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03.01.09 / »Vater des deutschen Rundfunks« / Vor 50 Jahren starb der Techniker, Kaufmann und Politiker Hans Bredow – Gegner des Nationalsozialismus

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 01-09 vom 03. Januar 2009

»Vater des deutschen Rundfunks«
Vor 50 Jahren starb der Techniker, Kaufmann und Politiker Hans Bredow – Gegner des Nationalsozialismus

Früher als andere erkannte Hans Bredow die Möglichkeiten des Mediums „Rundfunk“, ein Begriff, den er selber 1921 prägte. Als Rundfunkpolitiker setzte er sich für eine föderale Vielfalt selbständiger und überparteilicher regionaler Rundfunksender ein.

Hans Carl August Friedrich Bredow, der bereits zu Lebzeiten „Vater des deutschen Rundfunks“ genannt wurde, kam am 26. November 1879 als Sohn von Carl Bredow und dessen Ehefrau Julie Fronhoefer im pommerschen Städtchen Schlawe zur Welt. In Rendsburg besuchte er das Realgymnasium bis zur Obertertia. In Hamburg machte er eine Lehre als Elektrotechniker. Anschließend studierte er an der Universität Kiel und später am Friedrichs-Polytechnikum in Köthen Physik und Elektrotechnik. 1903 wurde er Projektierungsingenieur bei AEG in Berlin. Ein Jahr später wurde er von der von seinem Arbeitgeber und Siemens neugegründeten „Gesellschaft für drahtlose Telegraphie m.b.H., System Telefunken“ (Telefunken) übernommen. Am 1. Mai 1908 wurde er der technische Direktor dieser Gesellschaft, die er zusammen mit Georg Graf von Arco leitete.

Eines der Ziele Bredows war es, das Monopol des britischen Telekommunikations-Ausrüsters Marconi beim Funkverkehr zu brechen und ein eigenes deutsches Funknetz aufzubauen. Im Jahre 1911 trat Marconi den Funkbetrieb auf deutschen Schiffen an die im selben Jahr von Marconi selber sowie Siemens, AEG und Telefunken gegründete „Deutsche Betriebsgesellschaft für drahtlose Telegraphie m.b.H.“ (DEBEG) ab. Deren Leitung übernahm Bredow.

Der gebürtige Pommer setzte den Bau einer großen Versuchsstation bei Nauen in der Nähe Berlins durch, die nach mehrfacher Vergrößerung zur stärksten Funkstation der Welt ausgebaut wurde und zahlreiche Gegenstationen in allen Teilen der Welt erhielt.

Ebenso setzte sich Bredow – beispielsweise als Vertreter der deutschen Funkgesellschaften auf der internationalen Funkkonferenz in London 1912 – entscheidend für das Zustandekommen eines internationalen Seefunks ein.

Daneben hatte Bredow bereits in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg begonnen, eine neue Idee zu verfolgen, die des Rundfunks. Im Jahre 1913 führte er in New York der Presse sein erstes Rundfunkprogramm vor.

Im Ersten Weltkrieg gehörte Bredow der Funker- und Fliegertruppe an. Schon damals unternahm er Versuche, in die Schützengräben Rundfunkprogramme über Kopfhörer zu vermitteln. Dabei verwendete er erstmalig Röhrensender und Hochfrequenzverstärker. Nach dem Ersten Weltkrieg warb Bredow in einer Rede vor der Nationalversammlung von 1919/20 für die Idee des Rundfunks. Der Erfolg war mäßig, doch holte ihn Reichspräsident Fried­rich Ebert als Ministerialdirektor ins Reichspostministerium mit dem Auftrag, den weltweiten Nachrichtenverkehr und den Rundfunk in Deutschland aus- beziehungsweise aufzubauen. 1921 avancierte er zum Staatssekretär für das Telegrafen-, Fernsprech- und Funkwesen. Ein Jahr später wurde der Sendebetrieb aufgenommen, der anfangs nur der Übermittlung von Wirtschaftsnachrichten diente und später dann auch der Unterhaltung.

Bredow war Rundfunkföderalist. Das Sendenetz verblieb zwar bei der Reichspost, aber die Programmgestaltung wurde selbständigen regionalen Gesellschaften überlassen. Als Dachorganisation wurde 1925 die Reichs-Rundfunk-Gesellschaft (RRG) gegründet. Ihren Vorsitz übernahm Bredow, der seit 1926 das Amt eines Reichs-Rundfunk-Kommissars des Reichs­postministers bekleidete.

Bredows politisches Ideal des überparteilichen Rundfunks vertrug sich nicht mit den Gleichschaltungsabsichten der Nationalsozialisten. Noch am Tage ihrer „Machtergreifung“, am 30. Januar 1933, trat er zurück. Als engste Mitarbeiter von ihm verhaftet wurden, protestierte er hiergegen per Telegramm beim Reichspräsidenten. Daraufhin wurde auch er verhaftet, verbrachte die darauffolgenden eineinviertel Jahre als Untersuchungshäftling in Berlin-Moabit. 1935 wurde ihm wegen Untreue der Prozeß gemacht. Er erhielt Berufsverbot und siedelte nach Wiesbaden über, wo er ein Rundfunkarchiv aufbaute.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der politisch unbelastete Bredow kurzzeitig Regierungspräsident von Hessen-Nassau mit Dienstsitz Wiesbaden. Ebenfalls 1945 bestimmten ihn die Alliierten zum Aufsichtsratsvorsitzenden des deutschen Metallgroßunternehmens Buderus.

Nachdem 1949 der Hessische Rundfunk gegründet worden war, wählte dessen Verwaltungsrat noch im selben Jahr Bredow zum ersten Vorsitzenden. Dieses Amt bekleidete er bis 1951, da war Hans Bredow bereits 72 Jahre alt. Am 9. Januar 1959 verschied der Träger der Preußischen Staatsmedaille in seinem hessischen Wohnort Wiesbaden an den Folgen eines Schlaganfalls.

Manuel Ruoff

Hans Bredow: Wenige Jahre vor seinem Rücktritt als Reichs-Rundfunk-Kommissar Bild: Ullstein


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