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20.12.08 / Mit dem Nationalismus kamen die Probleme / Die ethnische Mischung Posens stellte solange kein Problem dar, wie sich alle als Preußen fühlten

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 51-08 vom 20. Dezember 2008

Mit dem Nationalismus kamen die Probleme
Die ethnische Mischung Posens stellte solange kein Problem dar, wie sich alle als Preußen fühlten

Durch die Zweite Polnische Teilung  1793 wurde Posen preußisch. Als Folge des von Preußen verlorenen Vierten Koalitionskrieges gegen das napoleonische Frankreich 1806/07 wurde die Stadt kurz­zeitig Bestand­teil des (Groß-)Her­zog­tums Warschau. Nachdem die Befreiungskriege mit der Herrschaft Napoleons auch der Existenz des vom Franzosenkaiser geschaffenen Her­zogtums ein Ende gesetzt hatten, kam Posen wieder zu Preußen.

Die das Gebiet der gleichnamigen preußische Provinz wurde bereits seit dem Mittelalter von Deutschen und Polen bewohnt. Dieses Nebeneinander Angehöriger zweier Nationalitäten war solange kein Problem, wie der Nationalismus noch nicht erwacht und die Bewohner Posens sowohl in ihren eigenen Augen als auch in denen der Staatsmacht primär Preußen waren, unabhängig von ihrer Nationalität.

Erschwert wurde die Situation, als im Jahre 1871 mit Preußen auch dessen Provinz Posen Bestandteil des kleindeutschen Nationalstaats wurde. Anders als das spätere Zwischenkriegspolen, das einen Großteil der angestammten Deutschen verdrängte, gab es seitens des Kaiserreiches nichts Vergleichbares gegenüber deutschen Bürgern polnischer Nationalität. Allerdings machte es das Kaiserreich den Polen schwer, es als ihren Staat anzuerkennen. Beispielsweise wurde 1873 „mit Ausnahme der Religion und des Kirchengesanges“ Polnisch als Unterrichtssprache abgeschafft, 1876 wurde Deutsch alleinige Amtssprache, und 1898 wurden die Staatsbediensteten zur „Förderung des Deutschtums“ verpflichtet. Wenn diese Germanisierungspolitik auch psychologisch ungeschickt war und das deutsch-polnische Verhältnis belastete, so führte sie keineswegs zur Zurückdrängung des polnischen Bevölkerungsanteils. Vielmehr sank sogar der Anteil der Deutschen an der Gesamtbevölkerung der Provinz Posen von 44 Prozent im Jahre der Reichsgründung 1871 auf 38 Prozent vor dem Ersten Weltkrieg.

Nicht gerade polenfreundlich hatte Otto v. Bismarck, der spätere erste Kanzler des Deutschen Reiches bereits 1848 gewarnt: „Man kann Polen in seinen Grenzen von 1772 (wieder) herstellen wollen, wie die Polen selbst es hoffen, wenn sie es auch noch verschweigen, ihm ganz Posen, Westpreußen und Ermland wiedergeben; dann würden Preußens beste Sehnen durchschnitten und Millionen Deutscher polnischer Willkür überantwortet sein, um einen unsicheren Verbündeten zu gewinnen, der lüstern auf jede Verlegenheit Deutschlands wartet, um Ostpreußen, polnisch Schlesien, die polnischen Bezirke von Pommern für sich zu gewinnen. Andererseits kann eine Wiederherstellung Polens in einem geringeren Umfange beabsichtigt werden, etwa so, daß Preußen zu diesem neuen Reiche nur den entschieden polnischen Teil des Großherzogtums Posen hergäbe.“

Dazu kam es freilich 1918/19 nicht. Vielmehr ging fast die komplette Provinz an Polen, gegen das Selbstbestimmungsrecht der Völker auch Grenzstreifen mit klarer und jahrhundertealter deutscher Mehrheit. In der großen Karte oben markiert die dunkelgrüne Linie näherungsweise diese Randbereiche der Provinz.       M. R.

Foto: Vor der Teilung: Preußens Provinz Posen


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