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13.12.08 / Weltweite Expansion / Piraten sind immer moderner ausgerüstet – Staaten sind nahezu machtlos

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 50-08 vom 13. Dezember 2008

Weltweite Expansion
Piraten sind immer moderner ausgerüstet – Staaten sind nahezu machtlos

Experten prophezeien trotz aller Anstrengungen durch den Einsatz von Kriegsschiffen eine weitere Zunahme der Piratenattacken. Die rund 150 Millionen Dollar an Lösegeldern an die somalischen Freibeuter für 2008 könnten weltweit Schule machen. Dies gilt insbesondere für die stark befahrene Küste Westafrikas. In den Gewässern vor Nigeria häufen sich die zum Teil brutalen Überfälle, bislang wurden 200 Menschen zu Land und zu Wasser als Geiseln genommen. Reeder veranstalten inzwischen Seminare für ihre Crews, rüsten ihre Schiffe auf. Die geplanten Maßnahmen, auch der Bundesrepublik, bleiben bei den Nautikern allerdings umstritten.

Die Internationale Agentur gegen Piraterie in Kuala Lumpur berichtet von mehr als 200 Attacken auf Schiffe im Jahr 2008, davon mehr als ein Drittel in den Gewässern des Golfs von Aden und vor der somalischen Küste, wo jährlich etwa 20000 Schiffe vorbeifahren. An zweiter Stelle folgt Nigeria noch vor Indonesien.

Bei 199 Attacken bis Ende September kamen die Freibeuter an Bord, 31 Personen wurden entführt und zur Erpressung von Lösegeld festgehalten, 23 konnten entweichen. 581 Geiseln wurden genommen, neun Crewmitglieder ermordet und sieben gelten als vermißt. 15 Frachtschiffe mit 300 Mann Besatzung befinden sich noch in Händen der Verbrecher.

Neu ist die hochmoderne Ausrüstung der Piraten, sowohl an Waffen als auch an nautischer Ausrüstung. Inzwischen haben sich einige der Gangster Luxusvillen gebaut, und es scheint angeraten, in dieser Region die Geldflüsse zu beobachten, um die Hintermänner dieses straff organisierten Verbrechens zu finden. Die Dreistigkeit der Überfälle hat zugenommen und erfaßt große Tanker ebenso wie Kreuzfahrtdampfer. Der Radius der Korsaren hat sich durch den Einsatz von Mutterschiffen auf Hunderte von Seemeilen vor der Küste ausgedehnt, bei verarmten Fischern wird Nachschub an Booten und Mannschaften angeheuert. Das Einsatzgebiet vor Ostafrika beschränkt sich auch nicht mehr nur auf die 1800 Meilen somalischer Küste, sondern reicht über Kenia bis Tansania und Madagaskar. So wurde erst vor wenigen Tagen ein Chemietanker mit zwei bewaffneten britischen Security-Leuten an Bord bei Tansania erfolgreich geentert.

Der Einsatz von Militärschiffen ist bei den Nautikern umstritten. Dort sind Hunderte von Bewaffneten an einem Punkt konzentriert. Doch die Piraten können sie durch ihre Ortungssysteme ausmachen und wenden sich weniger bewachten Abschnitten zu.

Viele Kapitäne würden es deshalb lieber sehen, jedem Schiff eine gut armierte Einheit mitzugeben. Das fordert auch der französische, für Sicherheit zuständige Diplomat Gerard Araud, der zudem die überwachten Gebiete den jeweils operierenden Nationen zuordnen möchte, Indien beispielsweise führend für den Golf von Aden. Dort belaufen sich die Versicherungsprämien für die Passage inzwischen auf 15000 bis 50000 Dollar, Tendenz weiter steigend. Kreuzfahrer müssen ebenfalls mit höheren Prämien rechnen, wobei die Geiselnahme unversichert bleibt.

Inzwischen rüsten auch die Reeder selbst auf: Schallkanonen, starke Wasserwerfer, Elektrozäune werden installiert, die Crews in Seminaren für den Ernstfall geschult, wie etwa derzeit durch das Maersk Training Center im britischen Newcastle. Private Sicherheitsfirmen schalten sich ein, beispielsweise die für ihre Irakeinsätze bekannte US-Firma Blackwater. Sie charterte ein Spezialschiff, von dem aus Hubschrauber operieren können, setzt unter anderem Mikrowellen-Kanonen ein und erzeugt stark blendende Blitze. Es wird nicht ausgeschlossen, daß sich die Piratenüberfälle auf Gebiete verlagern, in denen keine Kriegsschiffe kreuzen. Neuerdings wird wieder vor der Ostküste Malaysias gewarnt, nachdem die Straße von Malakka, durch die mit 70000 Schiffen rund 40 Prozent des Welthandels fließen, sicherer geworden war.           J. Feyerabend


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