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03.01.09 / Mitgefühl

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 01-09 vom 03. Januar 2009

Konrad Badenheuer:
Mitgefühl

Mehr als gedämpft lesen sich die Stellungnahmen und Kommentare zur neuen Eskalation im Nahen Osten. Es scheint geradezu Einigkeit darüber zu geben, daß keine Einigung möglich ist, sondern daß hier ein unlösbarer Konflikt vorliegt, der bestenfalls eingedämmt und auf halbwegs erträglichem Niveau stabilisiert werden kann.

Diese Sichtweise bedrückt aber nicht nur angesichts des menschlichen Elends, das auf beiden Seiten als Preis der unbefriedeten Situation zu bezahlen ist. Das Leben der Palästinenser im Schatten von Zaun und Grenzmauer, die viele Städte im Westjordanland umgeben, ist so wenig erstrebenswert wie die ständige Sorge der jüdischen Bewohner von Sderot und anderen Städten vor der nächsten Rakete aus dem Gazastreifen.

Nicht zuletzt das Schweigen der ausgleichswilligen Kräfte auf beiden Seiten bedrückt. Das sogenannte „Friedenslager“ in Israel erscheint, wenn nicht ratlos, dann zumindest tief frustriert, und auf palästinensischer Seite sieht es nicht besser aus.

Wer die Region bereist hat, den verwundert vor allem der Mangel an Mitgefühl, der auf beiden Seiten weit verbreitet ist. Die frappierende Eskalation der letzten Tage – 300 tote Palästinenser für einige verletzte Israelis – hätte wenige Wochen vor der Wahl der Knesset kaum stattgefunden, wenn eine Mehrheit der israelischen Bevölkerung sie für unangemessen gehalten hätte. Die Vorstellung, daß das größere Recht und die größere Ehre auf der Seite desjenigen liegen könnten, der die höheren Verluste erleidet, ist im Nahen Osten kaum verwurzelt. Es ist eine christliche Vorstellung.


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