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20.12.08 / Auf den Spuren der Königin Luise / Reizvolles läßt sich am Wegesrand entdecken – Kleine Schlösser und Kirchen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 51-08 vom 20. Dezember 2008

Auf den Spuren der Königin Luise
Reizvolles läßt sich am Wegesrand entdecken – Kleine Schlösser und Kirchen

Auf einem Abschnitt der Königin-Luise-Route durch die Mecklenburgische Seenplatte von Neustrelitz über Mirow nach Fürstenberg an der Havel kann der Reisende einen Blick in die preußische Geschichte werfen.

Insgesamt rund 145 Kilometer lang ist die Königin-Luise-Route von Schloß Hohenzieritz bis Schloß Oranienburg. Eine Teiletappe führt per Rad zunächst nach Neustrelitz. Vom Markt weist das Schild mit dem bekrönten „L“ in die Schloßstraße und weiter entlang am Schloßpark. Nach einem letzten Blick auf die Götterallee und den Hebetempel, einem Seitenblick auf den reizvollen kleinen Hafen und den Chinesischen Pavillon von Friedrich Wilhelm Buttel (1796–1860), der dem Herzogshaus als Wäschespüle diente, sowie das museale Slawendorf taucht man ein in die Schloßkoppel. Um 1800 hatte Herzog Karl dieses Waldstück am Südufer des Zierker Sees als Park mit vielen in- und ausländischen Gehölzen gestalten lassen.

Eine gute Aussicht über die vielen Kanäle und Flüßchen bietet der Burgturm von Wesenberg am Ufer des Woblitzsees. Das Burg-Ensemble ist heute Tourist-Information und Heimatmuseum. Auch der verträumte Fischerort selbst lohnt einen näheren Blick, etwa das Museum für Mechanische Musikinstrumente in der Villa Pusteblume inmitten eines prachtvollen Rosen-Kaffee-Gartens. Den Tritt auf die Pedale des Klaviervorsatzapparates von 1897 oder auf die der Pianola von 1930 sollte man sich nicht entgehen lassen.

Zehn Kilometer trennen Wesenberg von Mirow, das mit seinen 3600 Einwohnern nicht sehr viel mehr Bewohner zählt als Wesenberg selbst. Von 1227 bestimmten die Johanniter mit großem Erfolg Mirows Geschicke, bis 1552 Herzog Christoph von Mecklenburg das Amt des Komturherren übernahm. Im Westfälischen Frieden 1648 wurde die Komturei endgültig den Mecklenburger Herzögen zugesprochen, und 1701, als das Herzogtum im sogenannten Hamburger Vergleich zwischen Schwerin und Strelitz geteilt wurde, verblieb Mirow beim neuen Herzogtum Mecklenburg-Strelitz.

Eine Feldsteinbrücke führt über den Mirower See zur Schloßinsel. Als Adolf Friedrich II. im Jahr 1708 starb, ließ sich dessen dritte Frau an Stelle des Ordenshauses dort ein Witwenschloß errichten. Das elegante Gebäude auf der Schloßinsel entstammt allerdings der Mitte des 18. Jahrhunderts. Denn 1742 schlug der Blitz in die Johanniterkirche ein und entfachte einen Stadtbrand, der vor keinem Gebäude halt machte. Einzig das Renaissance-Torhaus von 1588, heute Tourist-Information, am Eingang der Schloßinsel blieb verschont.

Seit der letzten Verwendung als Seniorenheim (1952–1979) wurde um Erhalt und Nutzung von Schloß und Kavalierhaus gerungen. Äußerlich bereits wieder ein strahlendes Ensemble, ist nur das Kavalierhaus bereits zugänglich. In der einstigen Küche befindet sich vorerst eine stilvolle Leseecke. Die Innen-Renovierung des Schlosses ist noch in vollem Gange. Der Gartensaal im Erdgeschoß und der Festsaal im Obergeschoß sollen einmal für Konzerte und Veranstaltungen zur Verfügung stehen und die übrigen Räume als Museum über die weitverzweigten dynastischen Verbindungen des Fürstenhauses informieren.

Die Fürstengruft der Johanniterkirche vereint nahezu alle Häupter der Familie, darunter die Eltern von Königin Luise und auch deren geliebte Großmutter George (1729–1818). Die verwitwete Landgräfin von Hessen-Darmstadt, Maria Luise Albertine, genannt Prinzessin George, hatte die kleine Luise nach dem Tod von Mutter und Stiefmutter als Zehnjährige zu sich genommen. Georges bürgerlichem Lebensstil verdankte Luise eine wundervoll unbeschwerte Jugend.

Zuletzt wurde der 1996 verstorbene Herzog Georg Alexander zu Mecklenburg, der 1991 nach Mirow gezogen war, in der Gruft bestattet.

Nur der letzte Regent der Meck-lenburg-Strelitzer Linie ruht auf der idyllischen Liebesinsel, die mit der Schloßinsel durch eine Brücke verbunden ist. Adolf Fried-rich VI. soll es selbst so gewollt haben, denn als Selbstmörder durfte er nicht mit in die Familiengruft. Der Großherzog hatte sich auf eine Affäre mit der Fürstin Daisy Pleß (1873–1943), einer gebürtigen Engländerin und sagenumwobenen Gestalt der damaligen High Society, eingelassen. Unter seinem Siegel soll diese geheime Informationen nach England gesandt haben. Als man Adolf Friedrich daraufhin wegen Spionage anklagte, hat er sich erschossen. So endete die Monarchie in Mecklenburg-Strelitz 1918 mit einem lauten Knall. Der Herzog wurde nur 36 Jahre alt.

Weniger dramatisch verläuft die Familiengeschichte in Fürstenberg an der Havel, dem nächsten Etappenziel, das man über eine Kette kleiner Dörfer – Peetsch, Fleeth, Canow, Strasen, Großmenow, Steinförde – erreicht.

Mit dem Bau der Berliner Nordbahn 1877 entdeckten zuerst die Berliner den Reiz der Lage und ließen sich hier Sommervillen errichten. Zu DDR-Zeiten fest in den Händen sowjetischer Offiziere und ihrer Familien, wird noch einige Zeit ins Land gehen, um alle Sanierungen abzuschließen. Die Villen am Röblinsee hinter Steinförden sind jedoch schon jetzt wieder eine attraktive Siedlung.

Ein ähnliches „Wunder“ erhofft man im Zentrum durch das 2006 verkaufte Schloß. Der dreiflügelige Barockbau, der nach Plänen von Christoph Julius Löwe (1690–um 1752) zeitgleich mit dem Mirower Schloß 1752 vollendet wurde, soll zu einem Wellnesshotel um- und ausgebaut werden. Damit würde man an frühere Zeiten anknüpfen. Denn das Haus mit dem reizvollen Rokokodekor war nicht nur Witwensitz der meck-lenburgischen Herzogin Dorothea Sophie (†1765) und später lange Zeit Wohnsitz der pensionierten herzoglichen Beamten.

In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts diente es immer wieder als Sanatorium und Erholungsheim, in dem sich 1920 auch Walter Rathenau (1867–1922), Industrieller, Schriftsteller und Reichsaußenminister in der Weimarer Zeit, aufgehalten hat.

Eine Überraschung war das Empfangskomitee, mit dem Vater Karl, die Brüder Georg und Karl sowie Schwester Friederike am

25. Juni 1810 Königin Luise vor dem Schloß begrüßten. Zu diesem Zeitpunkt ahnte noch niemand, daß genau einen Monat später Luises Sarg in Fürstenberg Station machen sollte.

Den nahen Marktplatz überragt seit 1849 die stattliche Stadtkirche, ein hellgelber Backsteinbau, den Friedrich Wilhelm Buttel errichtete. Luise ist auch hier nicht ganz vergessen. Die Luisenstube der Markt-Gaststätte „Zum Holzwurm“ erinnert mit einer kleinen Bildergalerie an wichtige Momente ihres Lebens.

Helga Schnehagen

Foto: Mirow: Grabmonument des letzten Großgerzogs von Mecklen-burg-Strelitz Adolf Friedrich VI. auf der Liebesinsel im Mirower See. Die gebrochene Säule symbolisiert das abgebrochene Leben des Herzogs. Sie ist umwunden von der Schlange der Versuchung.


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