19.04.2024

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20.12.08 / Schattenphrasen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 51-08 vom 20. Dezember 2008

Schattenphrasen

Was immer auf der weiten Welt
geworfen wird, muß fallen –
ein Grundprinzip, das eisern hält,
und früh schon dämmert’s allen.

Daß Fallen bloß nach unten geht,
ist allerdings Legende:
Mein Schatten schafft es ganz diskret
auch rauf und an die Wände!

Er fällt anscheinend wie er will,
ich mag mich noch so drehen –
naja, zumindest ist er still
und hindert nicht beim Gehen.

Sein Schwachpunkt wird indessen klar:
Sich nach dem Fall erheben,
auf eignen Füßen stehen gar,
das schafft der nie im Leben.

Selbst fallen kann er nicht allein,
ich muß ihn werfen nämlich –
wie macht ihn doch im trüben Schein
sein Schattendasein grämlich!

Moment – nicht ich betreib’ den Sport:
Das Licht wirft meinen Schatten,
denn geht es aus, ist prompt er fort,
wie’s oft wir drei schon hatten.

Verblasen dann ist seine Spur –
er ist mit andern Worten
ein Schatten seiner selber nur
und nirgendwo zu orten.

In gleichem Sinne wird pointiert
vom Sprichwort schon bemängelt,
daß einzig, wo viel Licht brilliert,
sich auch viel Schatten drängelt.

Hingegen kann man sicher nicht
wen in den Schatten stellen:
Man steht im besten Fall vorm Licht
und schirmt sie ab, die Wellen.

Ein Großereignis, das voraus
den Schatten werfe aber,
ist physikalisch echt ein Graus
und sprachlich ein Gelaber.

Jedoch es leitet stracks zum Schluß
und hilft beim Resümieren,
denn weggeworfne Schatten muß
man heute rezyklieren:

Mit Schatten der Vergangenheit
– wer kennt nicht diese Phrase –
so führt man bis in Ewigkeit
uns alle an der Nase ...

Pannonicus


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