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20.12.08 / Ein Geschäft

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 51-08 vom 20. Dezember 2008

Ein Geschäft von einiger Größe
Der Film »Buddenbrooks« wurde zur bisher aufwendigsten rein deutschen Produktion

Am 25. Dezember ist der Kinostart eines Films, der nicht nur von vielen Einwohnern der Hansestadt Lübeck sehnlich erwartet wird. Der Film „Buddenbrooks. Ein Geschäft von einiger Größe“ soll später auch als Zweiteiler im Fernsehen laufen.

Prominente Namen stehen auf der Besetzungsliste: Armin Mueller-Stahl (als Jean Buddenbrook), Iris Berben (als Konsulin Bethsy Buddenbrook), Jessica Schwarz (als Tony) und August Diehl (als Christian Buddenbrook). Der Film um Glanz und Gloria einer

Lübecker Kaufmannsfamilie wurde von Heinrich Breloer mit großem Aufwand in Szene gesetzt. In 152 Minuten erzählt er die Geschichte nach, die Thomas Mann (1875–1955) auf 1000 Buchseiten 1901 veröffentlicht hat. 16,2 Millionen Euro hat das Vorhaben verschlungen und wurde so zur bisher aufwendigsten rein deutschen Produktion der Filmgeschichte.

Eine Hauptrolle in der Verfilmung von Breloer spielten nicht zuletzt auch die alte Hansestadt an der Trave und ihre Bewohner, von denen viele als Statisten mitwirken konnten.

Eine bessere Werbung hat man sich in Lübeck nicht vorstellen können. Vorbei die Zeiten, da man Thomas Mann einen „Nestbeschmutzer“ nannte und seinen Roman als „Verrath an der Heimat“ beschimpfte.

Es ist die vierte Verfilmung der spannungsreichen Familienchronik, für die Thomas Mann 1929 mit dem Nobelpreis ausgezeichnet wurde. Bereits 1923 wurde ein Stummfilm zu den „Buddenbrooks“ gedreht, es folgten 1959 ein Tonfilm fürs Kino und 1978 eine Adaption für das Fernsehen. Schon damals spielte die deutsche Schauspieler-Elite mit: Liselotte Pulver, Nadja Tiller, Hansjörg Felmy, Lil Dagover, Werner Hinz, Hanns Lothar (1959) sowie Carl Raddatz, Martin Benrath und Ruth Leuwerik (1978).

Diesmal ist es vor allem der 1930 in Tilsit geborene Hollywoodstar Armin Mueller-Stahl, der dem Film besonderen Glanz geben wird. Schon 2001 brillierte er in Breloers Doku-Drama „Die Manns – Ein Jahrhundertroman“ in der Rolle des Thomas Mann. Diese Darstellung wird mitunter als die gelungenste seiner Karriere angesehen. Die Buddenbrooks-Verfilmung soll nun aber die letzte große Filmarbeit für Armin Mueller-Stahl sein. Er wolle sich jetzt mehr der Malerei und Musik zuwenden, den zwei anderen großen Begabungen des Tilsiters. Nicht unerwähnt bleiben sollen auch seine Romane „Verordneter Sonntag“, „In Gedanken an Marie-Louise“ und „Hannah“.

Von der großen Begabung des bildenden Künstlers Mueller-Stahl kann man sich nun im Schleswig-Holsteinischen Landesmuseum Schloß Gottorf wieder einmal ein Bild machen. Dort werden ab 21. Dezember im Kreuzstall Übermalungen des Buddenbrooks-Drehbuchs gezeigt.

Während der Dreharbeiten hatte Mueller-Stahl noch die Zeit gefunden, mit sicherer Hand auf den Scriptseiten das Geschehen festzuhalten. Und das nicht zum ersten Mal. Schon bei den Dreharbeiten zu dem Film über den Porzellansammler „Utz“ hatte er zu Pinsel oder Kugelschreiber gegriffen und Seiten des Drehbuchs übermalt. Zu sehen waren diese Seiten seines „Seelentagebuchs“ im vergangenen Jahr im Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe.

Nicht nur etwa 200 der während der Dreharbeiten zu den Buddenbrooks entstandenen 357 Blätter werden in Schloß Gottorf zu sehen sein, sondern auch eine ausdrucksstarke Fotodarstellung zum Entstehen des Kinofilms.

Auf das bildkünstlerische Werk Armin Mueller-Stahls ist man verhältnismäßig spät aufmerksam geworden. Erst als seine deutsch-deutsche Karriere Hollywood erobert hatte, lüftete Mueller-Stahl selbst das Geheimnis, daß er schon immer neben seiner schriftstellerischen Arbeit, neben der Fähigkeit, phänomenal Geige zu spielen, als Maler und Zeichner Erstaunliches zustandegebracht hatte. Mal sind es bunte abstrakte Formen, oft in schwarz gehaltene Porträts, Szenen vom Set oder Abbildungen völlig freier Gedanken, die auf den übermalten Drehbuchseiten zu entdecken sind. Auf allen Seiten aber tritt das spielerische, gauklerische Vermögen des Multitalents zutage, mit vollkommen ungebundenem Zeichnen und Malen Sehnsucht auszudrücken und seine menschlichen Themen mit Begeisterung und Liebe auszustatten. Doch man spürt noch viel mehr beim Betrachten der Zeichnungen und Aquarelle; man spürt die Stimmungen des Malers, die Heiterkeit, die Lust am Spontanen ebenso wie die tiefe Nachdenklichkeit des Mannes. „Malen ist für mich wie Schauspielern und Schauspielern ist wie Zeichnen“, hat er einmal gesagt. „Mein Leben lang habe ich Haltungen beobachtet und übertragen. Auf der Bühne, vor der Kamera oder auf dem Papier.“          

Silke Osman

Die Ausstellung mit Übermalungen des Buddenbrook-Drehbuchs im Kreuzstall von Schloß Gottorf, Schleswig, ist vom 21. Dezember bis 19. April dienstags bis freitags von 10 bis 16 Uhr, am Wochen-ende und feiertags von 10 bis 17 Uhr zu sehen, Eintritt 6 / 3 Euro.

Foto: Vielseitig: Armin Mueller-Stahl spielt im Film den Jean Buddenbrook und hat das Thema auch als Graphiker erfaßt.


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