Versailler Friedensvertrag zu revidieren und dabei rasch Erfolge erzielte, bildete sich innerhalb der wieder entstehenden Wehrmacht ein Kreis von höheren Offizieren, von denen manche die Wiedererrichtung einer Monarchie im Auge hatten. Für sie waren Hitler und seine Mannschaft eine Ansammlung von nicht standesgemäßen Parvenüs, denen es nicht anstand, Deutschland zu regieren.

Nach dem Anschluß Österreichs ans Deutsche Reich, ein politischer Schritt, den die Österreicher bereits 1920 angestrebt hatten, der ihnen aber von den Siegermächten verboten worden war, war zu erwarten, daß daraufhin auch die Frage der nach der deutschen und österreichischen Niederlage mit Gewalt dem Kunststaat Tschechoslowakei zugeschlagenen deutsch besiedelten Sudetengebiete gelöst werden würde. Das Selbstbestimmungsrecht der Völker war dabei ein starkes Argument, das das tschechische Staatsvolk nicht gelten lassen sollte.

Oster und seine politischen Freunde bemühten sich heimlich, britische Regierungskreise zu bewegen, einen angestrebten Anschluß der Sudetengebiete ans Deutsche Reich durch militärische Drohungen zu verhindern, um so der deutschen Regierung eine diplomatische Niederlage beizubringen, in deren Verlauf oppositionelle deutsche Militärkreise einen Putsch unternehmen könnten. Sie fanden in England  zwar interessierte Zuhörer, wurden aber nicht ernstgenommen. (Die Sudetengebiete wurden unter Absegnung von Großbritannien, Frankreich und Italien dem Deutschen Reich zugeschlagen.)

Nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges, und hier begann offenbar Oster eine führende Rolle zu spielen, bemühten sich die Verschwörer wiederum, Deutschland Niederlagen zu bereiten. Oster verriet die deutschen Aufmarschpläne im Westen über den niederländischen Militärattaché in Berlin an Frankreich und England. Die deutsche Offensive im Westen blieb dennoch erfolgreich. General Oster war sich dem Buch zufolge darüber im klaren, daß er mit dem Verrat der deutschen militärischen Pläne die Schwelle vom Hochverrat zum Landesverrat überschritten hatte.

1943 geriet er in Verdacht, an finanziellen Unregelmäßigkeiten erheblichen Umfangs beteiligt gewesen zu sein. Er wurde festgenommen und ins KZ Sachsenhausen eingeliefert. Als am 20. Juli 1944 ein Attentat auf Hitler verübt wurde und viele Beteiligte festgenommen wurden, fiel in den Vernehmungen auch der Name des General Oster. Man fand zudem das geheime Tagebuch des Chefs der Abwehr Canaris, der an der Generalsverschwörung beteiligt war und auch Osters Mitwirkung dokumentiert hatte. Oster wurde daraufhin zum Tod verurteilt und kurz vor Kriegsende gehenkt. 

Hans-Joachim von Leesen

Terry Parssinen: „Die vergessene Verschwörung – Hans Oster und der militärische Widerstand gegen Hitler“, Siedler, München 2008, geb., 386 Seiten, 22,95 Euro


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