25.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
03.01.09 / Linke fühlt sich verladen / »Gemeinschaftsschule«: Es knirscht in der rot-roten Koalition

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 01-09 vom 03. Januar 2009

Linke fühlt sich verladen
»Gemeinschaftsschule«: Es knirscht in der rot-roten Koalition

Zu Beginn des Schuljahres 2008/2009 begann mit zweijähriger Verspätung in Berlin ein neues Schulprojekt: die „Gemeinschaftsschule“. Genau genommen ist diese Schulform gar nicht so neu, denn sie ähnelt stark der polytechnischen Oberschule der DDR. Das bundesdeutsche System kennt hingegen die Trennung von unterschiedlich begabten Schülern ab der 5. oder 7. Klasse

Bei der letzten Senatsbildung 2006 wurde dieses Vorhaben zwischen SPD und Linkspartei vereinbart. Alles solle jedoch auf freiwilliger Basis geschehen.

Neuerdings jedoch geraten sich SPD und Linke über das gemeinsame Projekt in die Haare. Schulsenator Zöllner (SPD) ist nach Ansicht der Linkspartei dabei, die Gemeinschaftsschule politisch zu beerdigen. Er bereitet die Zusammenlegung der Haupt-, Real- und Gesamtschule zur „Regionalschule“ vor. Dort aber hat das „gemeinsame Lernen“ – wie bisher – nach der 6. Klasse ein Ende. Es gibt indes nur eine Trennung zwischen Gymnasiasten und den übrigen Schülern, statt einer dreifachen Differenzierung. Die Linke verdächtigt nun die SPD, nur zum Schein auf ihren Koalitionspartner eingegangen zu sein. Steffen Zillich, Abgeordneter der Linkspartei, beklagt die angebliche „Verunsicherung“ der interessierten Schulen durch das von Zöllner betriebene Vorhaben.

Am Start des Projekts waren gerade einmal elf Berliner Schulen beteiligt. Darunter nur drei aus dem Westteil. Unter ihnen befand sich auch die Rütlischule, die weit über die Stadtgrenzen hinaus durch Gewaltexzesse in den Blick­punkt des öffentlichen Interesses gerückt war. Durch die Zusammenlegung mit einer Grundschule ist nun der Name verschwunden, die ethnischen Konflikte hingegen bleiben. Zufall oder nicht: Die Pisa-Studie hat auch einen Zusammenhang zwischen Ausländeranteil undLernergebnisse zutage gefördert.

Allerdings wird Pisa auch von den Befürwortern der Gemeinschaftsschule ins Feld geführt. Sie fördere die demokratische Gesellschaft und den mündigen Bürger. Weitere Merkmale der Gemeinschaftsschule seien, daß es kein Sitzenbleiben mehr gebe und „ungeeignete“ Schüler nicht mehr von der Schule verwiesen werden könnten.

Ab dem kommenden Schuljahr sollen zusätzliche Gemeinschaftsschulen entstehen. Indes haben sich bloß sechs Anstalten gemeldet – davon nur eine aus dem Westteil.

Hans Lody


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabo bestellen Registrieren