19.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
20.12.08 / Der Wochenrückblick mit Hans Heckel

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 51-08 vom 20. Dezember 2008

Leergut / Was uns nach der Krise bleibt, wer jetzt auch noch Geld braucht, und was wir spätestens 2014 erfahren werden
Der Wochenrückblick mit Hans Heckel

Wer in den Fernseher    guckt ist fassungslos, mit welcher Zähigkeit Banken, Versicherungen oder Fondsgesellschaften noch immer nach unserem Geld gieren. Sie preisen ihre Finanzprodukte an wie ein tragischer Trickbetrüger, der seine Opfer munter weiter umschleimt ohne zu bemerken, daß ihn alle längst durchschaut haben.

Die Finanzjongleure hoffen wohl darauf, daß all die Gerupften unter den Zuschauern händeringend nach sicheren Anlagemöglichkeiten suchen. Aber gibt’s die wirklich an den Kapitalmärkten? Kluge Nachrechner sagen nein und meinen, die Antwort auf den Börsenkollaps in einer alten Weisheit gefunden zu haben, die lautet: Nichts sparen, nichts anlegen, sondern alles versaufen! Da hat man wenigstens noch was von seinem Geld.

Und zwar mehr, als man denkt. Die Kalkulation ist atemberaubend: Wer vor 18 Monaten für 1158,48 Euro Aktien einer großen deutschen Bank gekauft hat (einer, die noch vergleichsweise gut dasteht), der habe heute noch magere 215,28 Euro übrig. Und das, nachdem er anderthalb freudlose Jahre lang den trüben Anblick seiner welkenden Papiere ertragen mußte.

Wer hingegen dieselbe Summe zur selben Zeit in Bier einer gehobenen Marke investiert hat, der hätte nicht allein viele fröhliche Zechgelage erlebt. Nein, ihm wäre zudem Leergut im Wert von 223,20 Euro geblieben.

Eine wirklich deprimierende Rechnung. Und dann flimmert zwischen den Nachrichten wieder so ein ölig grinsendes Werbegesicht durch die Röhre und besabbelt uns, daß wir „besser heute vorsorgen“ sollten mit dem Sowiesopaket, dem Fonds, dem ... ach! Wer kann das noch hören?

Aber Geld verdienen müssen wir trotzdem irgendwie. Jetzt geht es um die Frage, was noch krisenfest ist. Ebene noch blühende Wirtschaftszweige schlingern beängstigend. Um das Jahr 2000 entstanden zahllose Anti-Rechts-Programme, bei denen viele erfahrene Ex-Nazis und andere Aufklärer ihr Auskommen fanden. 2000 entstand auch „Exit“, ein Aussteigerprogramm für junge Rechtsextremisten. Nun droht „Exit“ schwere Not, weil Ende März 2009 die Förderung ausläuft. Das, obwohl „Exit“ viel geleistet hat. Mit bis zu 30 Angestellten in drei Geschäftsstellen ist es nach eigenen Angaben gelungen, rund 300 Menschen dabei zu helfen, aus der Extremisten­szene auszusteigen. Aha. Bis zu 30 Mitarbeiter für 300 Aussteiger in acht Jahren. Macht so ein bis manchmal zwei pro Jahr und Mitarbeiter.

Nun droht den Mitarbeitern angeblich die Entlassung, wobei wir sicher sind, daß bis Ende März eine Lösung gefunden werden wird. Volker Beck von den Grünen hat den feigen Messeranschlag auf den Passauer Polizeichef bereits für eine Beschäftigungsoffensive genutzt. Es werde „derzeit noch zuwenig getan“, monierte er im ZDF-Morgenmagazin Anfang der Woche. Vielleicht findet der Kampf gegen rechts ja Eingang in das anstehende zweite Konjunkturprogramm. Solche Programme sind prächtig, weil sie mit einem Mal soviel Extrageld freisetzen, daß man nur geschickt genug zuzugreifen braucht.

Daß so ein Konjunkturprogramm den deutschen Debattenstadl nur als eierlegende Wollmilchsau überlebt, ist von Anfang an klar. Die Interessengruppen stehen schon Schlange, um zu erklären, warum gerade ihr Anliegen „jetzt erst recht“ unter dem Eindruck der Konjunkturkrise oberste Priorität besitzt.

Als erstes haben sich die Klimaschützer gemeldet. Klimaschutz sei auch Wirtschaftsförderung, sagen sie. Es geht die Angst um, daß der Klimaschutz unter dem Eindruck zusammenbrechender Weltwirtschaften nicht mehr den ersten Rang unter den Sorgen der Menschen einnehmen könnte.

Von dieser Furcht getrieben sehen sich prominente Klimaschützer zu bislang unvorstellbaren Maßnahmen genötigt: Al Gore hat prophezeit, daß in fünf Jahren im Sommer keine Eiskappe mehr auf dem Nordpolarmeer ruht – geschmolzen. Weiß er, was er da getan hat? Al Gore hat gegen die goldene Berufsregel aller Wahrsager verstoßen: Bleibe mit deinen Weissagungen entweder so verschwommen, daß sie immer stimmen müssen oder schiebe die prophezeiten Ereignisse soweit in die Zukunft, daß du und dein Gequassel zu dem Zeitpunkt längst vergessen sein werdet.

Al Gore dagegen hat uns eine Prophezeiung geschenkt, die kaum mehr als eine  Wahlperiode hin ist. Im Sommer 2014 können wir von unseren Satelliten aus voller Neugier auf den vermutlich immer noch ziemlich weißen Nordpol schauen und dann unseren fragenden Blick auf Mister Gore richten. Seine gewundenen „Erklärungen“ werden uns ein Quell endloser Wonnen sein.

2014! Dann sind wir nicht nur in dieser Hinsicht schlauer. Man hat mittlerweile mehr Angst vor der nächsten Prognose zur Wirtschaftskrise als vor der Wirtschaftskrise selbst. Alle paar Stunden läuft ein anderer durchs deutsche Dorf und tutet Horrorzahlen in unsere Hütten. Der Chef des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Klaus Zimmermann, hat gefordert, man solle diese Prognosen eine Weile mal sein lassen, die machten eh nur alle nervös. Klingt vernünftig. Aufschlußreich ist Zimmermanns Begründung fürs Maulhalten: In den Modellen der Wirtschaftsforscher kämen Finanzkrisen gar nicht vor. Und wenn doch, dann sei diese Krise viel zu besonders, um unter ein Modell zu passen: „Wir können sagen, es passiert was Schlimmes, aber wie schlimm es wird, können wir nicht sagen.“ Das hätten wir auch sagen können.

Am liebsten würde man verreisen. An einen Ort, wo es diesen ganzen Kuddelmuddel nicht gibt. Doch mittlerweile haben sich überall die gleichen Regeln durchgesetzt, die mit der Globalisierung in die fernsten Schluchten vorgedrungen sind.

Einst trugen Zocker ihr Risiko ganz allein, heute holt sie der Steuerzahler raus. Früher galt auch, daß eine Abenteuerreise nur für den Abenteurer gefährlich ist. Heute liegt das Risiko hingegen bei den Daheimgebliebenen, die im Ernstfall das Lösegeld bezahlen müssen. So ein Urlaub im Jemen ist ein ganz außergewöhnliches Erlebnis, das nur wenige Steuerbürger bezahlen können. Doch sollte was schiefgehen, kommen für die Erpresserrechnung eben alle auf. Der Entführte muß nicht mal viel aushalten, denn, wie der deutsche TV-Kommentator völkerverständig hervorhob: „Die jemenitischen Entführer behandeln ihre Geiseln wie Gäste.“ Ja, ja, die orientalische Gastfreundschaft!

Man sollte aber auf der Hut sein. Nach manch fröhlichem Abendgelage gibt es am nächsten Morgen ein böses Erwachen. Auf Reisen, in der Wirtschaft und auch in der Politik. Hessische Linksparteiler treten rudelweise aus wegen Stasi-Methoden in ihrer Partei. Mitglieder würden bis ins Private von SED-geschulten Kadern überwacht, schimpfen sie. So hatten sie sich am Abend des feierlichen Eintritts den politischen Alltag nicht vorgestellt.

Diesen Schock haben schon ganze Völker erlitten. Am Abend troff die Luft von wuchtigen revolutionären Versprechungen vom glücklichen Leben mit mehr von allem für alle. Da konnte niemand widerstehen und sprang begeistert auf den roten Wagen.

Am Morgen nach der großen Party fanden sie sich dann beraubt, gefesselt und geknebelt vor, herumgeschubst von kalten Technokraten und brutalen Haudraufs. Der Unterschied zu den linken Hessen war allerdings, daß die Völker nicht einfach austreten konnten.

Es ist merkwürdig, aber der Mensch scheint wirklich dazu verdammt, alle Fehler x-mal zu wiederholen. Die Kommunisten organisieren ein Überwachungssystem, das bis ins Private geht? Ja, haben sie es denn irgendwo zu irgendeiner Zeit schon einmal anders gehalten? Wie sagt das alte deutsche Sprichwort: Wer mit den Kommunisten zu Bett geht, der wacht mit ihren Wanzen auf.


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabo bestellen Registrieren