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20.12.08 / Es mußte nicht immer Gold sein / Weihnachten am Hof der Hohenzollernherrscher – Die Bescherung fiel manchmal bescheiden aus

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 51-08 vom 20. Dezember 2008

Es mußte nicht immer Gold sein
Weihnachten am Hof der Hohenzollernherrscher – Die Bescherung fiel manchmal bescheiden aus

Weihnachten und Geschenke, das gehörte auch für die Angehörigen der preußischen Königsfamilie zum Christfest. Höhepunkt war zweifellos die Bescherung.

Aus vielen Briefen und Erinnerungen erfährt man, wie es zuging in der Advents- und Weihnachtszeit bei den Hohenzollern. Zwar zog die Etikette enge Grenzen, dennoch wurde den familiären Ritualen durchaus Beachtung geschenkt. Wenn es auch keinen Nikolaus oder Weihnachtsmann gab, so gehörte doch der Tannenbaum unbedingt zu einer Bescherung bei Hofe.

Bereits 1611 hatte Herzogin Dorothea Sybille von Schlesien den ersten Weihnachtsbaum mit Kerzen geschmückt. Diese Kombination von immergrünem Baum und Licht setzte sich durch, als Kerzen mit der Erfindung von Stearin 1818 und Paraffin 1830 für breite Bevölkerungsschichten erschwinglich wurden. Sie fand vor allem im protestantischen Teil Deutschlands rasche Verbreitung, in dem der Tannenbaum als Alternative zur traditionell katholischen Sitte der Weihnachtskrippe angesehen wurde. Im Jahr 1816 war es der Königsberger E.T.A. Hoffmann, der dem Tannenbaum in seinem Märchen „Nußknacker und Mausekönig“ ein literarisches Denkmal setzte.

Im 16. Jahrhundert schon sollen Handwerker einen mit Äpfeln, Nüssen, Brezeln und Papierblumen geschmückten grünen Baum zu Weihnachten für ihre Kinder aufgestellt haben. Später waren es vor allem Adelsfamilien, die diesen Brauch in andere Länder exportierten. Durch Eheschließung gelangten die Frauen in andere Kulturkreise, nahmen dabei aber ihr Brauchtum mit. Mittlerweile ist der geschmückte Tannenbaum in aller Welt beliebt, selbst in Ländern ohne christliche Tradition wie China oder Arabien wird er als Festtagshülse übernommen.

Im Mittelpunkt des Weihnachtsfestes stand auch bei Hofe der Austausch von Geschenken. 1830 berichtete Auguste Fürstin von Liegnitz, die zweite Gemahlin des früh verwitweten Königs Friedrich Wilhelm III. von Preußen, ihrer Schwägerin Gräfin Marie Theres von Harrach, wie großzügig ihr Gemahl gewesen war, und fuhr dann fort: „Dem Könige habe ich aber einen Tisch von meiner eigenen Erfindung fabriziert. Er fand allgemeinen Beifall. Ich hatte schön illuminierte große Blumen gefunden aus einem französischen Werk, … schnitt sie sehr mühsam aus, ließ einen allerliebsten kleinen Tisch von weißem Holz machen und ordnete nun auf die runde Tischplatte ein großes Bouquet. Das alles wurde nun mit Gummi festgeklebt, in der Mitte malte ich noch einige Blätter und Stiele mit Ölfarbe hinein, nun wurde das Ganze mit Lack dick überzogen und sah aus wie die schönste Malerei …“

Es mußten also nicht immer kostbare Geschenke sein, auch Selbstgemachtes bereitete Freude. Friedrich Wilhelm III. wird am 24. Dezember nicht unbekümmert gefeiert haben. Seine Gedanken mögen bei seiner ersten Gemahlin Luise gewesen sein. Schließlich hatten sie einander an einem 24. Dezember das Ja-Wort gegeben.

Als er 14 Jahre nach ihrem Tod Auguste Gräfin Harrach, die spätere Fürstin Liegnitz, in morganatischer Ehe zur Frau nahm, war das Volk empört. Die Menschen hatten „ihre“ Königin Luise zutiefst verehrt. Sie konnte nicht ersetzt werden.

Friedrich Wilhelm III. selbst wird zitiert: „Eine Königin darf es nicht sein; eine Luise bekomme ich nicht wieder.“

Wie harmonisch das Familienleben bei Luise und Friedrich Wilhelm III. gewesen sein muß, erahnt man beim Betrachten einer Zeichnung von Richard Knötel. Sie zeigt das königliche Ehepaar mit seinen drei Söhnen Kronprinz Friedrich Wilhelm, Wilhelm, dem späteren Kaiser Wilhelm I., und Friedrich Louis. Alle drei hatten zu Weih-nachten kleine Uniformen erhalten, die sie den Eltern stolz präsentieren.

Viele Anekdoten ranken sich noch heute um die Königin der Herzen auf dem preußischen Thron. So ließ sie es sich nicht nehmen, in jedem Jahr mit ihrem Gemahl den Berliner Weihnachtsmarkt zu besuchen. Als eine junge Frau die Königin erkannte und ihr am Stand Platz machen wollte, rief Luise: „Stehen bleiben, liebe Frau. Was würden die Verkäufer sagen, wollten wir ihnen die Käufer verscheuchen?“

Als dann die Frau Mut gefaßt hatte, die Königin ansprach und stolz erzählte, ihr Sohn sei im gleichen Alter wie der Kronprinz, kaufte Luise gleich mehrere Spielsachen für den Jungen und legte sie in den Korb der Mutter. „Nehmen Sie, liebe Frau“, so Luise, „bescheren Sie das Spielzeug Ihrem Kronprinzen im Namen des meinigen.“

Nicht immer ging es so bescheiden zu bei Hofe. Das wohl größte Weihnachtsgeschenk erhielt Fried-rich Wilhelm I. von seinen Eltern Friedrich I. und Sophie Charlotte, als er zehn Jahre alt war: 1698 wurde er mit dem Schloß Königs Wusterhausen bedacht. Er selber, der später der Soldatenkönig genannt wurde, beschenkte seine Lieben mit kostbaren Tellern und Schüsseln aus purem Silber.

Der als kunstfeindlich geltende und spartanisch lebende Friedrich Wilhelm I. konnte sich der Pracht nicht verschließen. Er gehörte zu den größten Auftraggebern von Goldschmiedearbeiten seiner Epoche. Im letzten Jahrzehnt seiner Regierungszeit hat er insgesamt über acht Tonnen Geschirr, Leuchter und Möbel aus Silber in Augsburg und Berlin bestellt.

Auch sein Sohn Friedrich der Große zeigte sich zum Fest sehr generös. So schickte er 1753 seinem Kammerdiener Fredersdorf „5000 Thaler an Goldt“, daß dieser eine Uhr für Friedrichs geliebte Schwester Wilhelmine von Bayreuth, eine Tabatiere für die Mutter Sophie Dorothea und „Silbertzeich“ für den jüngsten Bruder Ferdinand erwerben könne.

Silke Osman

Foto: Bescherung 1803: König Friedrich Wilhelm III. und seine Gemahlin Luise bewundern die Prinzen in ihren neuen Uniformen.


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