18.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
13.12.08 / Nach Swiss auch AUA / Lufthansa übernimmt die österreichische Fluglinie – Noch Risiken

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 50-08 vom 13. Dezember 2008

Nach Swiss auch AUA
Lufthansa übernimmt die österreichische Fluglinie – Noch Risiken

Seit vorigem Freitag ist es fix: Für den symbolischen Preis von einem Cent je Aktie oder rund 366000 Euro übernimmt die Lufthansa jene 41,6 Prozent des Aktienkapitals der österreichischen Fluggesellschaft AUA, die bisher von der staatlichen Holding-Gesellschaft ÖIAG gehalten wurden. Den übrigen AUA-Aktionären bietet Lufthansa eine Übernahme zum Preis von 4,44 Euro je Aktie an, was 215 Millionen ausmacht. Die Republik Österreich muß der AUA aber außerdem eine einmalige Beihilfe von 500 Millionen gewähren, während andererseits die Lufthansa für den ÖIAG-Anteil noch bis zu 162 Millionen nachzahlen wird – bei erfolgreicher Sanierung der AUA.

Wien steigt also günstigstenfalls mit einem Verlust von 338 Millionen aus. In diesem Ergebnis spiegelt sich ein in den letzten Jahren fragwürdig gewordenes Unternehmenskonzept der AUA wider, und dieses ist letztlich einer schwachen Regierung anzulasten, die unentschlossen zwischen Privatisierung und Staatseigentum herumlavierte und damit den richtigen Zeitpunkt zum Handeln verpaßte.

Jetzt in der aufziehenden Weltwirtschaftskrise muß man sich eben mit den Zugeständnissen bei Standort und Linienführung begnügen, zu denen Lufthansa bereit war – und die sind immerhin auch nicht zu verachten: So soll die AUA weitgehend eigenständig bleiben und zum Lufthansa-Kompetenzzentrum für Südosteuropa, die GUS-Staaten, Zentralasien sowie den Nahen und Mittleren Osten werden. Und ähnlich wie bei der 2005 übernommenen Swiss werden auch AUA-Langstreckenflüge im Programm bleiben.

Für die Lufthansa ist die Übernahme der AUA ein wichtiger Schritt, um zum stärksten europäischen Luftfahrtunternehmen zu werden. Ein Hauptmotiv der Lufthansa war es ja, dieses AUA-Streckennetz nicht dem Mitbewerber Air France/KLM zu überlassen. Die durch bessere Koordination erzielbaren Einsparungen und Mehrerträge beziffert der aus Oberösterreich stammende Lufthansa-Chef Wolfgang Mayrhuber mit 70 Millionen jährlich.

Die praktische Abwicklung ist kompliziert, denn wie bei der Swiss muß darauf geachtet werden, daß eine nationale Fluglinie bei Übernahme durch einen Ausländer nicht die internationalen Verkehrsrechte verliert. Wien muß die AUA-Landerechte in diversen Staaten neu aushandeln. Schwierigkeiten werden vor allem mit Rußland erwartet, denn die russische Binnenfluglinie S7 hatte sich ebenfalls um die AUA beworben.

Noch ist nicht alles gelaufen: Aus Brüssel könnten Einsprüche kommen – wegen der 500 Millionen Staatszuschuß sowie aus kartellrechtlichen Gründen. Und die abgeblitzten AUA-Interessenten AirFrance und S7 könnten, wie mehrmals angedroht, die Ausschreibung anfechten, weil diese angeblich zu sehr auf die Lufthansa zugeschnitten gewesen sei.   

Richard G. Kerschhofer


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabo bestellen Registrieren