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20.12.08 / Bitterböse Rachekrimis / Unterdrückte Ehefrauen und falsche Liebhaber greifen zum Äußersten

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 51-08 vom 20. Dezember 2008

Bitterböse Rachekrimis
Unterdrückte Ehefrauen und falsche Liebhaber greifen zum Äußersten

Husten, Schnupfen, Gliederschmerzen? Kein Aspirin hilft. Keine heißen Wickel. Am besten nicht in die nasse Kälte. Das Bett hüten. Wie übersteht man die Zeit? Mit einem guten Buch.

Einen Lesegenuß besonderer Art bietet das soeben erschienene Buch von Angelika Immerath „Räche sich, wer kann“. 13 Kriminalgeschichten besonderer Art. 13mal Spannung und Lesegenuß beim Spiel mit ganz alltäglichen Rachephantasien, die auf höchst überraschende Weise verwirklicht werden.

Rache üben Angelika Immeraths Figuren auf höchst simple und auf höchst raffinierte Weise, meist durch Mord und Totschlag, der eigentlich von keiner polizeilichen Untersuchung aufzuklären ist. Mal hat die rachsüchtige Ehefrau ihrem Mann das Medikament versteckt, mal zuviel Leckerbissen gekocht, denn auch ein Übermaß von Essen kann töten – Rache ist süß. Alle Verbrechen sind eigentlich perfekt geplant und gehen am Ende doch schief.

Angelika Immerath, die einen Teil ihrer Kinderzeit in Ostpreußen lebte, hat einen angeborenen Mutterwitz wie nur wenige deutschsprachige Autoren und läßt die Opfer und Täter ihrer Rachekrimis (frustrierte Ehemänner und unterdrückte Ehefrauen, Betrüger und betrogene Betrüger, falsche Liebhaber, Mörder bei ihrem Geständnis und Schizophrene in ihrem Wahn) mit einer virtuosen Rollenprosa ihre eigene Sprache sprechen – wie in einem Drehbuch.

Keine der Pointen darf verraten werden und keine der 13 Geschichten von sehr unterschiedlicher Länge muß hier hervorgehoben werden, man kann überall mit der Lektüre anfangen.

Die Szenen spielen meist im niederrheinischen Alltag, manchmal auf einer einsamen Nordseeinsel, aber auch in der Vergangenheit, wo im Jahre 1834 ein bisher unaufgeklärter Mord in der Kirche passierte, der überraschend aufgeklärt wird. Auch da war Liebe, Enttäuschung und Rache im Spiel.

Die mit wenigen Strichen gezeichneten Szenen werden vom Leser sofort in Bilder und Stimmungen umgesetzt und rufen geradezu nach einer Verfilmung, und so muß das Buch gelesen werden.

Verbrechen aus Leidenschaft oder auch aus menschlicher Schwäche, Angelika Immerath zeichnet ihre Menschen mit einem boshaften Humor, ohne je bösartig zu sein, menschenfreundlich mit den Schwächen der Mitmenschen umgehend. Am Ende schmunzelt die Erzählerin und zwinkert dem Leser zu: Alles nicht so böse gemeint, aber das könntet auch ihr sein, es steckt in euch allen. Der freundliche Zeigefinger der Autorin verschweigt den Lesern nichts, bleibt aber positiv: „Das Gute daran, glaubt er fest / ist stets das Böse, das man läßt.“        Klaus R. Röhl

Angelika Immerath: „Räche sich, wer kann“, Bod, Norderstedt 2008, broschiert, 148 Seiten, 9,90 Euro


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