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20.12.08 / Durch Gottes Gnade zu Erben des ewigen Lebens werden / Christliche Gedanken zum Weihnachtsfest

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 51-08 vom 20. Dezember 2008

Durch Gottes Gnade zu Erben des ewigen Lebens werden
Christliche Gedanken zum Weihnachtsfest

Auch wenn es für die Postboten zur Weihnachtszeit zusätzliche Arbeit bringt, so sind doch für mich Briefe zu Weihnachten und zum Jahreswechsel sehr wichtig. Ich schreibe und bekomme dann besonders gerne persönliche Briefe. Manchmal schreibt mir jemand, mit dem ich schon lange keinen Kontakt mehr hatte, der mich aber noch nicht vergessen hat, und ich auch ihn nicht. Das weckt oft gute Erinnerungen an gemeinsame, erfreuliche Erlebnisse. Wenn wir uns einmal besonders einsam fühlen, dann sollten wir alte Briefe nochmals lesen, um zu sehen, wie viel Liebe und Schönes in unserem Leben es schon gegeben hat und zum Teil unverlierbar geblieben ist.

Wie einen solchen Brief zur Weihnachtszeit können wir das verstehen, was wir im 3. Kapitel des Briefes an Titus lesen:

„Dann aber erschien uns die Güte und Menschenliebe Gottes, unseres Heilandes, und hat uns gerettet. Nicht weil wir Werke der Gerechtigkeit getan hätten, sondern weil er uns sein Erbarmen zuwenden wollte. In der Taufe wurde uns eine neue Geburt zuteil, wir sind zu neuen Menschen geworden durch den Heiligen Geist, den er als Gabe Jesu Christi, unseres Heilandes, reichlich über uns ausgegossen hat. Durch seine Gnade gerecht geworden, sollen wir zu Erben des ewigen Lebens eingesetzt werden, auf das wir unsere Hoffnung setzen.“

Wenn ich diese Gedanken selbst etwas ausführlicher in einem persönlichen Brief an einen Verwandten oder Freund ausdrücken wollte, dann hieße das etwa so:

„Wir beide haben ja erfreulicherweise schon viele Geschenke in unserem Leben bekommen, zu Weihnachten, an Geburtstagen und bei anderen Gelegenheiten. Viele davon sind längst vergessen, sind verbraucht und vorbei. Aber ein Weihnachtsgeschenk ist für mich und hoffentlich auch für Dich immer noch oder immer wieder neu vorhanden: Am Weihnachtsbaum, beim Singen der schönen Weihnachtslieder und beim Hören der Geburtsgeschichte wurde mir als Kind schon Jesus als die wichtigste Person von Weihnachten mehr und mehr bewußt. Weihnachten wurde mein erster Zugang zur Gestalt Jesu Christi.

Später entdeckte ich ihn auch an den anderen christlichen Fe-sten des Jahres als die Hauptperson. Spätestens zu meiner Konfirmation erkannte und bekannte ich, daß Jesus Christus mehr als nur ein wichtiger Mensch ist. Sondern daß in ihm und mit ihm Gott selbst in seiner Güte und Liebe zu uns Menschen erkennbar und erlebbar ist. Zwar wurde mir auch durch meine Eltern, meine Frau und andere Menschen viel Liebe geschenkt. Aber die eigentliche Quelle von Liebe, Vergebung und Ermutigung ist  Gott. Die Jesus-Geschichten und

-Worte im Neuen Testament, Gottesdienste und die Gemeinschaft mit anderen Christen haben mich immer wieder neu gestärkt und ermutigt, wenn mir mein Leben schwer und sinnlos erschien. Dann habe ich mit Gottes Zuspruch neu anfangen dürfen, ohne das irgendwie verdient zu haben. So wurde mir klar, wie sehr ein gelingendes Leben ein Geschenk Gottes ist.

Auch lange bevor wir unser Leben selbst gestalten können, hat Gott uns ja durch unsere Eltern schon liebevoll begleitet. Ihnen bin ich bis heute dankbar, daß sie mich haben taufen lassen, was damals gar nicht selbstverständlich war. Da bekam ich zu meinem Familiennamen noch den Namen Gottes, auf den ich getauft wurde. Seitdem gehöre ich zur Familie Gottes, zur christlichen Kirche. Das wurde zum entscheidenden Datum und Ereignis in meinem Leben bis heute.

Mit der Taufe hat mein und wohl auch dein Christsein angefangen, noch ganz unbewußt, unscheinbar. Mit jedem Weih-nachtsfest und seinen Geschichten und Liedern; mit dem Abendgebet, mit den Jesusgeschichten und denen im Alten Testament, durch Pfarrer, Lehrer, Jugendleiter und Bücher weitergegeben, ist viel Gutes zu Dir und mir gekommen. Langsam haben wir das wahrgenommen, mitgesungen, mitgefeiert, nachgelesen und weitererzählt. Das alles hat uns zu Christen werden lassen, hat uns Anstöße gegeben, Ziele vor Augen gestellt und in Bewegung gesetzt. So sind wir gewissermaßen zum zweiten Mal geboren worden, geistlich-geistig zu neuen Menschen geworden. Wir können seitdem im Vertrauen auf Gott leben, mit seiner Hilfe rechnen, sind wenigstens hin und wieder zu selbstloser Liebe fähig, können helfen und vergeben ohne Berechnung.

Spürst Du nicht auch manchmal, wie uns dabei eine besondere Kraft beflügelt? Das ist sicher die des Heiligen Geistes. Mit seiner Hilfe können wir unser Leben durch Höhen und Tiefen, durch Freud und Leid, durch Gelingen und Scheitern dennoch immer wieder unverzagt wagen.

Ja, und das Beste und Schönste kommt erst noch. Wir dürfen uns jetzt schon darauf freuen, wie Kinder in der Vorweihnachtszeit und noch viel mehr. Gott hat uns versprochen, daß unser irdisches Leben, daß uns oft so sauer wird, allzu oft nicht zur vollen Entfaltung kommen kann und belastet ist von Not, Angst, Krankheit, Schmerzen und Sterben – daß dieses Leben nicht alles ist. Sondern daß uns das höchste Glück, die größte Freude und die vollkommene Liebe erst noch bevorstehen. Was wir hier immer nur ansatzweise und brüchig erleben oder erahnen, das wird dann dauerhafte Wirklichkeit sein.

Wenn uns nach unserem Sterben Gott auferweckt und zu sich holt, uns ganz direkt seine Liebe schenkt, dann werden wir zu voller Freude und tiefster Anbetung finden. Dann werden wir mit Gott und Jesus Christus und durch den Heiligen Geist der Liebe auch miteinander ganz vereint sein. Weil wir durch Weihnachten, durch Jesu Kommen in die Welt, diese großartige Aussicht haben, sollten wir uns jetzt schon hoffnungsvoll darauf einstellen, vorbereiten und vorfreuen.

Aus unserer Weihnachtsfreude kann so eine lebenslange adventliche Vorfreude werden, die unser ganzes Leben bestimmt und hell macht. In der Familie und im Freundeskreis, in Beruf und Freizeit, in unserer Kirchengemeinde und bis hin in die Politik.

Daß auch wir von solcher ganzjährigen Weihnachtsfreude ergriffen werden, das wünsche ich Dir und mir und allen, die wir lieb haben, von jetzt an und für das ganze kommende Jahr. Gott schenke sie uns allen! Amen. Klaus Plorin, Pfarrer i. R.


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