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20.12.08 / Korruption gehört zum Alltag / Bestechung und Bestechlichkeit sind in Asien Kavaliersdelikte

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 51-08 vom 20. Dezember 2008

Korruption gehört zum Alltag
Bestechung und Bestechlichkeit sind in Asien Kavaliersdelikte

Es ist das Hohelied der überall in Südostasien grassierenden Korruption, einer ungenierten Vetternwirtschaft und der, Europäern schier unbegreiflichen, politischen, juristischen und gesellschaftlichen Kultur auf der Basis von Begünstigung und Bestechung: Die Schlammschlacht um den vor sieben Jahren entmachteten und wegen Plünderung des Volksvermögens sowie wegen Meineids verhafteten und eingesperrten ehemaligen Präsidenten der Philippinen, den Ex-Schauspieler Josef Ejercito Estrada (71), kurz Erap, tobt weiter.

Der „Volksschädling“ hat sogar beste Chancen, für die 2010 anstehende Wahl als „Begnadigter“ durch die amtierende Präsidentin Gloria Arroyo erneut als Kandidat für das höchste Staatsamt aufgestellt zu werden. Arroya selbst sieht sich seit kurzem ebenfalls wegen Bestechung von einem Amtsenthebungsverfahren bedroht. Nun beschuldigt Erap die amtierende und unter Korruptionsverdacht stehende Staatschefin Gloria Arroyo als die Wurzel allen Übels – angesichts seiner eigenen Vergangenheit ein Treppenwitz der Landesgeschichte.

In Thailand tobte über Monate ein Machtkampf. Es ging hier ebenfalls um Korruption in der Macht-elite. Korea und Japan haben genau wie Taiwan und die Volksrepublik China regelmäßig mit ähnlichen Fällen zu kämpfen.

Da Korruption das gesamte System bis hinunter in die Schreibstuben der Gemeinden und die lokale Gerichtsbarkeit durchwirkt, ist das Gedächtnis für solche Missetaten kurz. Und wer beispielsweise glaubt, unter einem Richterspruch dasselbe verstehen zu können wie in Europa, der kennt Asien nicht. Der Luxushäftling Erap wurde lediglich in seiner Villa unter Hausarrest gestellt, konnte dessen ungeachtet in seinem Feriensitz an der Küste Feste feiern, Gäste empfangen und öffentlich vor Tausenden politische Reden halten. Er wartete seelenruhig bei seinen Lieblingsgetränken Cognac und Rotwein auf Revision und erntete schließlich die offizielle Begnadigung und Rückgabe aller bürgerlichen Ehrenrechte.

Bei Europäern stellt sich trotz der sich häufenden Korruptionsfälle im eigenen Land bei der Betrachtung solch exemplarischer Fälle zumindest Unverständnis ein. Und es nimmt nicht wunder, daß die mit über hundert Anklagen belastete Frau Imelda des gestürzten und verbannten Ex-Diktators Marcos auf den satten, dem Volk entzogenen Milliarden, in Luxus und Brillanten geschmückt, trotz einer nie vollzogenen Gefängnisstrafe für hohe politische Ämter kandidiert und sogar in Manila in den Senat einrückte. Bestechung und Bestechlichkeit sind uneingestanden ein fester und für manche Beteiligte kaum verzichtbarer Bestandteil des öffentlichen Lebens. Jeder deutsche Manager, der in diesen Ländern ein Projekt durchsetzen muß, kann davon ein Lied singen. Und schon aus diesem Grund ersinnen die jeweiligen Firmen unverdächtige, aber eben auch strafbare Hilfskonstruktionen und Sonderkonten.

Es ist eine andere Welt und es ist für unsere Politiker schwer, mit dieser asiatischen Mentalität umzugehen. Schlecht bezahlte Richter, Polizisten und Beamte können ohne Gelder unter dem Tisch nicht auskommen. Und wer das nötige Kleingeld hat, empfindet dann das System sogar als angenehm. Führerschein? Kein Problem, andere Identität, kein Problem, Mordanklage unter den Tisch, oft auch kein Problem. Asien as usual.             J. Feyerabend


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